JULIA COLLECTION Band 10
dann kann ich mich den kommenden Monat ja noch auf etwas gefasst machen.“
Rico lachte. Renée hatte einen seltsamen Sinn für Humor. Fast war er geneigt, ihr zu erzählen, dass sie ihm nichts vormachen könne. Er wusste, dass sie mehr als Sex von ihm wollte.
Aber hier war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, ihr das auf den Kopf zuzusagen. Er wollte sie nicht wieder verlieren, weil er zu ungeduldig war, und würde abwarten, bis sie bereit war, seine Liebe zu akzeptieren. In der Zwischenzeit wollte er sie einfach weiter ausfragen.
Aber Renée kam ihm zuvor. „Was machen sie denn jetzt mit deinem Dad? Er sah mir nicht allzu krank aus. Vielleicht ein bisschen blass um die Nase, aber durchaus in der Lage, das Mandretti-Alter von neunzig zu erreichen.“
Rico lächelte und begann Renée zu erzählen, was der Arzt gesagt hatte, als Katrina erschien und erstaunt feststellte, dass ihre Tochter schlief. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass Sie vielleicht doch nicht mit ihr klarkommen“, sagte sie an Renée gewandt, als sie ihrem Bruder das schlafende Kind aus den Armen nahm. „Papa ist gut untergebracht. Schön, Sie kennengelernt zu haben, Renée, und danke, dass Sie auf Gina aufgepasst haben. Schade, dass Sie nicht wirklich Ricos Verlobte sind. Er könnte mal eine nette Frau brauchen. Bye, Rico.“ Sie gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und flüsterte dabei: „Jetzt streng dich aber mal an!“
Er schnitt ein Gesicht. Katrina war immer wie eine zweite Mutter zu ihm gewesen und hatte ihn genauso verwöhnt, wie sie es jetzt mit Gina tat. Es bedeutete ihm viel, dass Katrina Renée als zukünftige Schwägerin gutheißen würde.
„Bis morgen, Schwesterherz.“
„Sehen alle deine Geschwister so gut aus wie du?“, fragte Renée, als Ricos Schwester außer Hörweite war.
Rico überlegte kurz. „Hm, nur beinah“, sagte er dann, und Renée boxte ihn freundschaftlich auf die Schulter.
„Eingebildeter Fatzke!“
„Das ist nun einmal eine Schwäche vom großen bösen Wolf.“ Das Thema wechselnd, fragte Rico dann: „Wollen wir jetzt mal nach meinem Vater sehen?“
Renée nickte, und Rico stand auf und reichte ihr die Hand.
„Sollte ich nicht lieber im Wagen warten?“
„Nein, nein, bloß nicht! Mein Vater hat sich schon immer an schönen Frauen erfreut. Wenn er dich wiedersieht, beschleunigt das seinen Herzschlag.“
„Schmeichler.“
„Das ist auch noch so eine Eigenschaft, die einen großen bösen Wolf auszeichnet.“
„Ich habe doch schon gesagt, dass du das nicht bist.“
„Na, dann musst du wohl wirklich hübsch sein.“
Renée schnitt ein Gesicht. „Bitte nach Ihnen, Mr. Mandretti“, sagte sie dann scherzhaft.
Rico war sehr zufrieden mit dem Einzelzimmer seines Vaters, der sich auch richtig wohlzufühlen schien. Sein Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen, und er schlief tief und fest.
„Ihr könnt ruhig nach Hause gehen“, sagte Ricos Mutter, „und ihn morgen besuchen.“
„Aber was ist mit dir, Mum? Du brauchst auch ein bisschen Schlaf. Ich fahre dich nach Hause.“
„Danke, Enrico, aber ich bleibe hier. Die Schwester bringt mir gleich noch eine Pritsche. Dann kann ich neben deinem papa schlafen.“
Rico runzelte die Stirn. Das gefiel ihm gar nicht. Warum erlaubte man seiner Mutter, hierzubleiben, wenn nicht …?
„Mach dir keine Sorgen, Rico“, mischte sich da Renée ein, die seine Gedanken offensichtlich erraten hatte. „Heutzutage ist das durchaus üblich.“
Er sah zu ihr. „Woher wusstest du …?“ Er verstummte und schüttelte den Kopf. „Vergiss es!“, fügte er dann hinzu. Rico wollte einfach glauben, dass sie seine Gedanken erraten hatte und begann, sich ihm auch geistig nahe zu fühlen. Zum Abschied nahm er seine Mutter noch einmal in den Arm und gab auch seinem Vater einen Kuss. „Ich habe dich lieb“, raunte er ihm dabei ins Ohr.
Im Hinausgehen hakte sich Renée bei Rico unter. „Dein Vater kommt schon wieder in Ordnung“, sagte sie auf dem Weg zum Wagen. „Er ist hier in guten Händen.“
„Ich glaube auch.“
„Aber trotzdem machst du dir Sorgen. Du magst deine Familie sehr, was?“
„Natürlich, sie bedeutet mir alles.“
Renée traten Tränen in die Augen, und Rico hätte sich für seine Gedankenlosigkeit ohrfeigen können. „Was bin ich nur für ein Idiot!“, sagte er leise und nahm Renée in die Arme. Als sie den Kopf an seiner Schulter barg und leise zu weinen begann, hielt Rico sie fest und strich ihr über den
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