JULIA COLLECTION Band 12
Er lächelte anerkennend.
„Du auch“, antwortete sie, denn kaum hatte sie die ordentlich zusammengefaltete Decke über eine Stuhllehne gelegt, da öffnete Hunter schon die Knöpfe an ihrer Bluse.
Als er sie diesmal aufs Bett warf, hieß sie ihn mit offenen Armen willkommen. Und als sie sich liebten, redete sie sich ein, dass dies genügte. Dass die Worte keine Rolle spielten, sondern nur das Gefühl.
„Du siehst doch nicht hin, oder?“, fragte Hunter, als er Gaylynn langsam an einem Rhododendronbusch vorbeiführte. Es war inzwischen Mitte Mai, und die Knospen hatten sich noch nicht geöffnet. Aber wenn sie es taten, würde dieser kaum bekannte Wanderpfad bunt dekoriert sein. Hunter blieb so dicht bei Gaylynn, als wäre er ihr Schatten.
„Wie kann ich etwas sehen, wenn du deine riesigen Hände vor meinen Augen hast?“, erwiderte sie.
„Ich habe nur eine Hand vor deinen Augen“, verbesserte er sie. „Mit der anderen führe ich dich.“
Eigentlich sollte diese Hand auf ihrer Schulter liegen, aber bei etwa jedem dritten Schritt rutschte sie etwas tiefer, und Hunter berührte mit dem kleinen Finger ihre Brust.
„Ich kann mir schon denken, was du vorhast“, meinte Gaylynn. „Werden wir heute eine ‚Trillium erectum‘ sehen?“
„Vielleicht. Wenn du Glück hast. Okay, bist du bereit?“
„Hm“, murmelte sie. „Und es scheint, als wärst du das auch“, stellte sie in unanständigem Ton fest, während sie sich mit dem Po an ihm rieb.
Er revanchierte sich, indem er die Hand von ihren Augen nahm und auf ihre Brust legte. „So. Was hältst du davon?“
„Hm!“ Sie hielt die Augen geschlossen und lehnte sich an ihn. „Sehr nett!“
„Ich meinte die Aussicht“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Oh.“ Sie riss die Augen auf. „Natürlich.“
Das Rauschen von Wasser hatte sie schon darauf vorbereitet, dass sie sich in der Nähe eines Flusses befanden. Aber erst jetzt merkte sie, dass sie vor einem Wasserfall standen, der von üppigen grünen Pflanzen umgeben war. Die Sonne glänzte auf dem Wasser, und es sah aus, als wären ganze Ketten von Diamanten dort aufgereiht. Das Wasser plätscherte über die Felsen, bevor es den Abhang hinunterfiel, und die Laute, die dabei entstanden, ergaben eine wunderbare Musik.
„Das ist wunderschön“, hauchte Gaylynn. „Wie hast du diesen Ort entdeckt? Ich meine, der scheint doch vollkommen versteckt zu sein.“
„Das ist er auch. Es ist mein ganz besonderer Platz. Ich komme her, wenn ich von allem wegwill.“
Gaylynn stellte den Picknickkorb ab, den sie getragen hatte, drehte sich in Hunters Armen um und küsste ihn.
„Wofür war das?“, fragte er, ohne sich von ihren Lippen zu lösen.
Sie murmelte etwas Unverständliches.
Er lachte. „Wie bitte?“
Sie rückte ein Stück von ihm weg. „Dafür, dass du mich hergebracht hast. Ich liebe diesen Ort.“ In ihrer Stimme klang auch ihre Liebe zu Hunter mit, aber darüber konnte sie nicht sprechen, weil sie ihn sonst womöglich abgeschreckt hätte. Die letzten paar Wochen waren einfach perfekt gewesen. Hunter hatte jede freie Minute mit ihr verbracht. Sein Stellvertreter, Charlie, hatte sich inzwischen völlig von der Schusswunde im Fuß erholt, sodass er seinen normalen Dienst wieder hatte aufnehmen können. Dadurch blieb Hunter mehr Zeit für Gaylynn.
Sie hatte ihre freiwillige Arbeit in der Bücherei so eingerichtet, dass sie mit Hunters Dienstplan übereinstimmte, um mit ihm zusammen sein zu können, wann immer sich die Gelegenheit bot. Er war sogar mit ihr über den Blue Ridge Parkway gefahren, wie er es vom ersten Tag an gewollt hatte. Sie hatte ihn an jedem Aussichtspunkt geküsst, und von denen gab es viele an dieser malerischen Strecke.
Heute war es heiß und schwül, aber hier am Wasserfall war es sehr angenehm. Als Hunter Gaylynn gesagt hatte, dass sie von seiner Hütte aus zu diesem geheimen Picknickplatz laufen würden, hatte sie sich umziehen wollen, weil sie die rote Bluse und den leichten Jeansrock nicht für geeignet zum Wandern hielt. Immerhin gab es im Wald auch eine Reihe von Stellen, wo giftiger Efeu wuchs.
Aber Hunter hatte ihr versichert, dass der Weg gefahrlos war. „Abgesehen von mir“, hatte er mit einem lüsternen Blick auf ihre nackten Beine hinzugefügt. „Und ich könnte mich als sehr gefährlich erweisen.“
Er hatte recht. Schon ein einfacher Blick von ihm brachte ihr Herz zum Rasen, und ihre Hoffnungen wuchsen. Dies war ihr erstes Picknick zusammen. Sie fühlte
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