Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
aufzuführen. Josh zwang sich, stehen zu bleiben und Megan anzusehen. „Ich brauche einen Kaffee“, sagte er, als die Schwestern an ihnen vorbeigingen. „Was ist mit dir?“
Er hatte weder damit gerechnet, dass sie Ja sagen würde, noch damit, dass die Kantine ausnahmsweise fast leer war. Sie setzten sich an einen der begehrten Tische am Fenster. Weit und breit war niemand, der von ihrer Unterhaltung etwas hätte aufschnappen können.
Megan war bisher sehr still gewesen. Jetzt rührte sie in ihrem Kaffee, trank aber nicht.
„Es tut mir leid“, begann sie schließlich. „Ich hätte dir neulich Abend von Charles erzählen sollen.“
Josh zuckte mit den Schultern. Hatte sie doch, oder? Als sie zugab, dass jemand in Afrika ihr etwas bedeutete. Er wich ihrem Blick aus. „Wozu?“
Ihr Schweigen brachte ihn dazu, sie anzusehen. Ihre Lippen bebten, und als sie endlich etwas sagte, hörte es sich mühsam an. „Ich will nicht, dass du mich hasst“, flüsterte sie.
Der Ärger, der wie ein Stachel unter seiner Haut gesteckt hatte, verflüchtigte sich, löste sich auf. Plötzlich war es nicht mehr so wichtig, dass sie ihm damals nicht geglaubt hatte. Dass sie nach Rebeccas Tod verschwunden war und ihn einfach sich selbst überlassen hatte.
Wie könnte er die einzige Frau hassen, die er je geliebt hatte und immer lieben würde?
Es war seine Entscheidung gewesen, die Beziehung zu beenden. Er hatte Megan aus seinem Leben verbannt, um ein guter Vater zu sein. Seine Geschwister und er hatten erlebt, wie zerstörerisch leidenschaftliche Liebe sein konnte, und sehr darunter gelitten. Das wollte er seinen Kindern ersparen. Seine Mutter, die vor ihrer Zeit gealtert war, sollte ihm ein warnendes Beispiel sein.
Ja, er hatte das Richtige getan. Ihm war nichts anderes übrig geblieben. Aber deshalb wollte er noch lange nicht, dass Megan unglücklich war.
„Ich hasse dich nicht“, sagte er mit einem zärtlichen Lächeln und legte seine Hand auf ihre. „Ich könnte dich niemals hassen, Megan.“
Er sollte ihre Hand wieder loslassen, doch es fiel ihm schwer. Ihre Haut war unwiderstehlich warm und weich, und unwillkürlich streichelte er sie mit dem Daumen.
„Charles ist …“ Ihre Stimme klang belegt, so als würde Megan mit den Tränen kämpfen. „Das mit ihm, das … ist nicht perfekt, aber was wir hatten … das ist vorbei, Josh. Das Leben geht weiter, ich durfte nicht zurückschauen …“
„Natürlich nicht.“ Er fuhr fort, ihre Hand zu streicheln. „Ich freue mich für dich. Wirklich.“
„Du wirst auch jemanden finden.“ Sie schluckte hörbar.
„Nein.“ Josh zog seine Hand weg.
Mit Megan konnte er nicht zusammen sein. Selbst wenn er die Geister der Vergangenheit vertreiben könnte, es war zu spät. Sie war verlobt. Und eine andere zu heiraten, das kam nicht infrage. Er würde ihr nur wehtun, weil er sie nie so lieben konnte wie Megan. Die Ehe mit Rebecca war der bittere Beweis dafür.
„Du gibst dir immer noch die Schuld an allem, oder?“
Josh schwieg.
Diesmal, nach einem langen, angespannten Schweigen, griff Megan nach seiner Hand. „Es war nicht deine Schuld“, sagte sie sanft, aber bestimmt. „Es war auch meine, dass ich damals schwanger geworden bin. Und es war ein Fehler, dass ich dir nichts davon gesagt habe. Du ahntest, dass es dein Sohn war, den du in der Nacht zu retten versucht hast, doch selbst da habe ich geschwiegen. Es muss dich jahrelang verfolgt haben. Josh, es tut mir leid. Ich weiß, es war furchtbar, und wir beide werden es nicht vergessen, aber es ist so lange her. Wir müssen endlich loslassen.“
„Ich habe Rebecca geheiratet“, murmelte er. „Ich habe ihr Leben verpfuscht.“
„Sie hat sich aus freien Stücken entschieden, deine Frau zu werden. Und soweit ich weiß, hast du ihr von Anfang an klargemacht, dass du keine Kinder wolltest. Später hast du aufgegeben, was du wolltest … für deine Kinder, für Rebecca.“
Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Oh ja … er hatte verzichtet, und es hatte sich angefühlt wie ein langsamer qualvoller Tod all dessen, wonach er sich sehnte – in den Monaten, als er zu Megan auf Distanz gegangen war.
Das durfte er ihr nicht sagen. Nicht, wenn sie jemand anders gefunden hatte.
Andererseits … sie hielt immer noch seine Hand. Fest und warm spürte er ihre schlanken Finger, verschränkt mit seinen. Unwillkürlich beugte er sich vor, angezogen von etwas, das er in ihren tiefgründigen Augen las, das ihn lockte und
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