JULIA COLLECTION Band 10
sagte er deshalb besonders herzlich, „ich liebe dich auch. Und jetzt lass uns nach Hause fahren.“
Danach war Charles froh, dass er seine Aufmerksamkeit dem Fahren widmen konnte. Tränen waren ihm immer irgendwie unangenehm. Seine Mutter hatte viel geweint.
„Wir werden in dem Haus sehr glücklich sein. Es ist ein Haus, das glücklich macht.“
„Ein Haus, das glücklich macht? Eine merkwürdige Formulierung!“
„Das ist nur so ein Gefühl, das ich gehabt habe, als wir hineingegangen sind. Vielleicht ist Rusty auch deshalb zurückgekommen.“
Charles lächelte. „Ich wusste ja gar nicht, dass du so sentimental bist.“
„Das bin ich auch nicht, normalerweise zumindest nicht. Aber seitdem ich dich geheiratet habe, bin ich auf dem besten Weg dahin, es zu werden.“
„Wie süß! Du bist süß.“
„Der Meinung war bisher noch niemand“, erklärte Dominique und seufzte, während sie die Katze auf ihrem Schoß streichelte.
„Das stimmt nicht, Coral hat dich auch nett gefunden.“
„Das ist aber auch die erste Frau, glaub mir. Normalerweise können mich meine Geschlechtsgenossinnen nicht ausstehen.“
„Ich kann mir schon vorstellen, dass dich eine weniger reife Frau um dein Aussehen beneidet. Aber ich versichere dir, dass Renée dich mag. Letzten Freitag beim Pokern hat sie gesagt, du seist nett.“ Als Charles Dominiques erstaunten Gesichtsausdruck sah, war er ganz gerührt.
„Hat sie das wirklich?“
„Aber ja.“ Es war keine richtige Lüge, obwohl Charles wusste, dass sich Renée hauptsächlich auf Dominiques Aussehen bezogen hatte.
„Ich würde sie gern näher kennenlernen“, sagte Dominique. „Aber sie ist ein bisschen … unnahbar, findest du nicht?“
Charles lachte. „Ich weiß, was du meinst. Zauderer kann die ‚lustige Witwe‘ nicht ausstehen, und sie macht dem armen Rico das Leben ganz schön schwer.“
„Entschuldige bitte, wenn ich kein Mitleid mit dem armen Rico habe.“
Charles wusste, warum Dominique so reagierte. Die Haltung seines Freundes ihr gegenüber war untragbar. Rico musste einfach erkennen, dass Dominique ihn nicht nur des Geldes wegen geheiratet hatte. Er war allerdings nicht so blauäugig zu glauben, Dominique hätte jemals einen armen Mann geheiratet. Aber das war schließlich etwas ganz anderes, als sie für eine Abzockerin zu halten. Offensichtlich hatte sie ein etwas gestörtes Verhältnis zum Geld und eine tief sitzende Angst, einmal ohne dazustehen.
„Charles …“
„Was denn?“
„Du fährst in die falsche Richtung. Ich bezweifle, dass sonntags in der Innenstadt ein Zoogeschäft geöffnet hat. Wir müssen ein Einkaufszentrum vor den Toren der Stadt finden.“
Als Charles fluchte, hielt Dominique Rusty die Ohren zu. „Doch nicht vor der Katze, Darling!“
Er stöhnte. „Ich glaube, ich werde es noch bereuen, dir das verdammte Tier erlaubt zu haben.“
„Nein, das wirst du nicht, denn dadurch liebe ich dich nur noch mehr.“
„Wegen der Katze?“
„Ja.“ Sie seufzte und schien den Tränen wieder gefährlich nah zu sein. „Als ich ungefähr vierzehn Jahre alt war, ist uns ein Kätzchen zugelaufen und hat an der Küchentür gesessen und ganz kläglich miaut. Als ich ihm etwas Milch bringen wollte, hat mich mein Vater angeschrien, das bloß sein zu lassen. Dann hat er die Katze verscheucht. Er sagte, wir könnten uns kein Tier leisten. Dabei hätte er bloß ein bisschen weniger zu trinken brauchen“, fügte sie verbittert hinzu.
Charles wusste nicht, was er sagen sollte. Vielleicht war es das Beste, wenn er den Mund hielt und sie einfach reden ließ.
„Er war Alkoholiker, und ich will wirklich nicht weiter über ihn sprechen. Ich brauche nur an ihn zu denken und habe schlechte Laune. Aber die will ich heute nicht haben. Heute bin ich glücklich und werde es auch in Zukunft sein. Bitte frag mich nichts mehr über meinen Vater, Charles.“
„In Ordnung“, sagte er, obwohl er wünschte, sie hätte ihm mehr erzählt. Aber schon dieser kleine Einblick war wichtig. Stück für Stück fügte sich das Puzzle zusammen, das seine Frau ausmachte. Als Kind musste es für sie die Hölle gewesen sein. Auf der einen Seite war ihre Mutter eines schleichenden Todes gestorben, auf der anderen ihr Vater ein hoffnungsloser Alkoholiker gewesen.
Zweifellos wäre Dominique geschockt, wenn sie erfuhr, dass sich ihr Vater in den vergangenen zehn Jahren um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Geschockt wäre vielleicht nicht der richtige Ausdruck, sie
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