JULIA COLLECTION Band 10
Sex. Bei der Vorstellung reagierte Rico wie seit Teenagerzeiten nicht mehr und versuchte stöhnend, die plötzliche Enge in der Hose zu beheben, aber vergebens. Nichts änderte etwas an seinem Problem, außer eine Nacht mit Renée.
Als Rico in die Randwick Street einbog, in der sich Wards Stallungen befanden, schwor er sich, Renée dazu zu bringen, mit ihm auszugehen und ins Bett zu steigen, und wenn er dazu seine Seele verkaufen musste. Beim Anblick ihrer blauen Limousine verschwand Ricos düstere Stimmung für einen Moment. Renée war da und wartete auf ihn! Doch gleich darauf bekam sein gesunder Menschenverstand wieder die Oberhand. Sie war da, Punkt, und er würde sich gleich zum Narren machen. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Schließlich war er kein Feigling, oder?
Für den Bruchteil einer Sekunde gab ihm der volle Parkplatz beinah die Rechtfertigung weiterzufahren und seine verrückte Mission zu vergessen. Doch dann entdeckte er eine Lücke zwischen einem silberfarbenen Jaguar und einem S-Klasse-Mercedes und lenkte seinen Ferrari seufzend auf den freien Platz. Nachdem er den Motor ausgestellt hatte, warf er einen Blick auf die Uhr – kurz nach zwölf. Rasch stieg er aus und schlug die Tür zu. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm dabei ein, sein Aussehen im Seitenspiegel zu überprüfen.
Er strich sich einige dunkle Locken aus dem Gesicht und runzelte beim Anblick seines Dreitagebartes die Stirn. Am Wochenende rasierte er sich nie – da hatte er heute keine Ausnahme machen wollen, damit sich Renée nicht einbildete, er habe sich ihretwegen irgendwelche Umstände gemacht.
Doch da er vorhatte, sie um ein Rendezvous – mit Aussicht auf eine Liebesnacht – zu bitten, wäre es vielleicht keine schlechte Idee gewesen, sich zu rasieren. Aber wie immer, wenn es um Renée ging, hatte da wohl wieder einmal sein gesunder Menschenverstand ausgesetzt. Nun musste er sich einfach zusammenreißen, sonst würde sie ihm nie die Hand reichen. Nicht dass er die „lustige Witwe“ heiraten wollte. So verrückt war er nun auch wieder nicht! Er wollte nur einige Nächte mit ihr verbringen. Danach wäre er sicher von dieser sexuellen Besessenheit – denn Liebe konnte man das ja wohl nicht nennen – geheilt, die ihn nun schon mehrere Jahre verfolgte.
Nein, er liebte sie nicht, bestimmt nicht! Was war an Renée schon liebenswert? Sie war genauso kaltblütig, hartgesotten und geldgierig wie Jasmine und darauf spezialisiert, Männer zum Narren zu halten – und ganz besonders ihn. Mit diesem wenig charmanten Gedanken schob Rico die Hände in die Hosentaschen und schlenderte auf Wards Anwesen, wobei er Renées Limousine im Vorbeigehen einen abfälligen Blick zuwarf. Sie musste die Erste gewesen sein, um einen so hervorragenden Parkplatz zu bekommen.
Einen Augenblick blieb er bei Wards Eingangstor stehen und betrachtete das supermoderne zweistöckige Wohnhaus. Die meisten Gäste waren jetzt bestimmt mit der Besichtigung der Pferde fertig und ließen sich die Leckereien vom Büfett schmecken. Alle außer Renée. Höchstwahrscheinlich befand sie sich noch in den Ställen und kümmerte sich um die letzte und bisher kostspieligste Errungenschaft ihrer Eigentümergemeinschaft, einen dreijährigen schwarzen Hengst namens Ebony Fire, den sie als Jährling von Ali erworben hatten. Leider hatte sich das Tier schon bald eine Sehnenentzündung zugezogen, sodass mit dem Training nicht fortgefahren werden konnte.
Seit einigen Wochen versuchte man es nun erneut, und Wards Assistentin Lisa hatte Rico am vergangenen Abend telefonisch mitgeteilt, dass Ebony Fire sich zu seinem Vorteil verändert habe und allen die Show stehle. Zweifellos hatte Lisa Renée die gleichen Informationen zukommen lassen. Der Startrainer selbst war viel zu einsilbig, um telefonischen Kontakt zu den Besitzern aufzunehmen.
Von Renée persönlich wusste Rico erstaunlich wenig. Er kannte nur ihr Verhältnis zu den Pferden, die sie komplett oder anteilig besaß: Sie liebte sie und war gern bei ihnen, um sie zu streicheln und mit ihnen zu reden. Wenn er sie an einem der offenen Sonntage getroffen hatte, war es ihm fast nicht gelungen, sie von den Ställen wegzulocken.
„Ich komme doch nicht her, um zu essen“, hatte sie ihn einmal angefahren, als er vorschlug, doch gemeinsam ans Büfett zu gehen. „Ich komme her, um meine Pferde zu besuchen.“
In Erinnerung daran lächelte Rico wehmütig. Oh ja, auch jetzt war sie bestimmt noch nicht im Haus. Da konnte er ganz
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