Julia Arztroman Band 62
mir da zu?“
„Nun, ja …“, räumte Steven widerstrebend ein.
„ Bene. Demnach ist mein einziges Problem mein Gedächtnis, das sich unter Umständen ein wenig Zeit lässt, bis es sich wieder einstellt.“ Er zuckte die Achseln. „Aber ich kann schließlich nicht ewig hier bleiben.“
„Das verstehe ich, Dr. Andretti. Aber ein paar Tage Ruhe würden Ihnen dennoch gut tun.“
„Ich kann mich auch in meinem Hotel ausruhen“, widersprach Marco, der unbedingt herausfinden wollte, was zwischen Gina und ihm gewesen war. Wenn er und Gina mehr als nur Geliebte gewesen waren, dann musste er das wissen!
Bei der Vorstellung wurde ihm plötzlich heiß, und er wunderte sich über diese heftige Reaktion. Gina war ohne Zweifel eine wunderschöne, anziehende Frau, doch er hatte in den vergangenen Jahren andere ebenso schöne Frauen kennengelernt und nie so stark auf sie reagiert. Was hatte Gina an sich, das ihn so tief berührte?
„Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Dr. Pierce, aber ich versichere Ihnen, dass ich weiß, was ich tue“, fuhr Marco fort. „Ich werde noch heute Vormittag das Krankenhaus verlassen und in mein Hotel fahren.“
„Wissen Sie denn überhaupt, wo Sie abgestiegen sind?“, warf der Arzt ein.
Marco nannte ihm den Namen des Hotels und lächelte trocken. „Dort wohne ich immer, wenn ich in London bin … wenn ich mich recht entsinne.“
„Na gut“, meinte Steven resigniert. „Ich kann Sie natürlich nicht gegen Ihren Willen bei uns behalten, aber ich hoffe doch, dass Sie vernünftig sind, Dr. Andretti. Sollten irgendwelche Probleme auftreten, dann rufen Sie mich bitte sofort an.“
„Das werde ich.“ Lächelnd gab Marco ihm die Hand. „Vielen Dank für alles. Sie sind wirklich sehr freundlich gewesen.“
„Ich mache nur meinen Job“, versicherte Steven, schüttelte Marcos Hand und verabschiedete sich.
Marco verschwendete keine Zeit. In Windeseile zog er sich an und überlegte, wo sein Gepäck sein könnte. Wahrscheinlich noch im Kofferraum seines Mietwagens, aber das war im Augenblick seine geringste Sorge. Viel wichtiger war, dass er endlich Licht in diese Sache mit Gina brachte. Er musste sie dazu bringen, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch dazu musste er erst ihr Vertrauen gewinnen. Und das, so spürte er, würde nicht leicht werden …
4. KAPITEL
12. Dezember, abends
Als Gina an diesem Abend ihre Nachtschicht antrat, hoffte sie inständig, dass man Marco inzwischen auf eine andere Station verlegt hatte. Sie war erleichtert, als sie feststellte, dass im letzten Bett ein neuer Patient lag. Doch ihr war klar, dass die Geschichte damit noch nicht beendet war. Marco argwöhnte, dass sie ihm etwas verschwieg, und wie sie ihn kannte, würde er nicht so schnell aufgeben.
Panik befiel sie bei dem Gedanken, dass Marco herausfinden könnte, dass er eine Tochter hatte. Wenn sie doch nur vorhersehen könnte, wie er reagieren würde, dann wäre es für sie viel einfacher, ihm die Wahrheit zu sagen. Würde er sich darüber freuen oder in Wut geraten, weil sie ihm etwas so Wichtiges verheimlicht hatte? Und wie würde er auf lange Sicht zu seiner Vaterschaft stehen? Aus leidvoller Erfahrung wusste Gina, wie unberechenbar Marcos Gefühle waren und wie unvermittelt er von hellauf begeistert zu eiskalt wechseln konnte. Sie durfte ihre geliebte Lily niemals diesen Stimmungsschwankungen aussetzen.
Schweren Herzens machte Gina sich an die Arbeit. Julie war bereits auf der Station und fragte, ob sie mit dem Blutdruckmessen anfangen sollte.
„Ja, bitte. Im Augenblick ist es noch ruhig, aber erfahrungsgemäß werden wir bald alle Hände voll zu tun haben.“
„Tja, das fürchte ich auch. Apropos, ist dieser schnuckelige Italiener noch bei uns? Ich würde mich viel lieber um ihn kümmern, als um die üblichen Freitagabend-Alkoholleichen.“
Gina zwang sich zu einem Lächeln. „Ich fürchte, da hast du Pech gehabt. Sein Bett ist wieder neu besetzt. Wahrscheinlich hat man ihn auf die Neurologie verlegt.“
„Zu schade“, seufzte Julie.
Gina ging in ihr Büro, um die Krankenakten der Neuzugänge durchzusehen. Aber es fiel ihr schwer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Immer wieder musste sie an Marco denken. Würde er versuchen, noch einmal Kontakt mit ihr aufzunehmen, um mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren? Hoffentlich nicht. Wenn sie ehrlich war, wäre es ihr am liebsten, wenn sie Marco Andretti nie wiedersehen müsste.
Marco verbrachte den restlichen Tag in seinem Hotelzimmer und
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