JULIA COLLECTION Band 11
hatte er an alten Vorstellungen festgehalten, die nicht mehr relevant waren.
Er blickte zu Valerie zurück, die auf ihn wartete, und er wusste, dass er keine Bedenkzeit mehr brauchte. Er brauchte nur sie.
„Ian, sind Sie das wirklich?“
Sierra tauchte aus dem Hinterzimmer des Blumenladens auf und grinste ihn an. Sie wirkte attraktiver, als er sie je gesehen hatte. Der Zopf war verschwunden, und üppige rote Locken umspielten ihr Gesicht. Enge Hosen und ein kurzes Top in leuchtendem Türkis lenkten die Aufmerksamkeit auf ihre grazile Gestalt. Ein Hauch von Make-up betonte ihr hübsches Gesicht mit den hohen Wangenknochen, und sie wirkte blühend und selbstbewusst.
Erfreut lächelte er sie an. „Sie hätte ich hier nicht erwartet. Ich dachte, Sie hätten das Geschäft verpachtet.“
Sierra legte der Frau, die neben ihr hinter dem Ladentisch stand, eine Hand auf die Schulter. „Das ist übrigens Bette. Sie wollte das Geschäft ursprünglich pachten, aber dann hat sie beschlossen, doch lieber für mich als Angestellte zu arbeiten.“
„Es ist sehr lieb von Sierra, dass sie den Laden weiterführt, nur weil ich Arbeit brauche“, erklärte Bette mit einem bewundernden Blick zu ihrer Arbeitgeberin. „Ich gehe in den Kühlraum. Er möchte ein Dutzend rote Rosen.“
„Das habe ich gehört. Ein Dutzend von unseren Schönsten, hat er gesagt.“
„Hoffentlich haben wir noch so viele“, murmelte Bette, während sie hinter dem Vorhang verschwand.
Sierra seufzte. „Es ist schwer, hier am Ort gute Ware zu bekommen. Es ist besser, nach Dallas zum Großmarkt zu fahren, aber das ist sehr umständlich für mich.“
„Na ja, zumindest hängt Ihr Lebensunterhalt nicht mehr von dem Geschäft ab.“
Sie beugte sich über den Tresen und vertraute ihm leise an: „Nein, jetzt ist es der Lebensunterhalt von Bette und der jungen Frau, die sie als Teilzeithilfe eingestellt hat, bevor sie eingesehen hat, dass sie mit der Geschäftsführung überfordert ist. Anstelle von mir und meinem Kind hängen jetzt zwei Frauen und vier Kinder davon ab.“
„Dann hat sich Ihre Verantwortung praktisch verdreifacht.“
Sierra seufzte. „Manchmal wünschte ich, Edwin Searle wäre mittellos gestorben. Es war ein täglicher Kampf ums Überleben, aber es war vertraut. Jetzt hat sich so viel geändert. Seit Wochen rede ich kaum noch mit Avis, Val und Gwyn, und dafür höre ich viel zu viel von Heston Witt.“
Ian runzelte die Stirn. „Macht er immer noch Schwierigkeiten?“
„Hat Valerie Ihnen das nicht erzählt?“
„Nein.“
„Na ja, vielleicht stört es sie nicht so sehr wie mich. Es geht nur um die Dinge, die er sagt.“
„Wie zum Beispiel?“
„Er verbreitet Gerüchte über uns. In meinem Fall behauptet er, dass mein Vater mich enterbt hätte wegen meiner angeblich dunklen Vergangenheit. Es wird sogar gemunkelt, dass mein Mann und ich nie verheiratet waren und ich nicht wüsste, wer der Vater meiner Tochter ist.“
„So ein Unsinn!“
„Außerdem verbreitet er, dass Avis die Familie ihres verstorbenen Mannes um deren rechtmäßiges Erbe betrogen habe.“
Ian verdrehte die Augen. „Weil sie ja so in Saus und Braus gelebt hat, bevor Edwin ihr ein Vermögen hinterlassen hat.“
„Genau. Trotzdem hören die Leute auf diesen Unsinn.“
Ian nickte und wartete, aber sie sprach nicht weiter. „Wollen Sie mir nicht sagen, was für Gerüchte er über Val in Umlauf gebracht hat?“
Sierra senkte den Blick. Nach kurzem Zögern sagte sie lakonisch: „Er stellt sie als Nutte dar.“
Unbändiger Zorn stieg in ihm auf. Einen Moment lang sah er rot. Dann riss er sich zusammen und verkündete: „Dagegen werde ich vorgehen.“
„Tun Sie nichts Überstürztes“, warnte Sierra. „Corbett sagt, dass wir ihn wegen Verleumdung anzeigen können, sofern wir nachweisen können, dass er die Gerüchte in die Welt gesetzt hat. Aber ich meine, das würde alles nur noch verschlimmern.“
Er nickte. „Wahrscheinlich haben Sie recht.“
Zum Glück hatte er inzwischen beschlossen, Val zu heiraten, denn sie war ein so wichtiger Bestandteil seines Lebens geworden, dass er es kaum noch ertragen konnte, getrennt von ihr zu wohnen. Noch an diesem Abend wollte er ihr den Antrag machen. Wenn das dem Gerede kein Ende setzte, würde er sich mit Heston befassen müssen.
„Was bin ich schuldig?“, fragte er und zückte seine Brieftasche.
„Gibt es einen besonderen Anlass für rote Rosen?“
Er nickte. „Das kann man wohl
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