JULIA COLLECTION Band 10
Baumwolljersey ab. Vielleicht lag das an der kühlen Witterung heute, vielleicht aber auch daran, dass Renée die Nacht in Wards Bett verbracht hatte.
Bei der Vorstellung, dass dieser Mann an Renées Brüsten saugte, wurde Rico ganz anders. Am besten ging er sofort wieder, ehe er noch etwas tat oder sagte, das er später bereuen würde. Aber er konnte sich nicht abwenden.
„Dürfte ich dir vielleicht eine ganz persönliche Frage stellen?“, wollte er schließlich wissen. Dabei gab er sich betont locker, um seine wahren Gefühle zu verbergen.
„Würde dich denn ein Nein davon abhalten?“
„Nein.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Also los!“
„Bist du mit Ward zusammen?“, fragte Rico unumwunden und ließ Renée dabei nicht aus den Augen.
Sie zog die fein gezupften Brauen hoch, während sie ihn mit großen Augen anblinzelte. Zweifellos war sie geschockt, fing sich aber schnell und sah ihn kurz darauf überheblich an. Dann bückte sie sich nach ihrer schwarzen Lederjacke und der dazu passenden Handtasche, die sie neben die Boxenwand gelegt hatte. Durch die Bewegung fiel ihr das schulterlange braune Haar über die hohen Wangenknochen und verbarg für einen Moment ihr Gesicht.
Als sie sich wieder aufrichtete, saß ihre Frisur erneut perfekt – ein Zeichen für ihren exzellenten Friseur. Sie hob das Kinn und warf Rico aus ihren schräg stehenden grünen Augen einen kühlen Blick zu. „Warum fragst du? Hat jemand über uns geredet?“
„Nein, aber ich habe gehört, was du zu Blackie gesagt hast, und das klang ganz so, als wärt du und Ward dicke Kumpel. Ich meine, normalerweise bekommt man aus ihm doch nicht mehr als zwei zusammenhängende Worte heraus. Mit dir scheint er allerdings stundenlang über die Fortschritte unseres Pferdes geredet zu haben.“
„Und da hast du messerscharf geschlossen, dass wir dabei im Bett waren?“
„Ja. Und, liege ich damit richtig?“
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“ Renée wandte sich noch einmal dem Pferd zu und tätschelte ihm den Kopf.
„Es passt mir einfach nicht, dass du mit Jackman schläfst!“
Renée sah ihn ganz erstaunt an. „Aber warum nicht?“
Was sollte er darauf antworten? Dass er einfach nicht wollte, dass sie mit anderen Männern schlief, weil er sie selbst begehrte? Da würde sie ihm doch geradewegs ins Gesicht lachen, und das hätte sein Stolz nun wirklich nicht verkraftet. „Er ist der Trainer der Eigentümergemeinschaft“, stieß er deshalb hervor. „Und es passt mir einfach nicht, dass du Informationen bekommst, die Charles und mir vorenthalten werden.“
Sie lächelte abschätzig. „Dass so etwas der Grund ist, hätte ich mir ja denken können. Aber ich schlafe nicht mit Ward. Und wenn du Augen im Kopf hättest, wüsstest du längst, dass Lisa und er ganz verrückt nacheinander sind. Sie ist sogar bei ihm eingezogen. Ward spricht nur deshalb mehr mit mir als mit dir, weil ich Pferde wirklich gernhabe. Ich besitze sie nicht des Status wegen oder um dadurch andere reiche Menschen zu treffen. Bist du nun zufrieden?“, fragte sie noch und wollte weggehen.
Aber Rico hielt sie am Arm fest. Renée erstarrte und warf ihm einen Blick zu, bei dem so mancher vor Schreck losgelassen hätte. Doch Rico verstärkte den Griff. „Warum verachtest du mich? Was habe ich dir getan?“
Renée sah so lange auf seine Hand, bis er Renée losließ, und als es so weit war, erschauerte sie sichtlich. Da wusste Rico, dass sie niemals freiwillig mit ihm ausgehen, geschweige denn ins Bett steigen würde. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich von ihm abgestoßen, und das war die schrecklichste Erkenntnis seines Lebens, noch schlimmer, als sich eingestehen zu müssen, dass Jasmine es nur auf sein Geld abgesehen hatte.
Jetzt war er derjenige, den es schauderte. Aber nicht so, dass man es sehen konnte, sondern innerlich – tief in seinem Herzen.
„Du kannst nicht ernsthaft wollen, dass ich dir diese Fragen beantworte“, meinte sie nun. „Glaub mir, die Antwort würde dir nicht gefallen.“
„Ich will sie trotzdem hören.“
„Na gut.“ Der Blick ihrer grünen Augen wirkte jetzt noch kälter, wenn das überhaupt möglich war. „Du verkörperst alles, was ich an Männern nicht ausstehen kann. Du bist egoistisch und unheimlich oberflächlich. Du behauptest ständig, mehr Tiefgang in deinem Leben anzustreben, läufst aber dauernd irgendwelchen Träumen hinterher. Außerdem urteilst du vorschnell über andere Menschen, ohne dir die Mühe
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