JULIA COLLECTION Band 16
Schoßhündchen an sich drückte.
„Ich kann nicht, Nana.“ Tina warf Shorts und T-Shirts in den marineblauen Koffer. „Ich kann wirklich nicht.“
Angelina schnalzte bedauernd mit der Zunge, setzte Muffin auf den Boden und ging zu ihrer Enkelin. Sie legte ihr eine Hand auf den Arm und wartete, bis Tina den Kopf hob. „Ist es wegen Brian?“
Es ist immer wegen Brian, dachte Tina resigniert, und wieder wurde sie von ihrem Kummer überwältigt. Sie wusste nicht, wie sie es schaffte, ihre Tränen zurückzuhalten. Die ganze Nacht über hatte sie das Wissen gequält, dass sie heute abfahren musste. Es hatte ihr nicht viel geholfen, mit Maggie zu sprechen, es hatte sie eher trauriger gemacht. Dass Brian ohne sie unglücklich gewesen war, war kein Trost. Bis jetzt hatte sie wenigstens geglaubt, dass er sie einfach nicht mehr liebte, das hätte sie irgendwann akzeptieren müssen. Aber zu wissen, dass der verflixte Mann keine andere Frau außer ihr gewollt hatte und sich trotzdem hatte scheiden lassen, das war einfach zu viel.
Was für Argumente konnte sie vorbringen, um einen Mann umzustimmen, der freiwillig auf seine Liebe verzichtete und auf das gemeinsame Glück, das sie in Zukunft erwarten könnte?
Angelina seufzte und setzte sich auf den Bettrand. Sie griff in den Koffer, holte eins von Tinas T-Shirts heraus und faltete es sorgfältig zusammen. Nach einer Weile sagte sie: „Ich hatte so gehofft, dass ihr beide in diesen Wochen einen Weg findet, wieder zusammenzukommen.“
„Nana.“ Tina hielt inne und sah ihre Großmutter misstrauisch an. Angelina Coretti war eine hochgewachsene, schlanke Frau. Ihr silbergraues Haar war immer noch lang und dicht, und sie trug es in einem kunstvoll aufgesteckten Zopf. Ihr Gesicht war wunderschön gealtert. Trotz der vielen Falten war sie eine sehr attraktive Frau, deren freundliche braune Augen Tina verständnisvoll ansahen.
Angelina zuckte die Achseln und faltete geistesabwesend ein zweites T-Shirt zusammen. „Glaubst du, ich weiß nicht, warum du immer nur dann zu Besuch gekommen bist, wenn du sicher warst, dass Brian irgendwo im Einsatz war?“, fragte sie mit einem Kopfschütteln. „Glaubst du, mir war nicht klar, dass du ihn immer noch liebst?“
Tina warf ihr Kosmetiktäschchen auf ihre Wäsche und setzte sich neben ihre Großmutter. „Dir habe ich nie etwas vormachen können, was?“
„Es überrascht mich, dass du es trotzdem immer noch versuchst.“ Angelina tätschelte ihr die Hand. „Brian war der Richtige für dich“, sagte sie leise. „Von Anfang an. Und für ihn war es genau dasselbe.“
„Das ist egal“, sagte Tina bedrückt und kämpfte gegen ihre Tränen an. Es hatte keinen Zweck, ihrer Großmutter Sorgen zu bereiten. Wenn sie wieder zu Hause war, konnte sie weinen, so viel sie wollte.
„Es ist nicht egal“, erwiderte Angelina empört. „Es ist das Einzige, was nicht egal ist. Und ich hätte eigentlich gedacht, dass dir das klar ist, mein Kind.“
Tina lächelte schief. „Selbst wenn mir das klar wäre, Nana, Brian ist da nicht unserer Meinung. Und ich kann eine Ehe nicht allein führen, weißt du.“
„Ihr seid beide viel zu starrsinnig“, meinte Angelina ungnädig.
„Das hat Maggie gestern auch gesagt.“
„Kluge Frau.“
„Du wirst mir sehr fehlen.“ Tina verschränkte ihre Finger mit denen ihrer Großmutter.
„Ach, mein Liebling, du mir auch. Warum bleibst du nicht einfach?“, bat sie. „Gib nicht so leicht auf. Bleib hier, wo du hingehörst. Dies hier ist dein Zuhause, Tina.“
Zuhause, dachte Tina resigniert.
Nana hatte recht. Baywater war ihr Zuhause. Hier waren Nana und Maggie und Liam, hier war das Leben nicht so hektisch und menschlicher. Sie hatte ganz vergessen, wie sehr sie das alles hier liebte. Hier gab es warme Sommer und Magnolienbäume und den Duft von Jasmin in der Luft. Hier gab es Nachbarn, die einen kannten, und die Straßen, in denen sie aufgewachsen war.
Und hier gab es Brian.
Und genau aus dem Grund konnte sie nicht bleiben. Alles, was sie sich von ihrer Rückkehr erträumt hatte, die Hoffnung auf ein Baby, die Sehnsucht nach Brian, war verloren. Alles hatte sich aufgelöst wie ein Stückchen Zucker im Wasser. Sie musste abreisen, bevor sie von ihrem Kummer erdrückt wurde. Sie musste die letzten Wochen überdenken, und das konnte sie nur, wenn sie Abstand hatte.
Dreitausend Meilen sollten da eigentlich genügen.
„Es geht nicht, Nana“, sagte sie jetzt und hörte selbst das Bedauern in ihrer
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