JULIA COLLECTION Band 16
ein Chemietest bevorstand, schrieb er für uns alle die Arbeit.“
Emma musste lachen. „Ich kann nicht glauben, dass euch keiner erwischt hat.“
„Stimmt aber. Und zwar die ganzen zwei Jahre an der High School. Aber dann wurde der Lehrer klüger. Ihm war wohl aufgefallen, dass wir alle drei jedes Mal genau dieselben Antworten gaben.“
„Und was passierte dann?“
Er zuckte zusammen und zwinkerte ihr zu. „Sagen wir einfach, dass unsere Mutter jedem ihrer Söhne mehr als gewachsen war. Wir bekamen Hausarrest, und zwar einen ganzen Monat lang.“
„Sogar Liam?“ Emma verschluckte sich fast an ihrem Eistee. „Er war doch unschuldig.“
„Ja, aber er war der Älteste, und Mom fand, dass er etwas hätte tun müssen, um uns aus Scherereien herauszuhalten.“
Während Connor über seine Brüder sprach, beobachtete Emma ihn nachdenklich und rief sich vergeblich ins Gedächtnis, dass es nicht gut für sie war, sich zu sehr für sein Leben zu interessieren. Sie plante eine Verführung, mehr nicht. Sie wollte, dass er seine Wette verlor und dass es ihm leidtat, sie so achtlos behandelt zu haben.
Aber er brauchte nur auf seine unnachahmliche Weise zu lächeln, und schon vergaß sie ihren Plan. Er lachte, und sie genoss es, mit ihm zusammen zu sein. Unter dem Tisch berührte sein Fuß zufällig ihr Bein, und Emma spürte, wie es sie heiß durchlief. Ihm ging es nicht anders, das spürte sie.
Ihre Blicke trafen sich, und das Lachen verschwand aus seinen Augen. Stattdessen erschien ein Ausdruck tiefen Verlangens in ihnen, der Emma durch und durch ging. „Was tun wir hier, Emma?“
„Wir essen zu Mittag?“, schlug sie krampfhaft vor und schluckte mühsam, während ihr Herz einen wilden Galopp begann.
„Und was noch?“
„Gibt es denn noch mehr, Connor?“
„Ich wollte nicht, dass es noch mehr gibt, aber es ist kaum zu verleugnen.“
Emma unterdrückte ein Gefühl der Enttäuschung, das ihr die Kehle zuschnürte. „Wie schmeichelhaft“, sagte sie leise.
„Emma, wir sind doch Freunde.“ Er beugte sich über den Tisch und nahm ihre Hand in seine. Er strich mit dem Daumen über ihre Handfläche, und ihre Haut prickelte unter seiner Berührung.
Emma stieß langsam die Luft aus, entzog ihm aber nicht ihre Hand. Es gefiel ihr, ihm so nahe zu sein, obwohl sie wusste, dass nichts gefährlicher sein konnte für ihre Seelenruhe. „Und Freunde dürfen sich nicht so nahe kommen?“
„Eigentlich nicht“, stimmte er nickend zu.
Sie nickte auch, aber entschlossen, nicht resigniert wie er, und entzog ihm jetzt doch ihre Hand. „Dann werden wir eben aufhören müssen, Freunde zu sein, nicht wahr, Connor?“
6. KAPITEL
Aufhören, Freunde zu sein?
Emmas Worte trafen Connor wie ein Schlag in die Magengrube. „Genau das wollte ich ja verhindern“, sagte er bedrückt. Er ballte die Hand, mit der er eben noch ihre Hand gehalten hatte, zur Faust. Verdammt noch mal, er hatte nicht so viele Freunde, dass er es sich leisten konnte, einen zu verlieren – und vor allem nicht Emma. Emma und er hatten sich immer so gut verstanden. Sie konnten über alles reden, er konnte mit ihr lachen und ihr alles sagen, was ihn beschäftigte.
Wann immer die neuen Rekruten, für die er verantwortlich war, ihn auf die Palme zu bringen drohten, wusste Connor, dass er zu Emma gehen und die Welt für eine Weile vergessen konnte. Wenn seine Brüder ihn ärgerten, lachte sie mit ihm darüber. Wenn der Rest der Welt weniger angenehm und freundlich aussah, brachte Emmas Lächeln alles wieder ins rechte Lot. Und er war nicht bereit, das alles aufzugeben.
„Man kann nicht alles haben, was man will“, sagte Emma mit einem Achselzucken, das einen Träger ihres Overalls nach unten rutschen ließ.
Connor sah sie verständnislos an. Was sollte das nun wieder bedeuten? Wollte sie etwa, dass ihre Freundschaft zu Ende ging? Oder versuchte sie ihm zu sagen, dass sie kein Interesse daran hatte, mit ihm ins Bett zu gehen? Warum konnten Frauen nur nicht so deutlich reden wie Männer?
„Hör auf, in Rätseln zu sprechen, Emma.“
„Ziemlich empfindlich heute, was?“, fragte sie amüsiert.
„Nicht empfindlich, sondern bloß überrascht, dass du so einfach bereit bist, unsere Freundschaft für eine schnelle Nummer aufs Spiel zu setzen.“
„Das habe ich gar nicht gesagt.“
„Und was zum Teufel hast du dann gesagt?“, fragte er gereizt.
„Nicht viel.“ Sie blieb ruhig und gelassen, als würden sie über das Wetter reden. „Ganz
Weitere Kostenlose Bücher