JULIA COLLECTION Band 16
irgendetwas abläuft, aber ich kann mir nicht vorstellen, was das sein könnte.“
Liam brach in schallendes Gelächter aus.
Die ganze Zeit über hatte er sie aufmerksam beobachtet, und Tina hatte zuerst Verständnis und dann Belustigung in seinen Blicken gesehen, und als er sie jetzt auch noch auslachte, kam ihr das doch ein wenig gemein vor.
„He“, sagte sie und gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Ich bin gekommen, um mich von dir trösten zu lassen und um vielleicht ein paar Antworten zu bekommen. Nicht, damit du mich auslachst.“
„Ich weiß, ich weiß. Und ich lache dich ja auch gar nicht aus, meine Liebe“, sagte Liam immer noch lachend, und rieb sich den Arm. Dann stand er auf und nahm Mrs. Hannigan, die in diesem Moment hereinkam, das Tablett mit dem Tee ab und stellte es auf den Tisch. Sobald seine Haushälterin wieder gegangen war, schenkte er eine seltsam trübe, braune Flüssigkeit in eins der hohen, mit Eiswürfeln gefüllten Gläser. Er reichte es Tina. „Trink das, wenn du den Mut dazu aufbringen kannst, während ich dir alles erklären werde.“
Tina nahm mit einem argwöhnischen Blick einen Schluck, schauderte und spürte, wie die Gerbsäure ihr wie eine Faust in den Magen stieß. Mrs. Hannigan hatte den Tee wahrscheinlich stundenlang ziehen lassen. Er war so dickflüssig, dass man das Gefühl hatte, ihn kauen zu können.
„Ich habe dich gewarnt“, sagte Liam amüsiert.
„Das stimmt.“ Sie stellte das Glas aufs Tablett zurück und sah ihren Exschwager auffordernd an. „Und jetzt fang endlich an zu reden, Liam.“
Er ließ sich nicht lange bitten, und als er fertig war, konnte Tina ihn eine ganze Weile nur stumm anstarren, weil sie kein Wort herausbrachte.
Dann räusperte sie sich und fragte vorsichtshalber noch einmal nach: „Du hast mit deinen Brüdern gewettet, dass sie es nicht schaffen, drei Monate ohne Sex auszukommen?“
„Genau.“ Liam lächelte wieder von einem Ohr zum anderen und lehnte sich behaglich in dem geblümten Sofa zurück.
„Aber du bist Priester.“
Liam hob amüsiert die Augenbrauen. „Ich bin aber auch ein Reilly, und ich kenne meine Brüder. Sie werden es niemals schaffen.“
„Und du genießt diese Situation.“
„Und wie“, sagte er zufrieden und rieb sich die Hände. „Und“, fügte er hinzu, „jetzt, da du hier bist, stehen die Chancen sogar noch besser für mich.“
„Wieso denn das?“
Liam lächelte. „Ich bitte dich, Tina. Musst du das noch fragen? Du und Brian seid füreinander geschaffen. Ihr müsst wieder zusammenkommen.“
„Wir sind geschieden, falls du das vergessen haben solltest.“ Tina zuckte ein wenig zusammen, weil ihr bewusst wurde, dass sie es immer noch nicht ganz verwunden hatte. Selbst nach fünf Jahren konnte sie die Scheidung noch nicht akzeptieren.
Sie war in diesen Jahren mit anderen Männern ausgegangen und zusammen gewesen, aber Brian hatte sie nie vergessen. Er war wie der Schatten, den man nie loswerden konnte. Er war die Liebe ihres Lebens. Oder vielmehr, er war es gewesen.
Liam wischte ihren Einwand mit einer Handbewegung fort. „Ich habe eure Ehe gesegnet“, sagte er streng. „Und die Verbindungen, die ich segne, lösen sich nicht auf.“
„Klingt theoretisch sicher nicht schlecht“, erwiderte sie traurig.
Er schüttelte den Kopf, setzte sich auf und beugte sich näher zu ihr. „Tina, ihr seid beide katholisch. Du weißt genauso gut wie ich, dass die katholische Kirche keine Scheidungen anerkennt. Katholische Ehen halten ewig.“
„Bis der Staat von South Carolina sagt, dass sie es nicht mehr tun“, erinnerte sie ihn.
„Mein Boss hat da ein wenig mehr Einfluss als der Gouverneur unseres Staates, meinst du nicht?“, wandte er mit einem Lächeln ein.
„Sicher“, sagte Tina mit einem Seufzer, schüttelte dabei aber den Kopf.
„Hör zu.“ Liam drückte tröstend ihre Hand. „Brian ist jetzt schon am Ende seiner Kräfte. Es wird dir nicht schwerfallen, ihn in die Knie zu zwingen.“
„Also schlägt mein geistlicher Beistand vor, dass ich einen Mann verführe, der nicht mehr mit mir verheiratet ist?“
Liam zwinkerte ihr zu. „Dem Gesetz der Kirche nach seid ihr noch verheiratet. Außerdem ist meine Gemeinde arm, und wir brauchen dringend ein neues Kirchendach.“
Tina musste trotz ihrer Sorgen lachen. „Ihr Reillys seid wirklich unmöglich.“
„Herzlichsten Dank.“
„Leider wird Brian mir nicht so dankbar sein wie du“, sagte sie bedrückt.
Liam legte einen Arm um ihre
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