JULIA COLLECTION Band 16
ließ sich an ihn drücken und genoss voller Dankbarkeit die warme Begrüßung, die Liam ihr schenkte. Brian hatte ihr nur allzu deutlich gezeigt, wie wenig er sich über ihre Anwesenheit freute, da war diese Reaktion schon sehr viel angenehmer und besänftigte ein wenig ihre verletzten Gefühle.
Als er sie an den Schultern nahm und ein wenig von sich abhielt, um sie besser betrachten zu können, strahlte Liams Gesicht. „Du siehst umwerfend aus. Es ist so schön, dich wiederzusehen, Tina.“
„Danke, Liam. Ich freue mich auch, dich zu sehen.“
„Komm, setz dich doch.“
„Hast du nicht vielleicht zu viel zu tun?“ Sie schaute sich um, aber sie sah nur die Zeitschriften und das offene Buch, das jetzt auf dem Teppich gelandet war.
„Ach was. Ich habe nur gerade einen Krimi gelesen, der kann warten.“ Er setzte sich neben sie auf das Sofa. „Wann bist du angekommen? Wie lange wirst du bleiben?“
„Vor ein paar Tagen und noch knapp drei Wochen“, sagte sie lächelnd. Ob Priester oder nicht, Liam Reilly gehörte zu den Männern, die Frauen auffielen. Sein schwarzes Haar, länger als der militärische Schnitt bei seinen Brüdern, war dicht und lockig, und seine dunkelblauen Augen wurden von langen Wimpern eingerahmt. Er war hochgewachsen und schlank und bewegte sich mit einer angeborenen Anmut, die jeden auf ihn aufmerksam machte. Sein attraktives Gesicht und das charmante Lächeln hatten schon viele Frauenherzen erobert. Es hatte viele enttäuschte Frauen in Baywater gegeben, als Liam sich entschloss, Priester zu werden.
Er musterte Tina aufmerksam, legte den Kopf leicht schief und fragte: „Was ist los?“
Sie lachte leise. „Du musst außer Priester auch noch Hellseher sein.“
„Nein“, versicherte er ihr mit einem Lächeln. „Bloß unglaublich gut aussehend und charmant.“ Dann wurde er ernst. „Ich kenne mich mit Menschen aus, und mein Instinkt sagt mir, dass dir etwas Sorge macht.“
„Eins zu null für dich.“
„Gut. Warum sagst du mir jetzt also nicht, was dich bekümmert?“
Wo sollte sie nur anfangen? Es war ihr gerade eben noch wie eine gute Idee erschienen, zu Liam zu kommen und ihm ihr Herz auszuschütten. Andererseits war er nicht nur Priester, sondern auch Brians Bruder. Würde er sich wirklich auf ihre Seite stellen, oder würde er sich vor ihr verschließen und sich weigern, ihr Brians Geheimnisse mitzuteilen?
„Du denkst nach“, sagte er leise. „Ich höre fast, wie die kleinen Rädchen in deinem Kopf sich drehen.“
„Ich frage mich nur gerade, ob es richtig war, zu dir zu kommen.“
„Natürlich war es richtig. Das Beste, was du tun konntest.“ Er griff nach ihrer Hand und nahm sie zwischen seine Hände. „Ganz besonders, wenn es etwas gibt, das dich bedrückt.“
Ein Klopfen an der Tür war zu hören, und gleich darauf steckte die Frau, die Tina eingelassen hatte, den Kopf herein. „Möchte Ihr Gast vielleicht eine Tasse Tee haben, Hochwürden?“
Liam machte Tina ein verstohlenes Zeichen mit den Augenbrauen, aber sie achtete nicht auf ihn. Es war ein langer Spaziergang gewesen, und sie stellte fest, dass eine Tasse Tee jetzt genau das Richtige wäre. „Das wäre schön. Vielen Dank.“
Als die Frau wieder fort war, seufzte Liam. „Mrs. Hannigan macht den schlechtesten Tee auf Gottes weiter Erde, die arme Seele.“
„Oh. Tut mir leid.“
„Macht nichts“, sagte er, seufzte aber noch einmal. „Ich habe mich inzwischen sowieso fast daran gewöhnt, aber dich könnte er womöglich umbringen.“
Tina lachte. „Ich bin hart im Nehmen, Liam.“
„Nicht hart genug, um zu verbergen, dass dir etwas sehr zu schaffen macht, Tina. Spuck es schon aus.“
Tina war sich immer noch nicht ganz sicher, ob sie richtig handelte, wenn sie sich bei Liam Rat holte, aber jetzt war sie nun mal hier, also würde sie auch mit ihm reden. Sie atmete tief durch und entschloss sich, mit dem Anfang anzufangen. Dabei betonte sie nur die wichtigsten Punkte – dass sie beschlossen hatte, ein Kind auf die Welt zu bringen und dass sie sich keinen anderen Mann zum Vater ihres Kindes wünschte als Brian. Dass sie sich aber Sorgen zu machen begann, weil Brian so entschlossen schien, sich von ihr fernzuhalten. „Und so“, kam sie schließlich zum Ende, „veranlasste er Connor dazu, mich aufzusuchen und mich wegzuschicken. Und später, als ich ihn zur Rede stellte, weigerte er sich, mir zu sagen, warum er so wild darauf ist, mich aus der Stadt zu scheuchen. Ich weiß, dass da
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