JULIA COLLECTION Band 16
jedoch die Ruhe in ihrer warmen Stimme mit dem sanften Südstaatenakzent zu verlieren. „Aber wir schicken sofort jemanden zu Ihnen hinaus. Sie müssen nur noch ein wenig durchhalten, okay?“
Sally gab es nicht gern zu, aber sie brauchte Hilfe, und zwar dringend. Sie hätte sich vorher über das Wetter schlaumachen sollen, bevor sie mit dem Boot hinausfuhr. Und sie hätte auf jeden Fall das Boot vorher checken müssen, aber das waren natürlich zu kluge und zu logische Gedanken. Und heute Morgen war sie nicht zu solchen Gedanken fähig gewesen. Sie war zu unruhig, zu rastlos gewesen.
„In Ordnung. Vielen Dank.“ Sie nickte, als könnte die Telefonistin sie sehen. „Könnten Sie sie aber bitten, sich zu beeilen?“
Dann war die Stimme fort, und Sally war wieder allein. Sie warf das Handy in ihre Tasche zurück und spreizte die Beine, um besser ihr Gleichgewicht zu halten. Das Boot war inzwischen ganz schön ins Schaukeln geraten. Sie sollte also noch durchhalten? Was bleibt mir auch anderes übrig, dachte sie trocken.
„Es ist eins von Bucks Booten“, rief Monk. „Der arme Teufel, der es gemietet hat, konnte nicht mal für den Hilferuf das Radio benutzen und musste sein Handy nehmen.“
Aidan schnaubte verächtlich. „Es wundert mich sowieso, dass Buckys Boote immer noch schwimmen. Der Mann ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit.“
Monk nickte. „Irgendjemand sollte den Bootsverleih des alten Trottels ein für alle Mal zunageln.“
„Ja, aber wenn wir nicht Bucky und seine alten Rosteimer hätten, würden wir nichts mehr zu tun haben.“
Monk schüttelte finster den Kopf. Er war ein wahrer Bär von einem Mann mit seinen einsfünfundneunzig und mindestens hundert Kilo und schaffte es immer auszusehen, als hätte er gerade seinen besten Freund verloren. Er beugte sich hinaus und starrte auf die Wasseroberfläche hinab. „Sieht ganz schön übel aus da unten, Reilly.“
Aidan folgte seinem Blick und sah, dass die Wellen tatsächlich eine alarmierende Höhe angenommen hatten. Der Hurrikan, der sich im Atlantik zusammenbraute, kam offenbar näher. Aidan spürte, wie der Hubschrauber bereits sehr stark gegen den Gegenwind ankämpfen musste. Noch ein, zwei Tage und dieser Hurrikan könnte sehr wohl in Baywater ankommen und alle in große Schwierigkeiten bringen.
„Sieht übel aus, Mann“, sagte Monk, immer noch kopfschüttelnd.
„Beruhige dich, Monk. Du musst schließlich nicht springen.“
„Das weiß ich, Gott sei Dank“, erwiderte sein Kollege. „Nie im Leben würde ich mich freiwillig in das Speisezimmer der Fische fallen lassen. Ihr Taucher seid völlig durchgedreht, wenn du mich fragst.“
„Aber die meisten Menschen haben größere Angst vor dem Fliegen als vor dem Wasser, das weißt du doch, oder?“
„Aus manchen Leuten wird man eben nicht schlau“, philosophierte Monk, holte einen Kaugummi aus seiner Tasche und steckte ihn sich in den Mund. „Sie wagen sich zusammen mit Haien ins Wasser oder klettern auf ein winziges Boot, um den Walen zuzuwinken. Aber sie haben Angst vor einem Flugzeug, einer der präzisesten, sichersten Errungenschaften der Wissenschaft. Ergibt einfach keinen Sinn.“
„Wir sind fast schon da“, sagte J.T. vom Sitz des Piloten aus. „In zwei Minuten fertig sein, Aidan.“
Monk hielt sich an einer der Schlaufen fest und lehnte sich weit aus dem Hubschrauber hinaus. Er war offensichtlich viel vertrauter mit der Luft als die meisten Menschen mit festem Land. „Genau. Da ist es. Mann, wer immer sich darauf befindet, kann von Glück sagen, dass er noch nicht abgesoffen ist. Zum Teufel mit Bucky. Wahrscheinlich kreisen schon ein, zwei hungrige Haie um das Boot herum.“
„Himmel noch mal, Monk“, beschwerte sich J.T. „Hör endlich damit auf, okay?“
Aidan lachte, während er seinen Taucheranzug überprüfte und seine Maske befestigte. „Sei einfach nur mit dem Korb zur Stelle. Wir holen die Passagiere herauf und überlassen es Bucky, sein Boot an Land zu bringen.“
„Das ist Gerechtigkeit“, stimmte Monk zu. „Und noch besser wäre, wenn wir den alten Mistkerl in einem seiner eigenen Boote hinausschicken würden.“
Aidan lächelte und trat an die offene Luke. J.T. brachte den Hubschrauber so dicht wie möglich über das Wasser und hielt ihn ruhig auf einer Höhe, obwohl der Wind ihn mit aller Macht auf die Küste zuzutreiben versuchte. Aidan warf einen Blick auf das aufgewühlte Meer unter ihm und auf das kleine Boot, das wild auf den Wellen
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