Julia Bestseller Band 144
genießen, überlegte Amy. Doch das war ihr egal. Er hatte ihr einen großen Gefallen getan. Sie glaubte, auf Wolken zu schweben, als sie ins Wohnzimmer zurückging. Sechs Monate würde sie in diesem herrlichen Apartment leben, in dieser wunderschönen Umgebung. Es war tausendmal besser als Urlaub.
Jake zog fragend die Augenbrauen hoch, als Amy ihm entgegenkam. Sie konnte nicht anders, sie lächelte ihn strahlend an. Und er erwiderte ihr Lächeln. Ohne Worte schien er sie zu verstehen.
Amy kam sich wie verzaubert vor. Fantastische sechs Monate lagen vor ihr. Sie würde sich aufmachen in ein neues Leben. Am liebsten hätte sie vor Freude getanzt und Jake Carter umarmt.
„Beschlossene Sache?“, fragte er.
„Ja“, erwiderte sie begeistert.
„Das muss gefeiert werden. Ich lade Sie zum Lunch ein.“
„Gern.“ Amy war überglücklich. Für Zweifel und Misstrauen hatte sie jetzt keine Zeit. Außerdem hatte sie Jake diese wunderschöne Wohnung zu verdanken. Deshalb war es völlig in Ordnung, dass sie gemeinsam feierten.
8. KAPITEL
Auf dem Weg zu dem eleganten, modernen Restaurant an der Esplanade am Strand fuhren Jake und Amy am Bathers’ Pavilion vorbei, dem historischen Badehaus. Amy lächelte, als er sie darauf aufmerksam machte, und stellte sich sogleich Männer und Frauen in altmodischer Badebekleidung vor.
„Für Carter ist ein Tisch reserviert“, sagte Jake leise zu der Empfangsdame, während Amy die üppigen Blumenarrangements im Foyer bewunderte. Das Restaurant strahlte zweifellos Stil und Klasse aus.
Dann folgten sie der Frau, vorbei an außergewöhnlich gut gekleideten Gästen, die an den Tischen mit weißen Leinentischdecken und silbernen Bestecken saßen. Und weiter ging es, vorbei an der Bar, die sich in sanftem Bogen vom Foyer bis zu dem vom Fußboden bis zur Decke reichenden Fenster erstreckte. Die breite Glasfront schien aus dem Wasser emporzuragen – eine perfekte Illusion.
Als Amy und Jake sich an den Tisch am Fenster setzten, sah sie, dass zwischen Restaurant und Meer der Sandstrand lag. Aber sie waren so dicht am Wasser, dass der Eindruck, sich unmittelbar darauf zu befinden, bestehen blieb. Der lange Landungssteg mit den Pelikanen, die sich darauf niedergelassen hatten und sich ausruhten, wurde von sanften Wellen umspült.
Man reichte ihnen die Speisekarten und fragte, was sie trinken wollten.
„Zwei Gläser Champagner“, antwortete Jake und lächelte Amy so verführerisch an, dass sie eine Gänsehaut bekam.
„Und bitte eine Karaffe eisgekühltes Wasser“, fügte sie rasch hinzu. Sie wollte einen klaren Kopf bewahren.
Das Zusammensein mit Jake hatte einen Hauch von Intimität. Noch nie war sie mit ihm allein ausgegangen, immer waren irgendwelche Kunden dabei gewesen. Die Preise verrieten, dass man hier besten Service erwarten konnte. Und die Gerichte würden den hohen Anforderungen aller Gourmets entsprechen, versprach man auf der Karte. Amy war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, hier allein mit ihrem Chef zu essen.
„Haben Sie den Tisch noch vom Büro aus reserviert?“, fragte sie.
„Ja, glücklicherweise“, antwortete er, und in seinen bernsteinfarbenen Augen leuchtete es zufrieden auf. Er hatte wohl nie daran gezweifelt, dass sie die Wohnung mieten würde.
„Vielleicht hätten wir gar keinen Grund zum Feiern gehabt“, wandte sie ein.
„Dann hätte uns die herrliche Umgebung über die Enttäuschung hinweggeholfen. Außerdem haben wir sowieso jetzt Mittagspause. Warum sollten wir nicht zur Abwechslung einmal hier essen? Glauben Sie mir, es wird Ihnen schmecken. Haben Sie schon gewählt?“
„Nein, ich kann mich nicht entscheiden. Alles klingt verlockend.“
„Freut mich. Ich hatte gehofft, dass es Ihren Appetit anregen würde. Ich kann nicht zulassen, dass Sie mir aus lauter Kummer noch verhungern.“
Es war eine harmlose Bemerkung, an der es nichts auszusetzen gab. Erleichtert konzentrierte Amy sich wieder auf die Speisekarte. Jake wollte sie offenbar nur aufheitern und ihr helfen, den Schmerz zu vergessen. Nach dem Lunch in dieser glanzvollen Atmosphäre, mit Champagner und köstlichen Gerichten, würde Amy Taylor wieder so gut funktionieren wie eh und je.
Sie lächelte und entschied sich für Meeresfrüchte. Da Jake entschlossen war, sie aufzuheitern, würde sie das Beste daraus machen. Wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, was es bedeutete, ein gebrochenes Herz zu haben. Er würde es vermutlich auch nie erfahren, denn so lange hielten seine
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