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JULIA COLLECTION Band 10

JULIA COLLECTION Band 10

Titel: JULIA COLLECTION Band 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA LEE
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zu machen, einmal hinter die Fassade zu blicken. Wenn ich mir vorstelle, dass du dadurch beinah Charles’ Ehe ruiniert hättest …“
    Verächtlich rümpfte sie die Nase, und Rico zuckte förmlich zurück. Zugegeben, als er Dominique auf die gleiche Stufe gestellt hatte wie Jasmine, war das ein furchtbarer Fehler gewesen. Aber die äußeren Umstände hatten einfach darauf schließen lassen, dass Dominique ebenso hartherzig und geldgierig war wie seine Exfrau.
    „Und das alles nur, weil du nicht über dein ach so schlimmes Ehedrama hinwegkommen kannst“, fuhr Renée mit beißendem Spott fort. „Wie ich schon sagte, du bist egoistisch und oberflächlich. Natürlich trifft das auf die meisten gut aussehenden Männer zu. Außerdem hältst du dich für unwiderstehlich, nur weil du einen tollen Körper hast und unheimlich viel Sex-Appeal besitzt. Glaubst du, ich wüsste nicht, dass du deine Nase immer so hoch trägst, weil du nicht fassen kannst, dass ich nicht jedes Mal in Ohnmacht falle, wenn du den Raum betrittst? Genauso wie es dich ernsthaft ärgert, dass ich besser pokere als du. Ich hätte vielleicht mehr Achtung vor dir, Rico Mandretti, wenn du nur einmal erkennen lassen würdest, dass du dich in andere Menschen hineinversetzen kannst und es auch bei dir so etwas wie Tiefgang gibt. Aber nein, du machst einfach in deiner typischen Playboymanier weiter, und wenn es nicht nach deinem Kopf geht, benimmst du dich wie ein verzogenes Gör.“
    Sie war ein wenig laut geworden, und Rico sah sich peinlich berührt um. Erleichtert stellte er fest, dass niemand im Hof und Neil nirgends zu sehen war.
    „Aber das Schlimmste ist“, fuhr Renée nun unbeirrt fort, „dass du von einer blonden Sexbombe zur nächsten fliegst und dich dann darüber beklagst, dass du nicht hast, was Charles hat. Werd endlich erwachsen, Rico! Such dir ein nettes Mädchen zum Heiraten und gründe mit ihm eine Familie. Die willst du doch angeblich unbedingt haben. Vielleicht werde ich dir dann auch so etwas wie Zuneigung entgegenbringen. Oder auch nicht“, meinte sie dann höhnisch. „Mögen werde ich dich wohl nie. Aber wenigstens könnte ich dir dann ein wenig Respekt zollen.“
    Endlich war sie fertig, und das Gleiche galt für Rico. Noch nie hatte ihm jemand so deutlich die Meinung gesagt – nicht einmal Jasmine, wenn sie ganz schlecht auf ihn zu sprechen gewesen war.
    Natürlich hätte er Renée eine passende Antwort geben und ihre eigene, wohl kaum perfekte Vergangenheit auseinandernehmen können. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, der Schuss könnte nach hinten losgehen. Trotzdem würde ihn kein Mensch je davon überzeugen, dass Renée den alten Tattergreis aus Liebe geheiratet hatte, auch wenn Geld vielleicht nicht ihr Hauptmotiv gewesen war. Dass er, Rico, ihr das zunächst unterstellt hatte, war vielleicht eines jener vorschnellen Urteile seinerseits, die sie erwähnt hatte.
    „Jetzt mach nicht so ein Gesicht! Ich habe dich gewarnt und will mich nicht schuldig fühlen müssen, weil ich dir die Wahrheit gesagt habe. Außerdem ist es dir doch völlig egal, was ich denke. Männer wie du interessieren sich nur für sich selbst“, fügte sie noch hinzu, warf ärgerlich den Kopf zurück und ging.
    Wenigstens hält sie mich für gut aussehend, dachte Rico, während er ihr betrübt nachblickte. Ihr missfiel nur sein Charakter, und daran konnte man arbeiten, oder nicht? „Na klar, Rico!“, sagte er dann zu sich selbst. „Wenn’s weiter nichts ist?“ Er schnitt ein Gesicht und schob die Hände in die Hosentaschen. Dann ließ er den Kopf hängen und ging hinaus in den Hof, der glücklicherweise immer noch menschenleer war. Als er bei Jed vorbeikam, riss er sich zusammen, nickte ihm zum Abschied zu und lief so schnell wie möglich zu seinem Wagen, um nach Hause zu fahren.

4. KAPITEL
    Über den Spieltisch hinweg blickte Charles zu einer ungewöhnlich stillen Renée und dann zu einem erstaunlich grimmig dreinsehenden Rico und überlegte, was sich während der vergangenen Woche bloß zwischen den beiden zugetragen hatte. Am letzten Freitag waren sie noch hervorragend in Form gewesen und hatten sich gegenseitig mit ihren spitzen, aber immer sehr unterhaltsamen Bemerkungen übertroffen.
    Doch an diesem Abend war das ganz anders. Sie wechselten kein Wort und saßen da, als hätten sie unterm Tisch die Hände zu Fäusten geballt. Auch die Einsätze waren bisher nur klein gewesen. Weder Rico noch Renée schienen daran interessiert zu sein, sich

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