Julia Bestseller Band 144
die Hand zurück. „Der Onkel wird gebraucht. Ich muss mich um Joshua kümmern.“
„Danke, Jake“, sagte sie, als er schon an der Tür war.
„Es war mir ein Vergnügen. Meine Schultern sind breit“, antwortete er gut gelaunt und zog sich in sein Büro zurück.
Amy atmete tief ein und aus, ehe sie mit ihrer Tasche in den Waschraum ging. Sie wollte wieder Jakes Anforderungen entsprechen und ihn nicht enttäuschen. Sein freundliches Verständnis und die moralische Unterstützung würde sie ihm nie vergessen. Irgendwie kam er ihr vor wie ein sehr zuverlässiger und treuer Freund.
Doch dann mahnte sie sich, nicht zu überschwänglich zu reagieren. Jake Carter war ihr Chef. Und für ihn war es wesentlich bequemer, seine persönliche Assistentin zu trösten und moralisch zu stärken, statt eine neue Mitarbeiterin zu suchen und einzuarbeiten. Jake war vor allem Pragmatiker. Aus jeder Situation zog er eigene Vorteile.
Dennoch war sie ihm dankbar für seine Reaktion auf ihren Kummer. Natürlich hatte er recht, es war besser, dass sie den Mann los war, der sie betrogen hatte. Sie sollte aufhören, ihm nachzutrauern, und sich stattdessen auf die Gegenwart und Zukunft konzentrieren. Aber das war gar nicht so leicht.
Wenigstens hatte sie ihren Job noch und war glücklicherweise nicht völlig abgestürzt.
Nachdem sie das Make-up erneuert hatte, eilte sie in Jakes Büro. Sie war entschlossen, ihm ihre Hilfe anzubieten, falls er sie brauchte. Weshalb sollte sie sich nicht um Joshua kümmern? Er war ja nicht Steves Baby.
Mit Jake würde sie weiterhin gut zurechtkommen, denn die vergangenen zwei Jahre hatte sie es auch mühelos geschafft. Nichts würde sich ändern. Sie musste nur einen klaren Kopf bewahren … und jeden Körperkontakt mit ihm vermeiden.
4. KAPITEL
Vor der angelehnten Tür zu Jakes Büro zögerte Amy sekundenlang und lächelte belustigt. Er sprach leise mit dem Baby.
„Wir beide schaffen das schon, Josh, ganz bestimmt, mein Kleiner. Wir haben Amy Taylor genau da, wo wir sie haben wollen.“
Bei seinen Worten verging ihr das Lächeln. Hatte sie nicht gewusst, dass sie auf sein vermeintliches Mitgefühl nicht hereinfallen durfte? Irgendwie würde es ihm gelingen, ihre momentane Schwäche zu seinem Vorteil auszunutzen.
„Na ja, noch nicht genau da, wo wir sie haben wollen“, fuhr er fort.
Du liebe Zeit, sie würde ihm schon zeigen, dass sie nicht Wachs in seinen Händen war. Ein einziger Zusammenbruch bedeutete nicht, dass er leichtes Spiel mit ihr haben würde. Dazu kannte sie ihre Grenzen nach der zweijährigen Zusammenarbeit mit Jake Carter zu genau.
„Wir brauchen nur noch etwas Geduld, Josh. Sei ein guter Junge.“
Entschlossen ging Amy in den Raum und betrachtete das Bild, das sich ihr bot. Die Trage stand auf dem Boden, und das Baby lag auf dem Schreibtisch, auf den Jake die Wolldecke gebreitet hatte. Joshua strampelte mit Ärmchen und Beinchen, während sein Onkel die gebrauchte Windel in eine Plastiktüte beförderte.
„Die neue kommt sofort“, versicherte er dem Kleinen.
„Soll ich es machen?“, fragte Amy und stellte sich neben ihn.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu und lächelte. „Nein, ich habe alles im Griff.“ Dann zog er Joshua an den Beinchen hoch und schob ihm eine saubere Windel unter. „Ich muss nur noch die Plastikverschlüsse zumachen.“
Da Amy noch nie einem Baby die Windeln gewechselt hatte, war sie froh, dass Jake sich damit auszukennen schien.
„Sie können schon die Flasche aufwärmen.“ Er wies auf die Babytrage. „Ruth hat gesagt, man müsse sie nur dreißig Sekunden in den Mikrowellenherd stellen.“
„Okay.“ Amy eilte mit der Flasche in die Teeküche. Sie hatte keine Ahnung, welche Temperatur die richtige war, und entschied sich für die mittlere. Nach dreißig Sekunden vergewisserte sie sich, dass die Milch nicht zu heiß war. Zufrieden mit ihrer Leistung, brachte sie Jake die Flasche zurück.
Joshua war wieder angezogen und hing wie eine Klette an der Schulter seines Onkels, der ihm den Rücken streichelte. Heute hängen sich wohl alle an ihn und lassen sich trösten, dachte Amy wehmütig. Plötzlich fühlte sie sich schuldig, weil sie sich geweigert hatte, sich um das Baby zu kümmern.
„Ich kann ihn mit in mein Büro nehmen und ihn füttern“, bot sie deshalb an. Außerdem sollte Jake ihr nicht mangelnde Kooperation vorwerfen können. Machtmenschen wie er ließen sich alles Mögliche einfallen.
„Es ist meine Aufgabe. Geben Sie mir
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