JULIA COLLECTION Band 16
verloren hat?“
Aidan erinnerte sich, und ein zufriedenes Lächeln erschien um seine Mundwinkel. Brian dagegen sog scharf den Atem ein, als ihm klar wurde, worauf Liam hinauswollte.
„Auf keinen Fall“, protestierte er sofort.
„Ich denke doch“, meinte Liam mit einem süffisanten Lächeln. „Gallagher sah in seinem Kostüm so süß aus, findet ihr nicht? Und ich bin sicher, euch würde es auch nicht schlecht stehen, Jungs. Also, die Verlierer müssen einen Kokosnuss-BH und einen Bastrock tragen und in diesem Aufzug in einem offenen Cabrio durch die Militärbasis fahren.“ Und dann fügte er noch genüsslich hinzu: „Und zwar am Battle Color Day während der Waffenparade.“
Also an einem Tag, an dem alle Würdenträger und hochrangigen Offiziere wegen der Feierlichkeiten mit ihren Familien die Basis besuchten. Diese Demütigung dürfte den Verlierer gesellschaftlich ruinieren.
Aidan und Connor brachten sofort Einwände vor. Brian dagegen sah Liam nur nachdenklich an. Als seine Brüder alles gesagt hatten, was ihnen auf dem Herzen lag, bemerkte er: „In Ordnung, großer Bruder, und was setzt du bei dem Ganzen aufs Spiel? Ich sehe hier nicht das geringste Risiko für dich.“
„Immerhin riskiere ich das neue Dach.“ Liam nahm wieder einen langen Zug aus seiner Bierflasche und zwinkerte Brian nachsichtig zu. „Meine zweitausendfünfhundert sind auch im Einsatz. Wenn einer von euch Jungs tatsächlich die vollen drei Monate durchhält, dann bekommt er die ganze Summe. Wenn ihr alle zusammenklappt, was ich persönlich für am wahrscheinlichsten halte, dann bekommt die Kirche alles, und das neue Dach gehört mir. Ich meine, uns.“ Er runzelte die Stirn. „Also, der Kirche.“
„Und woher willst du wissen, ob wir die drei Monate durchhalten oder nicht?“
„Ich vertraue euch.“ Liam lächelte. „Ihr seid Reillys. Reillys lügen nicht. Wenigstens nicht innerhalb der Familie.“
Brian sah seine Drillingsbrüder an. Die nickten knapp, wenn auch widerwillig, und er wandte sich wieder an Liam. „Wir sind einverstanden. Wann soll die Wette beginnen?“
„Heute Abend.“
„He, ich habe heute noch ein Rendezvous mit Deb Hannigan“, beschwerte sich Connor.
„Ich bin sicher, dass sie es zu schätzen wissen wird, wenn du dich ausnahmsweise mal wie ein Gentleman benimmst“, erwiderte Liam nur lächelnd.
„Das sieht gar nicht gut aus für uns“, meinte Aidan gereizt.
Brian stimmte ihm insgeheim zu. Aidan hatte den Nagel vermutlich noch nie so perfekt auf den Kopf getroffen. Er und seine Brüder wechselten betretene Blicke, und Brian fragte sich, wer von ihnen wohl am längsten durchhalten würde.
Er war jedenfalls zu allem entschlossen.
Tina Coretti Reilly parkte ihren Mietwagen in der Auffahrt vor dem Haus ihrer Großmutter und stieg aus. Die schwüle Hitze des frühsommerlichen Tages schlug ihr entgegen. Sie hatte ein Gefühl, als hätte man sie in ein nasses Tuch gewickelt. Selbst im Juni war die Luft schwer, und wie jedes Jahr würden alle in der Stadt gegen Ende August um kühleres Wetter beten.
Die kleine Stadt Baywater in South Carolina war kaum mehr als ein winziger Punkt auf der Landkarte und lag wenige Kilometer von Beaufort entfernt. Uralte knorrige Bäume, Magnolien, Kiefern und Eichen säumten die Straßen in den Wohngebieten. Die Hauptstraße, in der Dutzende von kleinen Geschäften ihre Waren anboten, war der Mittelpunkt geselligen Treibens. In Baywater schien die Zeit langsamer zu vergehen als überall sonst im Süden, und das wollte schon etwas heißen.
Tina dachte mit einem wehmütigen Seufzer, dass ihr dieses Lebensgefühl in Los Angeles doch sehr fehlte.
Sie sah zur breiten Veranda des alten Bungalows hinüber, und Erinnerungen stiegen so schnell in ihr hoch, dass sie glaubte, an ihnen ersticken zu müssen. Sie war in diesem Haus aufgewachsen, großgezogen von ihrer Großmutter, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Von ihrem zehnten Lebensjahr an und bis vor fünf Jahren war Baywater ihr Zuhause gewesen. Insgeheim gestand sie sich ein, dass es das immer noch war, obwohl sie jetzt auf der anderen Seite des Landes lebte. Doch daran wollte sie im Moment nicht denken. Kalifornien war weit weg.
Ihre Überlegungen erinnerten sie wieder an ein Gespräch, das sie am Tag zuvor geführt hatte.
„Bist du durchgedreht?“, hatte Janet sie gefragt.
Tina hatte über den verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin lachen müssen. Sie konnte
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