JULIA COLLECTION Band 10
gut verzichten.“
„Vielleicht hat er Grund dazu.“
Charmaine lachte höhnisch auf. „Das Einzige, worauf sich Prinz Ali bei mir etwas einbilden kann, ist die Größe seiner Brieftasche. Und dann auch nur, wenn er sie für die Stiftung öffnet. Sag ihm das, Rico. Aber jetzt muss ich wirklich gehen und dieses verdammte Kleid ausziehen.“
Dafür, dass Ali sie angeblich nicht interessiert, dachte Rico, während er Charmaine nachsah, regt sie sich viel zu sehr über ihn auf.
3. KAPITEL
Am darauffolgenden Samstag stieg Charmaine kurz vor achtzehn Uhr aus einem völlig unscheinbaren Wagen, gab dem Parkwächter in Livree ihre Schlüssel und betrat mit dem Handgepäck das im Arkadenstil gehaltene Foyer des Regency Hotels . Und das, ganz ohne einem einzigen lästigen Reporter zu begegnen.
Aus Erfahrung wusste sie, dass es verschiedene Tricks gab, Paparazzi aus dem Weg zu gehen. Man kam möglichst deutlich vor dem offiziellen Beginn einer Veranstaltung und am besten verkleidet. Dummerweise war ihr Dinner-Rendezvous mit dem Scheich doch weithin bekannt geworden. Eine Journalistin hatte sich unter die Gäste geschmuggelt und am nächsten Tag einen Artikel über den Abend verfasst. Da ihre Zeitung Frauenherzen höherschlagen lassen sollte, klang alles unheimlich romantisch, wobei die Frau besonders betonte, wie erstaunlich viel Geld Prinz Ali von Dubar für ein Dinner mit unserer Charmaine zu zahlen bereit gewesen war.
Charmaine bereute, dass Rico bei der Auktion den Zeitpunkt des Dinners bekannt gegeben hatte. Aber sie wollte auf keinen Fall den Prinzen kontaktieren, um einen anderen zu vereinbaren. Allerdings nahm sie Kontakt zum Eigentümer des Regency auf, um eine ähnliche „Panne“ wie bei der Wohltätigkeitsveranstaltung zu vermeiden. Mr. Richmond versicherte ihr, sie oder seinen hoch geschätzten Stammgast Prinz Ali von Dubar würde kein Journalist belästigen. Er versprach auch, das Sicherheitspersonal am Eingang zu verstärken, und sicherte ihr während des Essens absolute Privatsphäre zu.
Charmaine bedankte sich, buchte aber trotzdem ein Zimmer, damit sie früher kommen und sich erst vor Ort für das Dinner umziehen konnte. Außerdem hatte sie so die Möglichkeit, über Nacht zu bleiben und die Lokalität am nächsten Morgen zu verlassen, wann immer sie wollte, um unerkannt zu bleiben.
Und jetzt war sie hier in ihrer Verkleidung und ging zur Rezeption. Die nichtssagende braune Perücke und die große Sonnenbrille hatten sie davor bewahrt, von irgendwelchen Fotografen oder Kameraleuten belästigt zu werden. Glücklicherweise! Denn sonst hätte sie womöglich die Fassung verloren. Es war eine sehr anstrengende Woche gewesen, und ihre Nerven lagen blank.
Während Charmaine mit dem Aufzug in den zweiten Stock fuhr, warf sie einen Blick auf die Uhr. Es blieb ihr weniger als eine halbe Stunde. Doch das war Zeit genug, um sich fertig zu machen. Sie brauchte nur noch Ohrringe anzulegen, etwas Make-up aufzutragen und die Kleidung zu wechseln. Das wäre im Handumdrehen geschehen, denn Charmaine hatte beschlossen, sich für die Gelegenheit besonders unspektakulär zurechtzumachen.
Wenn der Scheich dachte, sie würde etwas ähnlich Aufreizendes tragen wie vergangenen Samstag, konnte er sich auf eine Überraschung gefasst machen. Heute Abend gab es keine bloße Haut, nichts, worauf sein begehrlicher Blick verweilen konnte.
Exakt fünf Minuten vor sieben Uhr befand sie sich wieder im Aufzug und hatte statt ihrer Jeans eine legere schwarze Seidenhose und eine Tunika an, die ihre Kurven ein wenig zurücktreten ließen. Das Haar hatte sie zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengenommen, ihre Ohrläppchen schmückten kleine Diamantohrstecker – bezeichnender Kontrast zu den sexy Ohrhängern von vergangenem Samstag –, und sie trug kaum Make-up. Nur ein bisschen Grundierung, einen Hauch Lidschatten, etwas Wimperntusche und einen bronzefarbenen Lippenstift, der zu ihrem Nagellack passte. Aber bei einer so natürlichen Schönheit war weniger oft mehr. Dessen war sie sich allerdings nicht bewusst und dachte, sie würde so schlicht wie möglich aussehen. Hätte sie nur geahnt, wie verführerisch unschuldig sie wirkte, als sie zum Candlelight – Restaurant ging.
Der Oberkellner – ein großer glatzköpfiger Mann mit schmalem Schnurrbart und intelligent blickenden Augen – lächelte sie von seinem Pult aus an. „Mademoiselle Charmaine“, sagte er mit französischem Akzent, der echt sein konnte oder auch nicht.
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