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JULIA COLLECTION Band 16

JULIA COLLECTION Band 16

Titel: JULIA COLLECTION Band 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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geflüsterte Wort und jede Liebkosung gingen ihm ständig aufs Neue durch den Kopf. Und er fragte sich in den langen, schlaflosen Stunden, ob er es jemals schaffen würde, sie zu vergessen, ob je eine Nacht kommen würde, in der er nicht von Tina träumte und sich nicht daran erinnerte, dass er sie verloren hatte – und das gleich zwei Mal.
    „Ich habe auf dich gewartet“, sagte Tina. Ihre Stimme klang belegt, als hätte sie geweint.
    Brian wurde das Herz schwer. Er richtete sich langsam auf und vergaß die kleinen Hunde, die immer noch an ihm hochsprangen. Tina trat auf die Veranda, und er sah sie aufmerksam an. Sie trug ein dünnes, knappes Top und Jeansshorts mit ausgefranstem Saum. Ihre langen, schlanken Beine waren nackt, und er bemerkte den silbernen Ring an einem Zeh. Dieses Bild würde ihm vermutlich nicht so schnell aus dem Sinn gehen. Es würde ihn verfolgen. Sein Leben lang.
    Er schluckte mühsam. Sie stand dicht vor ihm, und doch schien sie weiter von ihm entfernt zu sein als je zuvor. Plötzlich ging ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er fragte sich, wie es wäre, wenn er nicht vor fünf Jahren ihre Ehe beendet hätte. Wie wäre es gewesen, abends nach Hause zu kommen, das Gelächter von Kindern zu hören, die im Garten spielten, und zu wissen, dass die Lichter in der Auffahrt für ihn angelassen worden waren, damit er sicher in die warme Umarmung seiner Familie zurückkehren konnte?
    Er fragte sich, wie in aller Welt er es aushalten sollte, jeden Abend, für den Rest seines Lebens, in eine dunkle, leere Wohnung zu kommen. Die Jahre, die vor ihm lagen, schienen endlos zu sein, die Zukunft sah freudlos und finster aus. Er war dazu verurteilt, für immer unglücklich zu sein. Und er hatte sich das selbst eingebrockt.
    Wenn er Tina bei sich behalten hätte, hätte er sie zu einem Leben voller Mühen und Sorgen verdammt. Aber indem er sie freigab, hatte er sich zu einem Leben ohne Sinn verurteilt. Er hatte diesen Entschluss vor langer Zeit gefasst, und jetzt war er gezwungen, danach zu leben. Er atmete tief ein, straffte die Schultern, hob das Kinn leicht an und stellte ihr dieselbe Frage wie jeden Abend seit etwa einer Woche.
    „Alles in Ordnung? Fühlst du dich gut?“
    „Mir geht’s gut.“
    Er nickte, und weil er wusste, dass sie ihn nicht sehen wollte, drehte er sich um. Er hatte eine Hand schon auf das alte, wettergegerbte Holz des Zauns gelegt, als Tina ihn aufhielt.
    „Es geht mir gut, aber es gibt kein Baby.“
    Brian umfasste die Zaunlatte unwillkürlich so stark, als wollte er sie abreißen. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und ein Stich der Enttäuschung durchfuhr ihn. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken, wandte nur den Kopf und sah sie an. „Bist du sicher?“
    „Heute Nachmittag hat meine Periode eingesetzt“, sagte sie mit hohler Stimme. „Also brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Es besteht keine Gefahr mehr für dich.“
    Gefahr? Er war sich nicht mehr sicher, dass er die Möglichkeit eines Babys als Gefahr angesehen hatte. Es gab also kein Baby. Es würde nie ein Baby geben. Warum fühlte er sich dann plötzlich, als wäre er in Trauer? Warum presste ein scharfer Schmerz sein Herz zusammen? Warum bedauerte er, dass Tina kein Baby von ihm erwartete?
    Hatte er nicht genau das gehofft? War das nicht das Beste für sie beide? Sollte er nicht glücklich sein? Stattdessen kam es ihm vor, als hätte die Erde sich unter ihm aufgetan, als balancierte er am Rande eines tiefen Abgrunds.
    Mit einiger Überwindung ließ er den Zaun los. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, gab er leise zu.
    „Es gibt nichts zu sagen, Brian. Jetzt nicht mehr.“
    Sie sahen sich noch einen Moment an, dann schnippte Tina mit den Fingern, und die Hunde trennten sich unwillig von ihm, trotteten die Treppe hinauf und durch die offene Tür ins hell erleuchtete Haus.
    Brian hatte den Eindruck, Tina würde ihn ansehen, als wollte sie noch etwas zu ihm sagen. Doch dann drehte sie sich ohne ein Wort um und schloss die Tür leise hinter sich.
    Der Lichtstrahl war verschwunden. Die Hoffnung auf Wärme gab es nicht mehr. Brian war allein, und um ihn war es stockdunkel.

12. KAPITEL
    Gegen Mittag am nächsten Tag war Angelina Coretti zu Hause und begrüßte ihre Hunde, die sie geradezu hysterisch vor Freude umsprangen. Tina packte fast erleichtert ihren Koffer.
    „Du solltest noch ein bisschen bleiben“, sagte ihre Großmutter und versuchte, sie streng anzusehen, während sie ihre beiden

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