JULIA COLLECTION Band 12
Traum.“
„Aber er schien so wirklich“, flüsterte sie.
„Was hast du denn so Schlimmes geträumt?“
„Sie hat mir Hope weggenommen.“
„Wer?“ Er streichelte mit dem Daumen ihren Nacken. Damit tröstete und erregte er sie zugleich.
„Ich weiß nicht. Irgendeine Frau. Wir saßen unter dem Weihnachtsbaum, und ich war so glücklich. Sie sagte, Hope würde ihr gehören. Ich habe sie nicht erkannt, aber sie nahm mir Hope aus den Armen. Sie nahm sie mir weg!“
„Ganz ruhig. Hope ist in ihrem Bett. Sieh mal.“ Er rückte ein wenig beiseite, sodass Brenda das schlafende Baby sehen konnte.
Sie war erleichtert und gleichzeitig verlegen, weil sie so überreagiert hatte. Immerhin hatte sie schon früher Albträume gehabt. Eine Menge. Tatsächlich waren es so viele gewesen, dass sie deswegen ermahnt worden war. „Mach nicht solchen Ärger, Brenda.“ Die Worte klangen ihr noch in den Ohren.
Sie löste sich aus Michaels Umarmung. Als sie ihr Gesicht berührte, merkte sie, dass es feucht von Tränen war. „Es tut mir leid.“ Sie rieb sich mit zitternden Fingern die Wangen. „Ich wollte dich nicht wecken. Geh wieder ins Bett. Ich bin in Ordnung. Bitte geh.“
Michael hatte nicht die Absicht, sie allein zu lassen. „Rutsch rüber“, sagte er.
Sie gehorchte automatisch. „Was tust du denn?“, fragte sie erst dann.
Er hob die Decke an, legte sich neben Brenda und zog sie sanft an seine Brust. „Schlaf wieder ein“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich bin hier.“
„Ich kann nicht schlafen, wenn du bei mir bist.“
„Sicher kannst du.“ Er schlang einen Arm um ihre Taille und achtete darauf, sich von ihren Brüsten fernzuhalten. Dann erzählte er ihr von den Weihnachtsfesten, die er in früheren Jahren mit seiner Familie gefeiert hatte. Dabei sprach er absichtlich in einem montonen Tonfall, damit sie sich beruhigte und wieder einschlief.
Erst als er merkte, dass sie sich entspannt hatte und gleichmäßig atmete, küsste er sie leicht auf den Nacken. „Du bist nicht mehr allein. Und du wirst es nie wieder sein.“
„Ich hatte vorher noch nie von einem zweiten Weihnachtsfeiertag gehört, aber nun denke ich, dass ich mich an die Idee gewöhnen könnte“, sagte Keisha zu Brenda, als sie am 26. Dezember neben einem Büfett voller Essen standen.
„Ich weiß davon aus der „Weihnachten-rund-um-die-Welt“ Ausstellung im Museum.“ Brenda knabberte an einem Keks, den Frieda gebacken hatte.
„Gibt es die immer noch? Ich war mal mit meiner Schulklasse da.“
„Ja, die finden immer noch jedes Jahr statt. Michael, Hope und ich waren letzte Woche da. Jedenfalls habe ich angefangen, am zweiten Weihnachtsfeiertag Partys zu veranstalten, als ich meine erste eigene Wohnung hatte. Es ist eine großartige Methode, Essensreste zu teilen.“
„Das stimmt.“ Keisha nahm sich noch mehr von Consuelas Salsa. „Es war nett von dir, alle Mieter einzuladen.“
„Ich hoffe, Michael sieht das auch so. Ich habe euch ja eingeladen, als ich noch unten gewohnt habe.“
„Und das Apartment steht jetzt leer. Hat Michael vor, es jemand anderem zu vermieten?“
„Ich weiß nicht. Wir hatten bisher keine Zeit, darüber zu reden. Übrigens freue ich mich, dass Tyrone heute auch kommen konnte. Endlich treffe ich ihn mal, nachdem ich so lange nur von ihm gehört habe.“
„Er sieht wirklich gut aus, was?“, sagte Keisha stolz.
Brenda nickte. Im Gegensatz zu seiner offenherzigen Frau war Tyrone eher ruhig. Aber er schien sich gut zu amüsieren, als er nun mit Michael über Football redete.
Frieda und Consuela beschäftigten sich mit Hope, die sich über all die Aufmerksamkeit freute. Consuela hatte ihr eine kleine Weihnachtsmütze genäht, die das Baby immer über die Augen zog und dann wieder hochschob. Für die Party hatte Brenda dem kleinen Mädchen eins der Rüschenkleider von Consuelas Tochter angezogen. Es war rosa und hatte am Kragen gestickte Blumen.
Bisher hatte Hope sich nicht schmutzig gemacht, aber Brenda wusste aus Erfahrung, dass das nicht lange andauern würde. Glücklicherweise waren alle Sachen waschbar, auch ihre eigenen. Brenda trug an diesem Tag Jeans, ein dazu passendes Hemd und die rote Weste, die Michaels Eltern ihr geschenkt hatten.
Mr. Stephanopolis trat gerade zu ihnen, als Keisha sagte: „Wir sind später noch zu einer Kwansa-Feier eingeladen.“
„Ich habe nie verstanden, warum jemand in Kansas feiern will“, erklärte er.
„Wer redet denn von Kansas?“, wollte Keisha
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