JULIA COLLECTION Band 16
über ein neues Kirchendach freuen würde“, sagte Liam, als er bei ihr war. „Aber ich habe das Gefühl, dass ich dich warnen muss, Emma.“
„Wovor?“ Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an.
Liam schüttelte den Kopf und sagte leise: „Manchmal fällt man selbst in die Grube, die man für einen anderen gegraben hat, Emma.“
Nicht, wenn sie vorsichtig war. „Mach dir um mich keine Sorgen, Liam. Mir wird schon nichts passieren.“
„Soso.“ Er drehte ihr Gesicht sanft zu sich herum, damit sie ihn ansehen musste. „Aber ihr beide, du und Connor, seid schon seit langem Freunde.“
„Na und?“ Sie wollte nicht wie ein quengelndes Kind klingen, aber sie konnte nichts dagegen tun. Dass sie Freunde waren, war ja gerade der Punkt, der alles noch schlimmer machte.
„Nun, Freundschaft und Liebe sind nicht sehr weit voneinander entfernt“, sagte er.
Emma lachte und schüttelte den Kopf. „Entschuldige, dass ich lache, Liam. Aber glaube mir, in dieser Hinsicht besteht nicht die geringste Gefahr.“
Zunächst hatte sie kein Interesse daran, sich wieder zu verlieben. Das hatte sie vor Jahren getan und sich immer noch nicht davon erholt. Und Connor suchte auch nicht nach Liebe. Im Augenblick lag ihm eher daran, allen Frauen aus dem Weg zu gehen. Und sollte er sich dann doch irgendwann nach einer Frau umsehen, die er lieben könnte, dann würde er sich bestimmt nicht für sie entscheiden. Keine Bange.
Immer noch lachend drehte sie sich um und ging auf die Tür zu. „Ich muss zur Werkstatt zurück“, sagte sie. „Und mach dir keine Gedanken, wie ich zurückkomme. Es sind nur ein paar Häuserblocks, und der Spaziergang wird mir guttun.“
An der Tür blieb sie stehen. Liam betrachtete sie, in seinem attraktiven Gesicht war Sorge zu erkennen.
„Sieh mich nicht so bedrückt an“, sagte sie mit einem spöttischen Lächeln. „Immerhin will ich dir zu deinem Kirchendach verhelfen.“
„Ein gebrochenes Herz wäre ein zu hoher Preis für ein neues Dach, Emma.“
Emma erschauderte innerlich, doch sie achtete nicht weiter darauf. Liam meinte es gut, aber er verstand sie nicht. Es ging hier nicht darum, Connor dazu zu bringen, sich in sie zu verlieben. Er sollte sie begehren. Und wenn es soweit war, dann würde sie ihn eiskalt abblitzen lassen.
Hier ging es nicht um Liebe und Romantik, sondern um Rache.
„Mein Herz ist nicht in Gefahr, Liam. Keine Sorge.“
Liam sah ihr, Böses ahnend, nach. „Das hoffe ich sehr. Um deinetwillen, Emma.“
Zwei Tage später hielt Connor es nicht mehr länger allein aus. Er war weder zu seinen Stammkneipen und -restaurants gegangen noch zu anderen Orten, an denen er sich sonst aufhielt – bis auf Emmas Reparaturwerkstatt. Aber Emma hatte in den letzten Tagen nie Zeit, mit ihm zu plaudern. Er hätte fast glauben können, dass sie ihm aus dem Weg ging, aber das ergab natürlich keinen Sinn.
Um sich die Zeit zu vertreiben, hatte er einige Stunden im Garten seiner Mutter gearbeitet, mit Liam Basketball gespielt und sich sogar bei Brian und Tina zum Abendessen eingeladen. Aber noch einen Abend mit den beiden würde er nicht überstehen. Es war nicht zu ertragen, wie sie kaum die Hände voneinander lassen konnten.
Wie tief konnte man noch sinken? Er war neidisch auf einen verheirateten Mann!
„Ich glaube, wenn man zu lange Enthaltsamkeit übt, leiden die Hirnzellen darunter“, sagte er vor sich hin und stellte den Motor ab. Fast sofort begann die Temperatur im Wagen zu steigen.
Die Sommernächte waren nicht viel kühler als die Tage, und die Luftfeuchtigkeit war kaum zu ertragen. Connor sah durch die Windschutzscheibe zur Off Duty Bar und sagte sich, dass er besser wieder den Wagen in Gang setzen sollte, um sich auf den Weg zu seiner leeren Wohnung zu machen – wenn er wusste, was gut für ihn war. Aber er wollte endlich wieder einen Abend unter Menschen verbringen, Musik hören, ein Bier trinken und mit seinen Freunden reden. Zum Teufel mit der Versuchung, der er begegnen könnte.
„Das schaffst du schon“, versicherte er sich selbst, öffnete die Wagentür und stieg aus. Laute Musik drang bis zu ihm heraus, und er atmete genüsslich den schweren, süßen Jasminduft ein, der von den Büschen am Rand des Parkplatzes kam.
Connor knallte entschlossen die Autotür zu, schloss ab und ging auf den Eingang zu. Während er näher kam, verließ ein Paar die Bar. Der Mann hatte einen Arm fest um die Taille seiner Frau gelegt und drückte ihr gerade einen Kuss aufs Haar.
Connor
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