JULIA COLLECTION Band 10
Lächeln, sehr zufrieden, dass sie ihm gerade die Tour vermasselt hatte. Falls er darauf aus gewesen sein sollte, sie mit Alkohol gefügig zu machen, um sie dann in seiner Suite zu vernaschen, musste er sich etwas anderes überlegen.
Die Bedienung eilte davon, und sie waren wieder allein.
„Trinken Sie denn nie Alkohol?“, fragte der Prinz, allerdings eher erstaunt als enttäuscht.
„Nein, nie.“
„Und warum nicht?“
„Ich habe meine Gründe.“
„Die Sie mir aber nicht erzählen wollen“, meinte er daraufhin lächelnd, wodurch seine strengen Züge gemildert wurden.
„Messerscharf bemerkt“, sagte sie locker, doch im Schoß ballte sie die Hände zu Fäusten. Dieser Mann brachte sie einfach ständig auf die Palme. Das lag eindeutig daran, wie er sie ansah. So … so … begehrlich. Und gleichzeitig so verdammt vertraulich, als würde sie bereits mit ihm schlafen. Wie gern hätte sie irgendeinen Vorwand benutzt, um ihn zu ohrfeigen, damit dieser arrogante Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand und nur noch der glühend rote Abdruck ihrer Hand zu sehen wäre.
„Es missfällt Ihnen im höchsten Maß, den heutigen Abend mit mir verbringen zu müssen“, stellte er nun fest und überraschte sie damit, dass er ihre Gedanken so gut lesen konnte. Aber vielleicht brauchte man dazu auch kein zweites Gesicht. Man konnte sich leicht vorstellen, dass sie über die Situation nicht erfreut war.
„Aber woher denn?“, log sie trotzdem und rang sich ein Lächeln ab. „Meine Stiftung ist aufgrund des heutigen Abends um fünf Millionen Dollar reicher geworden. Wieso sollte ich etwas dagegen haben?“
„Bei unserem letzten Treffen haben Sie geschworen, niemals mit mir auszugehen“, erinnerte er sie da an jene peinliche Szene vor elf Monaten und beobachtete sie genau.
Sie zuckte die Schultern. „Das war damals, und heute ist heute. Das Leben ist nun einmal nicht vorhersehbar. Da nimmt man die Dinge besser, wie sie kommen.“
Er lächelte, und das ärgerte Charmaine, weil sie nicht wusste, was er damit ausdrücken wollte.
„Was die Unvorhersehbarkeit des Lebens betrifft, haben Sie absolut recht, meine liebe Charmaine. Oder stört es Sie, wenn ich Sie so anrede? Anscheinend kennt kein Mensch Ihren Nachnamen. Da wusste ich nicht, wie ich Sie sonst nennen soll.“
„Ich heiße Christie mit Nachnamen. Aber Charmaine ist in Ordnung.“ Sie war versucht hinzuzufügen, er könne das Wort „liebe“ weglassen. Aber wenn sie einmal spitzfindig wurde, fand sie kein Ende mehr.
„Dann müssen Sie aber auch Ali zu mir sagen.“
„Ich glaube nicht, dass ich das will, Eure Hoheit“, antwortete sie scharf. „Das ist eine viel zu persönliche Anrede. Mich nennen alle Charmaine, wobei ich sicher bin, dass nur Ihre nächsten Verwandten und Freunde Sie mit dem Vornamen anreden. Und zu Letzteren zähle ich mich nun wirklich nicht.“
Kurzzeitig trat ein gefährliches Funkeln in seine Augen, und Charmaine konnte sich in etwa vorstellen, was Rico mit „der Mann kann gefährlich werden“ gemeint hatte. Offenbar wurde Prinz Ali ziemlich aufbrausend, wenn man ihm auf diese Art kam. Aber da ging es ihr nicht anders.
„Warum sind Sie eigentlich so darauf aus, unhöflich zu mir zu sein?“, wollte er jetzt wissen.
„Ganz im Gegenteil, ich bemühe mich, die Regeln des Anstands zu wahren. Manchmal hält man uns Australier für unhöflich, nur weil wir ehrlich sind. Sie haben sich meine Gesellschaft zum Essen für den heutigen Abend erkauft, aber sonst nichts. Das sollte Rico Ihnen klarmachen. Hat er es vergessen?“
„Nein, Enrico hat mir ganz genau gesagt, was Sie mich wissen lassen wollten, und ich habe gut aufgepasst. Vielleicht war es dumm von mir zu hoffen, Sie von Ihrem Missfallen meine Person betreffend abbringen zu können. Indem Sie mir heute Abend die Gelegenheit geben, Ihnen zu zeigen, dass ich nicht so bin, wie Sie es glauben. Wie haben Sie mich noch letztes Jahr genannt? Einen verzogenen, arroganten Mann, dem man nur selten etwas abschlägt?“
„Hört sich ganz danach an“, sagte Charmaine, obwohl sie genau wusste, dass es ihr exakter Wortlaut gewesen war. Offensichtlich hatte sich dem Prinzen jedes beleidigende Wort ins Gedächtnis gegraben und sein aufgeblasenes Ego nachhaltig erschüttert. Jetzt wollte er sie vom Gegenteil ihrer Behauptung überzeugen, aber das konnte er vergessen. Schließlich war sie heute Abend nur hier, weil er verzogen, arrogant und nicht in der Lage war, ein Nein zu
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