JULIA COLLECTION Band 14
Du brauchst mir nur zu sagen, wann du zu Hause bist.“
Er lächelte kaum sichtbar. „Wenn ich es recht bedenke, könnte ich es wohl heute Abend so einrichten.“
Sie nickte. „Einverstanden. Normalerweise esse ich um sechs. Wenn du hier bist, gut, wenn du nicht hier bist, auch gut.“
„Okay.“
Sie schwiegen. Und gerade als die Stille zwischen ihnen unerträglich zu werden drohte, hörten sie wieder einen dumpfen Krach aus der Küche, gefolgt von einem langgezogenen Katzengeheul. Willis stürzte in die Küche, und Rosemary blickte ihm amüsiert hinterher.
Sie schüttelte langsam den Kopf. Warum hatte sie Willis nur aufgefordert, während seines Aufenthalts hier mit ihr zu essen? Denn eines war ihr sonnenklar.
Die Zeit hier mit ihm würde ihr sehr lang werden.
3. KAPITEL
Es war abends halb sieben. Ein Auflauf stand auf dem Herd, Rosemary saß bereits am Esstisch. Ska kauerte in der Küche vor ihrem Fressnapf, Triangel hockte immer noch auf dem Kühlschrank, nur Willis war nicht da. Er war weggefahren, bald nachdem Rosemary nach Hause gekommen war, und hatte ihr noch nicht einmal auf Wiedersehen gesagt. Sie hatte keine Ahnung, wo er war, aber offensichtlich irgendwo, wo es sehr viel interessanter war als bei ihr zu Hause. Das sollte sie eigentlich nicht überraschen.
Sie stand auf, blies die Kerzen aus und stellte sie wieder in den Porzellanschrank zurück. Sie stapelte die schönen Keramikteller wieder in dem Geschirrschrank, und auch die feinen Kristallgläser, die sie nur für besondere Gelegenheiten deckte, wanderten unbenutzt zurück in die Vitrine. Sie faltete das Tischtuch zusammen und legte es zurück in die Schublade. Vier Monate war es her, seit sie dieses Tuch benutzt hatte; Kirby und Angie hatten sie damals besucht.
Sie seufzte und ging in die Küche, holte das Plastikset heraus, das sie normalerweise benutzte, und nahm das einfache weiße Küchengeschirr aus dem Schrank. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, sie könnte Willis so viel bedeuten, dass er wenigstens anrief, wenn er nicht zum Essen kommen konnte? Und sie hatte geglaubt, dieses Essen könnte auch für ihn etwas Besonderes sein.
Sie hatte sogar etwas gekocht, richtig gekocht und nicht nur in der Mikrowelle erwärmt oder aus der Dose in einen Topf geschüttet. Sie war extra zum Supermarkt gefahren, um die Zutaten einzukaufen, denn wer hatte denn schon Knoblauch und Zwiebeln und Pilze und Creme fraiche einfach so zu Hause?
Wahrscheinlich eine ganze Reihe von Leuten, dachte sie dann bei sich, Menschen, die sich ihr Essen frisch zubereiteten und die mehr als fünf Minuten in der Küche zubrachten. Menschen, die nicht allein lebten.
Rosemary tat sich nachlässig etwas von dem Auflauf auf den Teller, nahm sich etwas Salat und goss sich ein Glas Eistee ein. Im Haus war es totenstill, und so machte sie das Radio an, bevor sie sich setzte. Trotz der Musik und der sanften Brise, die leicht an den Fensterläden rüttelte, empfand sie das Haus immer noch als zu ruhig. Merkwürdig, das war ihr früher nie aufgefallen.
Nach dem Essen räumte sie die Reste weg, spülte das Geschirr ab und stellte kleine Schüsseln mit Futter und Wasser für Triangel auf den Kühlschrank. Sie legte ihm die Schachtel dazu, denn zweifellos wollte er sich während des Fressens über die Inhaltsstoffe informieren. Da hörte sie, wie draußen Willis’ Jeep vorfuhr. Sofort spürte sie, wie eine ungewohnte Nervosität sie überfiel, und sie zwang sich dazu, äußerlich kühl und gelassen zu bleiben.
Gleichgültig wollte sie wirken. Für desinteressiert sollte er sie halten, und so wollte sie auch wirklich empfinden. Dass er so plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, sollte sie vollkommen kaltlassen. Es war doch egal, ob er zum Essen gekommen war oder nicht, ob er etwas Spannenderes gefunden hatte, als die Zeit mit ihr zu verbringen. Was spielte es schon für eine Rolle, dass er noch nicht einmal daran gedacht hatte, sie anzurufen?
Das alles sollte ihr wirklich gleichgültig sein. Sie und Willis waren die Hälfte ihres Lebens erbitterte Feinde gewesen. Hatte sie wirklich geglaubt, das habe sich geändert, nur weil sie älter und angeblich reifer geworden waren? Nur weil die Vergangenheit etwas länger zurücklag und sie lange Zeit getrennt gewesen waren?
Schließlich hatten sie sich schon beim ersten Wiedersehen genauso kindisch wie früher benommen. Es gab eben einfach Erfahrungen im Leben, die man nicht vergessen konnte. Dazu gehörte ganz sicher
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