JULIA ARZTROMAN Band 26
andere Hand. Anscheinend tat ihm der Arm weh, aber er beklagte sich nicht. „Und bei der Augenfarbe, da gibt es auch verrückte Sachen. In Mr. Tollivers Klasse ist ein Junge, der ein braunes und ein blaues Auge hat. Echt cool. Meine sind einfach braun, weil Mum und Dad braune haben.“
„Meine sind grünbraun“, verriet Maggie und fragte sich, welche Augenfarbe ihre Kinder hätten, wenn sie Adam heiraten würde. Hellbraun oder Saphirblau? Normalerweise setzten sich genetisch die braunen Augen durch, aber wie würde es in ihrem Fall sein?
„Maggie?“
Die Stimme kam aus weiter Ferne und von Echos verzerrt, doch ihr Herz erkannte sie auf Anhieb und schlug sofort schneller.
Adam!
Hatten er und Mike den Zugang zur Mine frei geräumt?
War er bereits auf dem Weg zu ihr? Schuldbewusst erinnerte sie sich daran, dass sie versprochen hatte, ihn auf dem Laufenden zu halten.
Ihre Knie protestierten schmerzhaft, als sie sich aus ihrer verkrampften Haltung aufrichtete. „Adam!“, rief sie über den Geröllhaufen hinweg, der noch immer einen Großteil des Tunnels blockierte. „Uns geht es gut.“
Zugegeben, das stimmte nur bis zu einem gewissen Punkt. Sie hatte noch keinen Blick auf Tels Verletzung werfen können.
„Wie viele Verletzte?“, hallte es geisterhaft von den Wänden wider. Zumindest hörte es sich so an.
„Zwei! Einer leicht, einer schwer.“
In diesem Moment spielte es keine Rolle, ob er verheiratet war oder nicht. Sie war nur unendlich dankbar, dass er für sie da war und sich um ihre Sicherheit sorgte. Wäre er jetzt hinter diesen Felsbrocken aufgetaucht, sie hätte sich ihm ohne zu zögern in die Arme geworfen.
„… ihr raus?“ Den ersten Teil der dumpf klingenden Frage konnte sie nur erraten.
Maggie überlegte. Sie hatte noch einen Beutel Kochsalzlösung in der Notfalltasche. Aber der erste leerte sich bedenklich rasch, sodass auch der Inhalt des zweiten schnell verbraucht sein würde. Außerdem musste sie an die anderen drei Jungen denken. Sie bezweifelte, dass sie noch lange hier unten bleiben wollten. Nicht auszudenken, wenn sie einfach losliefen und im Dunkeln die brüchigen Stufen hinaufkrabbelten. Das Risiko, dass sie sich auch verletzten, war einfach zu hoch.
„In fünf Minuten!“, antwortete sie.
Aus der Abbaukammer erklangen gedämpfte Jubelschreie. Anscheinend hatten die Kids mit angehaltenem Atem zugehört.
„Das schaffen Sie nie in fünf Minuten“, flüsterte Jem, als der Steinhaufen trotz ihrer Bemühungen nach einer Minute kaum nennenswert kleiner geworden war. „Und wir können Tel nicht hier unten lassen!“
„Jem, ich habe nicht vor, ihn hier unten zu lassen“, sagte sie, ohne in ihrer Arbeit innezuhalten. „Ich hoffe, ich kann genug Steine beiseiteräumen, um herauszufinden, wo er blutet, und die Blutung stoppen. Aber ich brauche so oder so noch mehr Kochsalzlösung und ein Rettungsbrett, auf dem wir ihn später nach oben transportieren. Warum soll ich euch bei der Gelegenheit nicht nach draußen bringen? Eure Eltern sind bestimmt halb verrückt vor Sorge, weil sie nicht wissen, ob sie euch jemals wiedersehen.“
„Oh.“ Daran schien er nicht gedacht zu haben.
Maggie griff nach dem nächsten Stein. Zum Glück war nur noch ein großer übrig, der für ihre geplagten Muskeln eine besondere Herausforderung bedeutete. Er war genau zwischen Tels Beine gefallen und hatte verhindert, dass weitere direkt auf dem Jungen landeten. Sie beschloss, den Brocken nicht zu bewegen, um nicht die nächste Lawine in Gang zu setzen. Wenn sie ein paar kleinere wegnähme, könnte sie die Hand in die Öffnung schieben und feststellen, ob das Blut aus dem Ober- oder dem Unterschenkel kam.
Sie brauchte fast zehn Minuten, ehe sie herausfand, dass es der Unterschenkel war. Als sie ihre Hände wieder hervorzog, waren sie blutverschmiert und die Handschuhe aufgerissen. Der raue Granit hatte sie zerschlissen.
„Verdammt!“, murmelte sie. Gut, dass Tel für verhängnisvolle Infektionskrankheiten, die durch Blut übertragen wurden, noch zu jung war. Andernfalls hätte sie sich über ihre aufgeschürfte, mit zahlreichen Schnitten übersäte Haut leicht angesteckt.
Maggie zuckte mit den Schultern. Wasser, um sich die Hände zu waschen, hatte sie nicht, und es würde zu lange dauern, erst die sterilen Reinigungstücher aus der Tasche zu holen. Also weitermachen.
Tels Fuß war seltsam verdreht, ein sicherer Hinweis auf eine massive Verletzung. Ohne nähere Untersuchung konnte Maggie
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