JULIA COLLECTION Band 10
erklärte er abschließend und hätte liebend gern den Blick zu deuten gewusst, den Renée ihm jetzt zuwarf. Aber sie war immer schon besonders gut darin gewesen, die Wahrheit vor ihm geheim zu halten. Deshalb wusste er auch nie, ob sie bluffte.
„Na, dann her mit dem Papier und den Umschlägen!“, sagte sie schließlich.
„Mir gefällt die Idee überhaupt nicht“, erklärte Charles missmutig.
„Wieso nicht?“ Rico zuckte die breiten Schultern. „Es wird ja niemandem wehgetan, und es ist einfach spaßiger, als nur um Geld zu spielen.“
„Das hoffe ich doch!“ Charles war immer noch nicht überzeugt. „Eine kleine Aufheiterung könnte dir allerdings nicht schaden.“
„Aber diese Art von Einsätzen machen wir uns nicht zur Gewohnheit“, erklärte nun Ali, der immer darauf bedacht war, dass es am Spieltisch nicht zu persönlich zuging. „James“, wandte er sich dann an den Butler, „bringen Sie den beiden Papier und Bleistift.“
Offensichtlich wusste Renée genau, was sie von Rico wollte, denn sie schrieb ihren Wunsch umgehend auf den Hotelnotizblock, den Rico ihr reichte, nachdem er sich ein Blatt abgerissen hatte. Er dagegen war sich plötzlich nicht mehr sicher, was er verlangen wollte. Eine Nacht oder zwei oder vielleicht eine ganze Woche? Doch auch das wäre ihm nicht genug, beschloss er, während seine Erregung immer stärker wurde.
Schließlich schrieb er:
Du bist einen Monat lang meine Geliebte, beginnend mit heute Nacht.
Daraufhin faltete er das Stück Papier zusammen, steckte es in den Umschlag und schrieb seinen Namen darauf, ehe er den Umschlag auf Renées warf. Ja, obenauf, dachte er dabei, auf Renée. Das würde er jede der kommenden Nächte sein. Es sei denn, er verlangte ausdrücklich das Gegenteil. Geliebte konnte man schließlich nach Bedarf anweisen. Das war eindeutig ein Vorteil gegenüber Ehefrauen.
Natürlich würde er für Extrawünsche bezahlen müssen. Geliebte waren auch nicht viel günstiger als Ehefrauen, vor allem, wenn diese es nur aufs Geld abgesehen hatten. Aber es würde ihm große Freude bereiten, Renée mit Juwelen zu behängen und sie in italienische Designerklamotten zu stecken. Für seinen Geschmack trug sie viel zu oft eine Hose, auch wenn die ihre langen Beine betonte. Er wollte endlich einmal ein weich fallendes Seidenkleid an ihr sehen oder ein schwarzes Satinnachthemd, das von Spaghettiträgern gehalten wurde.
Genauso interessierte ihn, wie Renée aussah, wenn sie nur dieses betörende moschushaltige Parfüm trug, das ihn am Spieltisch schon so manches Mal beinah um den Verstand gebracht hatte. Aber vor allem wollte er wissen, wie sie aussah, wenn sie kam. Das wäre sein größter Triumph und Balsam für seine geschundene Seele.
Er freute sich schon darauf, Renée um die Selbstbeherrschung zu bringen und dabei zu beobachten, wie sie lustvoll die Lippen öffnete, bevor sie stöhnend zum Höhepunkt kam, auch wenn das nicht in ihrer Absicht liegen mochte. Über die Jahre hatte er sich das nötige Wissen angeeignet, um Frauen garantiert so weit zu bringen. Zugegebenermaßen hatte ihm sein gutes Aussehen, das Renée letzten Sonntag so abfällig erwähnt hatte, die Sache um einiges erleichtert. Seit seinem vierzehnten Lebensjahr konnte er sich vor Angeboten kaum retten.
Aber wie es so seine Art war, hatte es ihm nicht genügt, es einfach nur zu tun. Er wollte in allen Bereichen Spitzenergebnisse erzielen. Deshalb nahm er sich als ganz junger Mann vor, alles zu lernen, was ihm und der Partnerin Freude bereiten konnte. Nach und nach war er da auf so manchen geheimen Wunsch gestoßen und hatte erfahren, wie man ihn erfüllte. Jasmine mochte ihn nur des Geldes wegen geheiratet haben, aber den Sex mit ihm hatte sie mit Sicherheit auch genossen.
Rico war zuversichtlich, dass es Renée dabei genauso ergehen würde – wenn er erst einmal die erste Hürde genommen hatte. Bestimmt wäre sie nicht begeistert, wenn sie seinen Herzenswunsch las, wahrscheinlich sogar richtig wütend. Tja, aber sie wusste genau, dass man einen Wetteinsatz zahlen musste. An ihn stellte sich dabei die Herausforderung, ihr zu beweisen, dass es ein Vergnügen war, seine Geliebte zu sein. Dabei erregte ihn die Vorstellung, Renée nach allen Regeln der Kunst zu verführen, genauso wie ein Blick auf seine Karten.
„Jetzt zeig schon, was du auf der Hand hast!“
Die Stimme seines besten Freundes ließ Rico zusammenzucken. Er hatte gar nicht bedacht, was Charles von seinem Herzenswunsch
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