Julia Bestseller Band 144
Gedanken auf und bemerkte erst jetzt, dass Jake neben ihr am Schreibtisch stand und die Briefe in der Hand hielt, die sie ausgedruckt hatte.
„Ja“, antwortete sie wie betäubt.
„Ich nehme sie mit.“ An der Verbindungstür blieb er kurz stehen. „Ach, in der Trage sind zwei Windeln und eine Flasche Babynahrung. Sollte für Sie kein Problem sein“, fügte er über die Schulter hinzu.
Dieser arrogante Kerl! Er wälzte die Verantwortung für das Kind einfach auf sie ab! Ärger breitete sich in ihr aus.
Er warf Amy einen flüchtigen Blick zu. In dem eleganten, perfekt sitzenden Anzug aus anthrazitgrauer Seide und mit dem hinreißend charmanten Lächeln sah er ungemein attraktiv aus.
„Rot steht Ihnen unglaublich gut, Amy. Sie sollten die Farbe öfter tragen.“ Er zwinkerte ihr zu, als wollte er mit ihr flirten, und verschwand.
Das hätte er nicht sagen dürfen. Jake Carter machte es offenbar Spaß, sie aus der Fassung zu bringen, aber gleich würde er selbst eine böse Überraschung erleben. Sie würde nicht auf das Baby aufpassen, mit dem sie überhaupt nichts zu tun hatte. Kinderbetreuung gehörte nicht zu ihren Aufgaben. Außerdem wollte sie nicht den ganzen Tag durch das Kind daran erinnert werden, warum Steve sie verlassen hatte. Sollte doch Jake Carter, der zuverlässige und solide Familienmensch, sich selbst um seinen Neffen kümmern. Das Spiel war aus, und es war ihr egal, ob sie den Job verlor oder nicht. Falls Jake versuchte, sie unter Druck zu setzen, würde sie ihm sogleich die Kündigung auf den Tisch legen.
Wahrscheinlich wäre es für ihn eine ganz neue Erfahrung, dass eine Frau ihm widersprach. Das war ihm sicher noch nie passiert.
Sie lächelte schadenfroh. Sie würde Jake Carter die Rote Karte zeigen. Und die hatte er verdient.
2. KAPITEL
Mit der Babytrage in der Hand stürmte Amy ins Büro ihres Chefs. Als sie sah, wie entspannt Jake in dem Ledersessel saß, mit den Füßen auf dem Schreibtisch, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und selbstzufrieden durch das breite Fenster die herrliche Aussicht auf den Hafen zu genießen schien, wurde Amy noch zorniger.
Statt zu arbeiten, hatte er die Post einfach in den Eingangskorb gelegt. Wahrscheinlich durchlebt er in Gedanken noch einmal seine erotischen Erlebnisse vom Wochenende, von dem für mich nur schmerzliche Erinnerungen übrig geblieben sind, überlegte sie. Das Leben war einfach nicht fair!
Aber dieser Mann sollte sich der Verantwortung nicht entziehen, die er übernommen hatte, dafür wollte sie sorgen.
Fragend blickte er sie an. „Gibt es Probleme?“
Sie ging geradewegs auf den Schreibtisch zu und stellte die Babytrage darauf. Am liebsten hätte sie auch noch Jakes Füße hinweggefegt, aber dann würde vielleicht der Kleine aufwachen. Das Kind konnte nichts dafür, dass sein Onkel ein Chauvi war. Sie stützte die Hände in die Hüften und baute sich Jake gegenüber auf, der sie fasziniert beobachtete. So hatte er seine sonst so kühle und beherrschte Mitarbeiterin noch nicht erlebt.
„Für dieses Baby … sind Sie verantwortlich“, erklärte sie ohne Umschweife. Doch ihre Stimme klang so heiser, dass sie nicht überzeugend genug wirkte. Rasch nahm Amy sich zusammen und fuhr energischer fort: „Ihre Schwester hat das Kind in Ihre Obhut gegeben, nicht in meine.“
Sie bemühte sich, ein kühles Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Offenbar gelang es ihr auch, denn Jake saß schweigend und völlig reglos da.
„Ihre Schwester vertraut Ihnen grenzenlos“, fügte Amy betont liebenswürdig hinzu. „Das kann sie ja wohl auch, denn Sie sind der Patenonkel und ein zuverlässiger und solider Familienmensch.“
Es war ein herrliches Gefühl, seine eigenen Argumente gegen ihn anführen zu können. Noch besser gefiel ihr, wie verblüfft und sprachlos er wirkte.
„Zu meinen Aufgaben gehört es nicht, Ihren Neffen zu betreuen. Wenn Sie es nicht selbst können, müssen Sie einen Babysitter engagieren. Aber so lange müssen Sie sich selbst um das Kind kümmern.“ Sie wirbelte herum und ging mit erhobenem Kopf zur Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Erst nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wurde ihr bewusst, dass Jakes Schweigen wahrscheinlich nichts Gutes bedeutete. Wieder stürzten die Erinnerungen an Steve auf sie ein. Sie hatte ihren Partner verloren und würde jetzt vielleicht auch den Job verlieren.
Es war wirklich ein schwarzer Tag für sie.
3. KAPITEL
Amy saß an ihrem Schreibtisch und verstand
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