Julia Bestseller Band 144
Weg.“
Da spürte sie, wie ihr das Herz anschwoll vor Freude und Glück, dieses Herz, von dem sie geglaubt hatte, es sei gebrochen, pulsierte wieder vor Leben. „Und ich dachte schon, du willst mich nur nicht verlieren und bist bereit, einen Preis zu bezahlen, egal wie hoch.“
„Nun, im Grunde genommen stimmt das ja auch.“ Er verzog in leiser Selbstironie den Mund. „Aber wie soll ich es sagen, Charlotte? Ich kann dich schließlich nicht zwingen, etwas zu fühlen, was du nicht fühlst.“
Doch, sie fühlte es. Jetzt konnte sie es fühlen. Und sie hatte es auch vorher schon auf hunderterlei verschiedene Arten gefühlt. Aber sie hatte es nicht fühlen wollen , aus Angst davor, es könnte sie zu verletzlich machen, wenn sie daran glaubte. Aber wie sollte sie nicht daran glauben, wenn er ihr sogar anbot, ihr zuliebe ein Kind zu adoptieren? Welcher Mann täte so etwas, außer er … außer er …
Obwohl sie so viel geweint hatte, dass sie glaubte, keine Tränen mehr zu haben, spürte Charlotte ihre Augen schon wieder nass werden. Nach der Enttäuschung mit Mark hatte sie jede Hoffnung aufgegeben, jemals einen Mann zu finden, der sie von ganzem Herzen und nicht nur ihres Geldes wegen liebte. Deshalb hatte sie wenigstens auf Kinder gehofft, denen sie ihre Liebe schenken konnte. Aber sie hatte sich geirrt. Ihre mangelnde Menschenkenntnis hatte dazu geführt, dass sie ausgerechnet den Mann falsch beurteilt hatte, der sie auf den ersten Blick geliebt und alles darangesetzt hatte, ihr Herz zu gewinnen, während sie selbst die ganze Zeit versucht hatte, ihn bloß nicht zu nah an sich heranzulassen.
„Halt mich, bitte“, bat sie heiser.
Er nahm sie in den Arm und hielt sie ganz fest.
„Tut mir leid, dass ich mich in mein Schneckenhaus zurückgezogen und dich ausgeschlossen habe“, flüsterte sie an seiner Schulter unter Tränen.
„Jetzt ist alles gut“, tröstete er sie und rieb seine Wange an ihrem Haar. „Ich weiß doch, wie viel dir das Baby bedeutet hat, Charlotte.“
„Dabei bin ich wirklich gern mit dir verheiratet. Ich war einfach nur so darauf fixiert …“
„Sei jetzt still. Wir werden ein Kind adoptieren, das verspreche ich dir.“
„Nein, nein, ich glaube nicht. Es stimmt ja, mehr Zeit würde uns wirklich guttun, und ich könnte endlich lernen zu vertrauen. Aber trotzdem danke, dass du so … entschlossen warst, Damien. Ich war verloren.“
„Jemand musste dich retten.“
„Ja, das stimmt. Und dieser Jemand warst du.“
„Aber du hast mich auch gerettet.“
„Ich habe dich gerettet? Wovor?“
„Vor einem Leben in Einsamkeit. Schon allein deshalb lasse ich dich nie wieder gehen, verstehst du.“
Sie seufzte, verwirrt und glücklich. „Ich würde auch gar nicht wollen, dass du das tust.“
„Wir schaffen uns ein richtiges Zuhause, Charlotte“, flüsterte er, und sein warmer Atem kitzelte in ihrem Ohr.
„Ja.“
Am Anfang hatte Liebe gestanden.
Sie spürte, wie diese Liebe jetzt von ihm auf sie überströmte und sie so einhüllte, dass sie sich sicher fühlte wie in einem Kokon. Dabei wurde die letzte Barriere in ihr auch noch zum Einsturz gebracht. Die Liebe überstrahlte die kalte Leere mit einem hellen Licht der Hoffnung, das es schaffte, die schwarze Flut der Verzweiflung zurückzudrängen. Charlotte liebte ihn dafür, dass er der Mann war, der er war … stark und entschlossen genug, um sie vor sich selbst zu retten.
Und irgendwann würden sie andere Kinder haben, egal ob leibliche oder adoptierte. Es war am Ende nicht wirklich wichtig.
Hauptsache, da war Liebe.
16. KAPITEL
Fünfzehn Monate später …
Richard Wynter hatte darauf bestanden, dass die Taufe auf seinem Landsitz in der Nähe von Oxford stattfinden sollte. Immerhin hatte Charlottes Vater schon die Ausrichtung der Hochzeit übernommen, da war es in Richards Augen nur fair, wenn das nächste große Familienereignis an ihn ging. Abgesehen davon war Damien in der örtlichen Dorfkirche getauft worden, und aus diesem Grund lag es nahe, Damiens Sohn im selben Taufregister verewigen zu lassen.
Und so wurde James Matthew Wynter an einem herrlichen Sonntag im Juni vor einer großen Taufgesellschaft getauft. Anschließend ging es zu Richards pompösem Herrensitz, wo die muntere Gästeschar den Empfangssaal mit fröhlichem Geplauder und Gelächter erfüllte. Wohin Charlotte auch blickte, sah sie nur lächelnde Gesichter. So viel Macht hat ein Kind, dachte sie, und ihr eigenes Herz strömte über vor Freude und
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