JULIA COLLECTION Band 14
immer an Willis denken musste, hatte also nichts damit zu tun, dass sie ihn so attraktiv fand, sondern dass sie unter Bobs Einfluss stand.
Genau, so musste es sein. Bob hatte an allem schuld.
Aber vielleicht wäre sie auch ohne Bob auf dem Weg, sich hoffnungslos in Willis Random zu verlieben.
Sie beugte sich vor und schlug ein paarmal mit der Stirn gegen das Steuerrad, als wollte sie irgendetwas in ihren Kopf hineinprügeln. Er war der einzige Mensch auf der Welt, der sie von Anfang an verachtet hatte, und sie war dabei, sich in ihn zu verlieben. Das konnte doch nicht wahr sein!
Langsam hob sie den Kopf und sah hoch. Willis Random stand auf der vorderen Veranda. Hatte er sie etwa beobachtet? Egal, sagte sie sich und bemühte sich, Willis’ Blick möglichst gleichgültig zu begegnen. Willis war zwar eine beeindruckende Erscheinung, aber er war trotzdem ein blöder Kerl. In so einen Mann konnte sie sich einfach nicht verlieben, schon weil sie sich in seiner Gegenwart immer unbedeutend vorkommen würde.
Rosemary atmete tief durch, öffnete dann energisch die Fahrertür und stieg aus. Sie nahm den Blazer vom Rücksitz, denn die Sonne stand hoch am Himmel, und ihr war warm geworden. Willis schien sie mit seinen Blicken durchbohren zu wollen. Kein Wunder, dass ihr der Schweiß auf der Stirn stand. Offenbar war er schon wieder wütend auf sie, und sie hatte das Haus doch noch nicht einmal betreten.
„Wir haben ein Problem“, sagte er statt einer Begrüßung, als sie die Stufen zur Haustür hochstieg.
Hatte er das auch schon bemerkt? Sie wusste das bereits seit der zehnten Klasse. Laut sagte sie: „So? Was denn?“
Er wies mit dem Daumen in Richtung Haus. Vorsichtig ging Rosemary an ihm vorbei und betrat das Haus. Alles war unverändert. Das Sonnenlicht fiel durch die Spitzenvorhänge auf den Teppich, den ihre Großmutter selbst geknüpft hatte. An der Einrichtung mit den antiken Möbeln hatte Rosemary nichts geändert. Ihre Katze Ska lag auf dem Fensterbrett. Ihr weißgraues Fell glänzte in der Sonne.
„Wo liegt das Problem?“, fragte Rosemary und sah sich um.
„Dort.“ Willis deutete auf die Katze.
Sie sah ihn überrascht an. „Bist du allergisch gegen Katzen?“
„Nein.“
„Aber?“
„Die Katze ist das Problem. Sie ist ein Monster.“
Rosemary lachte laut los. „Ska? Ein Monster? Sie ist das liebste Tier auf der ganzen Erde.“
„Heißt sie wirklich Ska?“ Ungläubig starrte er sie an.
„Allerdings, ihr Name ist Ska. Hast du was dagegen?“
Er schüttelte den Kopf. „Das hätte ich mir denken können. So hieß doch diese merkwürdige Musik, die du früher so gut fandst.“
„Ich mag Ska immer noch gern. Die Musik ist wieder modern. Was dagegen?“
„Nein, nein. Vielleicht könntest du nur deine Katze dazu veranlassen, etwas netter zu sein.“
Ska hob den Kopf, als wüsste sie, dass von ihr gesprochen wurde. Sie öffnete die Augen, stand auf und streckte sich. Dann sprang sie geschmeidig vom Fensterbrett, lief zu Rosemary und umschmeichelte ihre Beine. Rosemary hob sie hoch und kraulte sie hinter den Ohren. Die Katze schloss die Augen und schnurrte behaglich.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du vor einer so süßen kleinen Katze Angst hast“, sagte Rosemary lächelnd.
„Das habe ich ja auch nicht, er hat Angst.“ Willis wies hinter sich auf eine Tierbox, die zwischen vielen Kartons auf dem Boden stand.
„Wer ist er?“
„Triangel.“
Rosemary sah ihn verblüfft an. „Bitte?“
Er seufzte ungeduldig, ging dann zu der Box hinüber und holte eine große weiße Angorakatze mit prächtigem Fell heraus. Er drückte das Riesentier an sich. „Das ist mein Kater Triangel.“
Nun konnte Rosemary nicht an sich halten. „Triangel, was ist das denn für ein Name für eine Katze?“
„Der Name ist absolut passend“, sagte Willis mit Nachdruck. „Wenn er sich setzt, dann hat er genau den Umriss einer Triangel.“
„Aha“, sagte Rosemary nur. Sie sah Willis kämpferisch in die Augen. „Und was ist nun passiert?“
„Dieses Monster, das du als süße Katze bezeichnest, hat meinen Triangel den ganzen Vormittag verfolgt, von dem Augenblick an, als ich ihn ins Haus brachte.“
„Das war ja auch ihr gutes Recht“, sagte Rosemary lachend. „Dies ist doch ihr Revier, und da kann sie es doch nicht hinnehmen, dass es einfach von irgendeinem hergelaufenen Kater besetzt wird.“ Anders als ihr Frauchen, dachte sie bei sich.
„Könntest du ihr trotzdem klarmachen, dass
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