Julia Bestseller Band 144
sich selbst nicht mehr.
Sie hatte sich an Jake Carter für das gerächt, was Steve ihr angetan hatte. Und das war unfair.
Als Jakes persönliche Assistentin musste sie sich auch um seine privaten Angelegenheiten kümmern. An jedem anderen Tag hätte sie das Baby wie selbstverständlich betreut und sich insgeheim gesagt, dass man Jake, den Wüstling, natürlich mit so etwas nicht belästigen dürfe. Außerdem hatte er als Firmeninhaber während der Bürozeit wichtigere Dinge zu tun, als seinen kleinen Neffen zu versorgen.
Du liebe Zeit! Wie sollte sie aus der ganzen verfahrenen Situation wieder herauskommen? Sie stützte sich mit den Ellbogen auf den Schreibtisch und legte den Kopf in die Hände.
Da sie jetzt wieder allein war, konnte sie es sich nicht erlauben, ohne Job dazustehen. Bisher hatten Steve und sie sich die Miete geteilt, jetzt musste sie alles selbst bezahlen. Oder sie würde eine Mitbewohnerin finden, was so kurz vor Weihnachten beinah aussichtslos war.
Außerdem war das Angebot an hoch dotierten Stellen nicht groß. Jake bezahlte ihr ein ausgesprochen großzügiges Gehalt. Wehmütig betrachtete sie die Fotos an den Wänden. Lauter berühmte Menschen an Bord von Luxusjachten oder Privatjets. Diese Leute legten Wert darauf, stilvoll umherzureisen und in exklusiver Umgebung zu dinieren.
Auch wenn sie sich manchmal über Jake ärgerte, arbeitete sie gern für ihn. Seine Intelligenz und sein scharfer Verstand gefielen ihr. Immer wieder fühlte sie sich herausgefordert, Höchstleistungen zu erbringen, und die Arbeit war nie langweilig. Jake selbst auch nicht.
Sie würde ihn vermissen, sehr sogar. Und ganz besonders, weil Steve weg war. Das luxuriöse Büro würde ihr auch fehlen.
Kein anderer Arbeitsplatz ließ sich mit diesem vergleichen. Da waren der türkisfarbene Teppich, dessen Farbe an Lagunen erinnerte, die Wände in glänzendem Weiß mit hellgelber Bemalung, die den Eindruck eines Sandstrands vermittelte, und die exotischen Blumensträuße in Orange und Rot mit viel Grün, die einmal in der Woche geliefert wurden. Und ihr stand die modernste Technik zur Verfügung, die es auf dem Büro- und Kommunikationssektor gab. Von allem wurde nur das Beste angeschafft, keine Kosten wurden gescheut.
Am beeindruckendsten war jedoch der fantastische Ausblick auf Darling Harbour und Balmain jenseits des Hafens, auf Goat Island und den Luna Park mit seinen vielfältigen Attraktionen.
Ich hätte mir vorher überlegen sollen, ob ich das alles aufgeben will, sagte Amy sich bedrückt. Dann stand sie auf und stellte sich ans Fenster. Sie könnte zu Jake gehen und sich entschuldigen. Aber wie sollte sie ihr Verhalten erklären?
So etwas hatte sie sich noch nie erlaubt. Wahrscheinlich fragte er sich, was mit ihr los war. Jedenfalls würde er es nicht schweigend hinnehmen, das war nicht sein Stil. Entweder würde er ihr kündigen oder sich etwas anderes ausdenken, um sie zu bestrafen.
Amy schauderte. Aus jeder Kleinigkeit machte Jake eine große Sache, die er dann zu seinem Vorteil ausnutzte, wie sie aus Erfahrung wusste.
Plötzlich wurde die Verbindungstür geöffnet, und Amy versteifte sich. Panik stieg in ihr auf. Sie hatte zu lange gewartet, jetzt war es zu spät, die Initiative zu ergreifen. Hilflos und schmerzerfüllt drehte sie sich zu dem Mann um, von dem ihre Zukunft abhing.
Er stand auf der Türschwelle und zog allein durch seine Anwesenheit die Aufmerksamkeit auf sich. Sekundenlang betrachtete er Amy schweigend und mit ernster Miene, bis sie die Spannung kaum noch ertragen konnte. Sie musste unbedingt etwas sagen, um den Schaden wiedergutzumachen. Aber sie brachte kein Wort heraus.
„Es tut mir leid.“
Das hätte ich doch sagen müssen, ging es ihr durch den Kopf, während sie Jake ungläubig ansah. Hatte er es wirklich ausgesprochen, oder bildete sie es sich nur ein?
Jake lächelte reumütig. „Es war falsch, dass ich Joshua bei Ihnen abgeladen und es für selbstverständlich gehalten habe, Sie würden sich um ihn kümmern.“
Vor lauter Staunen war Amy sprachlos.
Jetzt lächelte Jake richtig charmant. „Wahrscheinlich war ich der Meinung, alle Frauen würden ein Baby begeistert versorgen. Irgendwie habe ich es nicht als Zumutung empfunden.“
Fassungslos und hilflos gestikulierte Amy mit der Hand. „Ich habe … überreagiert“, stieß sie rau hervor.
Er zuckte die Schultern. „Was weiß ich schon von Ihnen? Sie sind schrecklich zugeknöpft, was Ihr Privatleben angeht. Es gibt
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