JULIA COLLECTION Band 11
Schwarz auf weiß? Dann frag deinen Anwalt. Frag deinen Buchhalter. Frag jeden.“
„Es interessiert mich nicht, was andere dazu sagen!“
„Nein? Mich schon. Ich habe zu hart daran gearbeitet, jemand zu werden, auf den ich stolz sein kann, auf den die Mädchen stolz sein können. Das kann ich nicht aufs Spiel setzen. Sie haben schon zu viel durchmachen müssen. Ich kann nicht zulassen, dass ihr Bruder als Gigolo beschimpft wird.“
„Oh, Sam, bitte nicht. Das darfst du nicht mal denken. Ich tue es bestimmt nicht.“
„Das würde die ganze Stadt sagen.“ Er klang müde und traurig. „Das weißt du genau.“
„Nicht, wenn die Farm ein Erfolg ist.“
„Nun, sie ist kein Erfolg. Noch nicht, und vielleicht niemals. Schon gar nicht, wenn wir so weitermachen.“ Er stürmte zur Tür.
„Sammy, bitte, geh nicht.“
Er hielt inne, doch er sagte tonlos: „Ich habe keine Wahl. Ich hatte nie eine.“
Sierra sank auf dem Sofa in sich zusammen und lauschte seinen Schritten, die durch das Haus hallten. Ihr Körper prickelte noch immer von seinem zauberhaften Liebesspiel, aber ihr Herz war kalt und leer, und lange Zeit weinte sie lautlose Tränen.
Wie hatte sie so dumm sein und ihn im Halbschlaf verführen können? Wie hatte sie vergessen können, wie stolz er war, wie sehr er in seiner Arbeit aufging? Er versuchte nur, das Beste für alle Beteiligten zu tun. Das verstand sie durchaus. Doch seine Betrachtungsweise war nicht die einzig mögliche.
Er erkannte nicht, wie glücklich sie sich schätzen konnten, wie selten diese Anziehungskraft zwischen ihnen war. Vielleicht lag es an seiner Jugend. Aber er war nicht dumm. Irgendwann würde er es begreifen.
Sierra wischte sich die Tränen ab und schlüpfte in das Nachthemd. Dann legte sie sich auf die Couch und bettete den Kopf auf das Kissen, auf dem Sam geruht hatte. Sie wollte dort schlafen, wo sie sich geliebt hatten, und den Glauben nähren, dass er zur Einsicht kommen würde.
8. KAPITEL
„Guten Morgen, Sam.“
Er kam später, als Sierra erwartet hatte, und er wirkte abweisend, aber sie ließ sich nicht beirren. Sie stand vom Tisch auf, durchquerte die Küche und begrüßte ihn mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange.
Die Mädchen, die es von der Essecke aus beobachteten, kicherten.
Er räusperte sich mit finsterer Miene und blickte über Sierras Schulter zu den Zwillingen. „Guten Morgen. Wie war der Film?“
„Toll!“
Während die Kinder lebhaft und zusammenhanglos die Handlung erzählten, trat Sam an den Tisch und hängte die frische Kleidung, die er für die Zwillinge mitgebracht hatte, über ihre Stuhllehnen. Hin und wieder warf er eine flüchtige Bemerkung ein.
Sierra holte einen Teller für ihn aus dem Schrank. „Ich hoffe, du magst Waffeln“, sagte sie, als die Mädchen ihren Bericht beendeten. „Die Kinder wollten unbedingt welche.“
„Sie sind ganz lecker“, verkündete Keli.
„Und sie sind schon fertig“, fügte Sierra hinzu und legte ihm zwei große, gebutterte Waffeln auf den Teller. „Also setz dich ruhig und iss.“ Lächelnd griff sie zu der Schüssel mit Erdbeeren. „Möchtest du?“
Er begegnete ihrem Blick und telegrafierte ihr eindeutig seine Gefühle. Er wollte nicht so tun, als wäre in der vergangenen Nacht nichts geschehen, aber in Gegenwart der Kinder blieb ihm nichts anderes übrig. Er setzte sich und murmelte: „Sieht gut aus.“
„Hoffentlich schmeckt es dir auch.“
„Sicher.“ Nach kurzem Zögern nahm er das Besteck und kostete dann.
Er war frisch rasiert und für die Arbeit gekleidet, aber er sah etwas mitgenommen aus. Sie selbst hatte kaum Schlaf gefunden und hoffte, dass es ihm ebenso ergangen war. Daher fragte sie mit bedeutungsvollem Unterton: „Gut geschlafen?“
Er warf ihr einen Seitenblick zu, der hätte töten können, bevor er sich völlig auf das Essen konzentrierte.
Die Mädchen leerten ihre Teller und verließen die Küche, um sich anzuziehen. Sobald sie außer Hörweite waren, ließ Sam seine Gabel sinken, blickte Sierra an und eröffnete: „Wegen letzter Nacht …“
„Letzte Nacht war wundervoll“, unterbrach sie und spießte heftig ein Stück Waffel auf. „Bis zu dem Moment, als du das Gegenteil beschlossen hast.“
„Das habe ich gar nicht beschlossen.“
„Ach nein? So hat es für mich aber geklungen.“
„Ich habe nur gesagt, dass es nicht hätte passieren dürfen.“
„Und ich bin anderer Meinung“, teilte sie ihm mit.
„Verdammt, Sierra, ich werde nicht
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