JULIA COLLECTION Band 16
packte ihn. Sein Herz raste, seit er ihr vor wenigen Momenten in die grünen Augen gesehen hatte. Sie hier draußen im Unwetter zu finden, allein und hilflos, hatte ihn einen Moment lang zu Tode erschreckt. Aber jetzt sah er, wie sie die etwas raue Fahrt mit dem Korb zu genießen schien wie ein Kind die Fahrt auf einer Achterbahn, und er empfand etwas völlig anderes – etwas so Tiefes und Bedeutungsvolles, dass es ihn auf ganz andere Weise erschreckte.
Als sie die Basis erreichten, zitterte Sally trotz der Decke, die Monk ihr gegeben hatte. Sie wehrte ihn nicht ab, als Aidan ihr sagte, dass er sie nach Hause fahren würde, und sie war während der ganzen Fahrt ziemlich still.
Aber ihm selbst ging es nicht anders. Er war zu sehr damit beschäftigt, seine Gefühle zu analysieren, um etwas sagen zu können. Also konzentrierte er sich auf das Fahren und warf seiner Begleiterin nur ab und zu einen verstohlenen Blick zu.
Sie waren schon halbwegs zu Hause, als das Unwetter sozusagen in den nächsten Gang schaltete. Grelle Blitze schossen durch den Himmel wie ein Messer, das einen Wasserballon durchstößt, und gleich darauf schüttete der Regen auf sie herab, dass Aidan kaum einen Meter weit sehen konnte.
„Ich bin froh, dass ich nicht mehr auf dem Boot bin“, sagte Sally leise und zog die Decke noch enger um sich.
Ihre Stimme war schwach und kaum zu hören. Der Wind brauste, und auf das Dach des Jeeps trommelte der Regen. „Warum zum Teufel warst du überhaupt auf dem Wasser?“, fragte er plötzlich gereizt.
Sie seufzte und ließ den Kopf gegen die Stütze sinken. „Ich wollte ganz einfach ein wenig allein sein.“
„Und du hast auf Hurrikanwetter gewartet, um das zu tun?“
„Ich wusste nichts von einem Hurrikan.“
„Die meisten Menschen hören erst mal den Wetterbericht, bevor sie in einem Boot hinausfahren.“
„Nun, ich bin eben nicht wie die meisten, wie es scheint.“
„Das wusste ich vorher schon“, erwiderte er und erinnerte sich an den Schock, als er sie in dem verdammten Rostkübel gesehen hatte. „Und warum zum Teufel musstest du dir ausgerechnet ein Boot von Bucky mieten?“
„Er war der Einzige, der offen war.“
Er stieß mit der Handfläche auf das Lenkrad und sah mit zusammengekniffenen Augen in den Regen hinaus. Es kam ihm so vor, als müsste er durch eine Autowaschanlage fahren. „Das hätte dir schon etwas sagen sollen. Keiner, der noch bei Verstand ist, vermietet Boote, während ein Hurrikan im Anzug ist.“
„Ich wusste nichts davon. Das habe ich dir schon zu erklären versucht.“
Er stieß heftig die Luft aus und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Schön. Okay. Wir werden uns nicht streiten.“
„Herzlichen Dank“, sagte sie sarkastisch, sah ihn dann aber etwas betreten an. „Nicht dass ich dir nicht wirklich dankbar bin für die Rettungsaktion. Aber auf die Standpauke kann ich verzichten.“
„Ja, kann ich mir denken.“ Aber wenn sie es nicht rechtzeitig geschafft hätten, sie zu erreichen, was dann? Sie wäre mitten in einen Hurrikan geraten, und das auch noch in diesem lächerlichen Boot. Sie hätte genauso gut in einem Sieb hinausfahren können.
„Es hat mich ein wenig schockiert, dich da draußen vorzufinden“, gab er schließlich zu.
„Mich auch“, sagte sie. „Es ist eine Weile her, dass ich mich in einer so gefährlichen Situation befunden habe.“
„Du hast schon mal so was durchgemacht?“, fragte er und fuhr von der Autobahn herunter und in eine Gegend mit gut gepflegten Häusern, Gärten und engen Straßen. Die Bäume, die den Elmwood Drive säumten, wankten im Wind hin und her, und Aidans Erfahrung sagte ihm, dass all diese Bäume bald mit der Wurzel ausgerissen werden würden, wenn Igor sich nicht bald entschloss, die Richtung zu ändern.
„Das letzte Mal“, fuhr Sally fort, „war es an der Golfküste. Ich mietete mir ein Boot, und ein Freund fuhr damit über eine Sandbank. Dabei wurde die Unterseite aufgerissen, und wir mussten tagelang, wie mir schien, Wasser treten.“
Aidan schüttelte den Kopf. Klang genau wie die Art Klemmen, in die er und seine Freunde gern gerieten. Warum es ihn aber störte, wenn er sich Sally in einer solchen Situation vorstellte, wollte er lieber gar nicht wissen.
„Es ist alles sowieso nur deine Schuld“, sagte Sally plötzlich verärgert.
„Wie bitte?“ Er lachte erstaunt. Sie waren vor Donnas Haus angekommen, und er parkte auf der Auffahrt. Mit einem Ruck zog er die Handbremse hoch und
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