Julia Collection Band 09
geworden?“
„Ich musste sie wie die Ranch verkaufen.“ Es tat immer noch weh, wann immer sie daran dachte, dass sie das Pferd fortgeben musste, das Mitch ihr zu ihrem zwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte.
„Warum hast du die Ranch verkauft, Kaylee?“ Der sanfte Ton in Curtis’ tiefer Baritonstimme ließ Kaylee unwillkürlich erschauern.
Sie hatte nie über dieses Thema gesprochen. Auch während der wenigen Wochen, die sie zusammen waren, hatten sie kaum über persönliche Dinge gesprochen. Aber es würde nichts ausmachen, wenn sie ihm verriet, warum sie die Ranch verkauft hatte.
„Ich konnte mir nicht leisten, sie zu behalten“, erwiderte sie kühl. Es tat ihr immer noch in der Seele weh, dass sie gezwungen gewesen war, das Heim ihrer Eltern zu verkaufen, das ihrer Familie seit über fünfundsiebzig Jahren gehört hatte.
Curtis runzelte verständnislos die Stirn. „Aber Mitch sagte mir, er hätte seinen ganzen Gewinn über all die Jahre, seit eure Eltern gestorben waren, investiert.“
„Ja, das stimmt.“ Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. „Mitch steckte alles, was er hatte, in die Ranch.“
„Er hatte nichts beiseitegelegt?“, fragte Curtis fassungslos.
„Nein. Er leerte sein Sparkonto, als er anfing, Red-Brangus-Rinder zu züchten.“
„Ja, er war sehr stolz auf sein Zuchtprogramm“, sagte Curtis nickend.
„Aus gutem Grund.“ Kaylee sah einem Adler nach, der über ihren Köpfen kreiste. „Aber was er dir wahrscheinlich nicht gesagt hat, ebenso wenig wie mir oder sonst jemandem, war, dass er nicht nur all seine Ersparnisse investierte, er hatte auch eine Hypothek auf die Ranch aufgenommen, um das Zuchtprogramm beginnen zu können.“
„Das wusste ich nicht, Kleines.“ Curtis streckte die Hand aus, um ihr über die weiche Wange zu streichen, und Kaylee schluckte nervös.
„Ich auch nicht. Ich war auf der Highschool, und ich fand es erst heraus, als ich in der Woche nach seinem Tod Mitchs Konten durchging.“ Sie schluckte wieder mühsam. Es war keine gute Idee gewesen, über die Ranch zu sprechen, aber jetzt konnte sie nicht aufhören. „Alles wäre gut gegangen, wenn erst einmal alles einen Anfang genommen hätte. Aber bevor das geschehen konnte, ist er gestorben.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Und ohne seine Gewinne von den Wettbewerben konnte ich die Ranch nicht weiterführen.“
„Es tut mir so leid, Kaylee“, sagte Curtis und nahm sie in die Arme.
Sie sagte sich, dass sie sich wehren sollte, dass sie unbedingt Abstand zu ihm halten musste, wenn sie nicht etwas sehr Dummes tun wollte. Aber seine starken Arme fühlten sich so gut an, und das kräftige Pochen seines Herzens an ihrem Ohr war so beruhigend, dass sie nicht widerstehen konnte.
„Mommy, hoch“, sagte Amber und zerrte an ihrer Hand.
Curtis ließ Kaylee los und bückte sich, um Amber hochzunehmen, aber sie stieß seine Hände von sich. „Nein! Mommy.“
Kaylee wischte sich die Tränen ab und umarmte ihre kleine Tochter. Amber warf sofort die Arme um ihren Hals und legte das Gesicht an ihre Schulter.
„Es ist schon gut, mein Liebling“, flüsterte Kaylee. „Mommy war nur ein bisschen traurig und hat sich selbst leidgetan.“
„Süße, du hast jedes Recht …“
„Ich glaube, ich gehe jetzt mit Amber hinein“, unterbrach sie ihn kühl und wich vor ihm zurück.
Sie spürte seinen Blick im Rücken, während sie auf die Hintertür zueilte. Ihr Stolz war alles, was ihr noch geblieben war, und sie brauchte Zeit, um sich zu sammeln, bevor sie ihm wieder gegenübertrat. Sie hatte drei Jahre gebraucht, um über ihren großen Kummer hinwegzukommen, und jetzt hatte sie sich ausgerechnet vor Curtis gehen lassen.
Curtis sah Kaylee und Amber im Haus verschwinden, und erst dann gab er dem Bedürfnis nach, seinem Frust mit deftigen Flüchen Luft zu machen. Und jeder einzelne von ihnen richtete sich gegen ihn selbst. Wie hatte er sie nur so im Stich lassen können? Warum hatte er sich vorgestellt, sie hätte mit allen Problemen allein fertig werden können, die sich nach Mitchs Tod ergaben? Warum hatte er sie nicht wenigstens angerufen, um zu erfahren, wie es ihr ging?
Aber während er noch mit sich ins Gericht ging, dachte er, dass sie nie zugegeben hätte, Hilfe nötig zu haben. Sie hätte seine Hilfe nicht angenommen, selbst wenn er ihre Not geahnt und ihr seine Unterstützung angeboten hätte. Er schüttelte den Kopf. Wenn es um Dickköpfigkeit und falschen Stolz ging, dann besaß Kaylee
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