JULIA COLLECTION Band 11
weiß es nicht“, gab Ian zu, „und das ist auch nicht wichtig. Val ist perfekt für mich, weil sie keinen Ehemann braucht.“
Prompt widersprach Shelly: „Das bedeutet nicht, dass sie keinen will.“
„Val ist nicht so. Sie war mit ihrem letzten Freund jahrelang ohne Trauschein zusammen.“
Valerie schlang die Arme um sich selbst. Ihr war geradezu übel. Glaubte Ian wirklich, dass ihre Beziehung zu ihm auch nur annähernd mit dem oberflächlichen, lockeren Verhältnis zu Buddy vergleichbar war?
„Sie ist ja auch noch ziemlich jung“, gab Warren zu bedenken.
„Vierundzwanzig“, bestätigte Ian. „Aber sie hat sehr viel Geld geerbt, und wenn sie es einigermaßen vernünftig anlegt, hat sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Sie braucht wirklich keinen Ehemann.“
„Also besteht zwischen euch nur eine lockere Affäre?“, fragte Shelly.
„Ja, so ähnlich.“
Eine lockere Affäre. Valerie fühlte sich, als wäre ihr der Boden unter den Füßen weggerissen worden. Die vergangene Nacht bedeutete ihm offensichtlich gar nichts. Sie schloss die Augen und kämpfte gegen die überwältigende Enttäuschung.
Wie dumm sie doch war! Sie hatte sich eingeredet, dass ihr Geld nicht für Ian zählte, und so war es im Grunde auch. Es war nicht das Geld an sich, das ihm wichtig war, sondern die Freiheit und Unabhängigkeit, die es ihr gewährte. Er würde sich nie um sie kümmern, sich nie um ihr Wohlergehen sorgen, sich nie verpflichtet fühlen müssen.
Diese Erkenntnis traf sie so schwer, dass sie einen Moment lang nicht atmen, nicht denken, nichts hören konnte. Ein lautes Rauschen füllte ihre Ohren. Dann, ganz allmählich, ebbten die Symptome ab.
Sie nahm all ihren Stolz beisammen, holte tief Luft und ging um die Ecke ins Wohnzimmer. Ian und Warren standen neben dem Sessel, in dem Shelly saß – eine pummelige Brünette mit kurzen, glatten Haaren und großen braunen Augen.
„Du irrst dich“, sagte Ian gerade. „Die meisten Frauen mögen so sein, aber Val braucht niemanden. Selbst ohne das Geld wäre sie fähig, für sich selbst zu sorgen.“
„Da hast du völlig recht“,bestätigte Valerie, und drei Augenpaare hefteten sich auf sie. „Ich meine, eine reiche Frau braucht einen Mann nur für eine einzige Sache, und das ist zufällig die eine Sache, in der Ian echt gut ist.“
Betroffenes Schweigen senkte sich über den Raum.
„Valerie“, murmelte Ian verunsichert, „wir haben gerade über Heirat gesprochen.“ „Ich weiß. Ich hoffe, du hast ihnen gesagt, wie lächerlich das wäre.“
„Lächerlich?“, hakte er verständnislos nach.
„Natürlich. Warum sollte ich jetzt heiraten? Falls ich mich eines Tages dazu entschließen sollte, dann jemanden, der seinen eigenen Beitrag leisten kann.“
„Du willst sicher nicht andeuten, dass ich das nicht kann.“
„Außerhalb vom Schlafzimmer, meinst du?“
„Das war unangebracht.“
Der Zorn auf Ians Gesicht bereitete ihr Genugtuung, und sie entgegnete spöttisch: „Ach, findest du?“
Betroffen stand Shelly auf. „Wir hätten nicht kommen sollen.“
„Das stimmt“, bestätigte Ian.
Warren trat dicht zu ihr. „Wir wollten nur ein bisschen Beistand leisten.“
„Ihr wolltet mich unter Druck setzen, damit ich tue, was ihr für richtig haltet. Nun, vielen Dank.“
„Du hast ja so recht“, höhnte Valerie. „Wie können sie es nur wagen, sich um dich zu kümmern?“
„Darum geht es hier gar nicht.“
„Natürlich nicht. Wie dumm von mir. Du weißt ja immer alles besser. Das hat sich ja schon bei unserer ersten Begegnung herauskristallisiert.“
Ian seufzte. „Schon wieder dieses Thema! Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich zugelassen hätte, dass dir der verdammte Boiler um die Ohren fliegt?“
„Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir uns nie begegnet wären.“
Ian erstarrte.
Shelly legte Warren eine Hand auf den Arm, mit mitfühlendem Blick zu Valerie. „Lass uns gehen.“
Er nickte düster. „Ian, es tut mir leid. Es ist alles meine Schuld.“
„Das weiß ich selbst“, fauchte Ian, doch dann fügte er mit einem grollenden Blick zu Valerie hinzu: „Vielleicht ist es besser so.“
„Ja, vielleicht ist es das“, stimmte sie zu.
„Wir wollten nur helfen“, sagte Shelly mit zerknirschter Miene über die Schulter, während sie mit Warren zur Tür ging.
Valerie erkannte, dass die Bemerkung an sie gerichtet war. Sie hob das Kinn. „Das habt ihr auch. Nur nicht ganz auf die beabsichtigte Weise.“
Eine Weile,
Weitere Kostenlose Bücher