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JULIA COLLECTION Band 11

JULIA COLLECTION Band 11

Titel: JULIA COLLECTION Band 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ARLENE JAMES
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fort. „Das stimmt. Aber verstehst du denn nicht? Das war umso mehr Grund, es zu beenden und wieder hierherzukommen.“
    „Läufst du nicht einfach nur weg?“
    „Mag sein“, räumte Avis ein. „Aber du hast ja keine Ahnung, wie oft ich mir die Kraft gewünscht habe, von Kenneth wegzulaufen. So vieles wäre anders gekommen.“
    „Anders vielleicht, aber du weißt nicht, ob es besser geworden wäre.“
    „Ich weiß, dass ich meinen Bruder nicht enttäuscht hätte. Ich weiß, dass Kenneth nicht gezwungen gewesen wäre, seine Karriere aufzugeben. Ich weiß, dass Ellis mich nicht dafür hassen würde, dass ich ihm die Aufmerksamkeit seines Vaters weggenommen habe.“
    „Avis, du warst damals erst zwanzig“, gab Gwyn zu bedenken.
    „Das ist keine Entschuldigung.“
    „Du hast jemanden gebraucht, der dich liebt.“
    „Und ich habe gelernt, nie wieder jemanden derart zu brauchen.“
    Gwyn seufzte schwer. Doch dann nickte sie und fragte unvermittelt: „Hast du schon gehört, was unser illustrer Bürgermeister über Sierra und Sam erzählt?“
    Avis graute bei dem Gedanken an neue Gerüchte, aber der Themenwechsel erleichterte sie. „Was ist es denn diesmal?“
    „Die neueste Story, und ich weiß mit Sicherheit, dass sie von Heston Witt stammt, besagt, dass Sierras Baby gar nicht von Sam ist und er es nur behauptet, um an ihr Geld zu kommen.“
    Angewidert schüttelte Avis den Kopf. „Und die Leute kaufen ihm dieses Gewäsch ab?“
    „Wahrscheinlich nicht wirklich, aber das hält sie nicht davon ab, es zu verbreiten.“
    „Worüber wurde in Puma Springs eigentlich getratscht, bevor Edwin das Testament verfasst hat?“
    Gwyn schmunzelte. „Das frage ich mich auch. Er hat dich, Sierra und Avis nicht nur zu Millionärinnen gemacht, sondern der Stadt über Jahre hinaus die Zutaten für die Gerüchteküche geliefert.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung fügte sie hinzu: „Die Leute sind nur neidisch. Das weiß ich am allerbesten.“
    „Ach, Gwyn, du bist so ein lieber Mensch. Es ist nicht fair, dass …“
    „Fang nicht wieder damit an. Es ist alles so, wie es sein sollte. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt mit einer von euch tauschen würde. Ich habe erlebt, was die Erbschaft mit sich gebracht hat – den Klatsch, die Missgunst, die Spinner und Schnorrer. Ja, ich bin es manchmal leid, jeden Penny umzudrehen, aber ich habe nicht die Geduld, all den Mist zu ertragen, den ihr über euch ergehen lassen musstet.“ Sie grinste und wackelte mit den Augenbrauen. „Um das Geld beneide ich euch wirklich nicht mehr, aber gegen so was Nettes wie Ian und Sam hätte ich nichts einzuwenden.“
    Avis lachte. „Du lügst. Du interessierst dich genauso wenig für Männer wie ich.“
    „Das ist leider wahr. Das Problem ist, dass du wesentlich mehr interessiert bist, als du zugibst, zumindest an einem bestimmten Exemplar.“
    Als Avis verbissen schwieg, seufzte Gwyn und ließ sich die übrig gebliebene Pizza, von der sie sehr wenig gegessen hatten, zum Mitnehmen für ihre Kinder einpacken, bevor sie das Restaurant verließen und getrennter Wege gingen.

7. KAPITEL
    Gedankenverloren starrte Avis aus dem Fenster auf die Innenstadt von Fort Worth. Der nachmittägliche Verkehr floss so träge dahin, wie die Zeit für sie in den letzten Wochen verstrichen war.
    Sie hasste es, sich einsam zu fühlen. Sie hasste sogar das Wort, aber sie fand keine andere Bezeichnung für die Unzufriedenheit, die sie beschlichen hatte. Abrupt wandte sie sich vom Fenster ab und wurde sich bewusst, dass sie nicht allein in ihrem Büro war.
    Schon vor einigen Minuten war Pete hereingestürmt, und seitdem las er ihr eine ellenlange E-Mail vor, die er soeben erhalten hatte. Dass sie kein einziges Wort wahrgenommen hatte, schien er gar nicht zu merken.
    Plötzlich stieß er einen Freudenschrei aus und warf überschwänglich die Papiere in die Luft. Die drei eng beschriebenen Seiten segelten auf den Fußboden. „Weißt du, was das bedeutet?“, rief er jubilierend. Sie hatte keine Ahnung und lächelte daher nur vage. „Wir kriegen den Auftrag für die Sanierung von Tex-Bank!“
    Bei dem Projekt handelte es sich um ein Bürohochhaus von vierzig Etagen in der Innenstadt, das vor etwa drei Jahren bei einem Tornado beträchtlichen Schaden genommen hatte und seitdem leer stand. Die Versicherungsgesellschaft, die es in Besitz genommen hatte, bemühte sich bisher vergeblich, es loszuwerden. Das Problem bestand in dem hohen Kostenaufwand.

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