JULIA COLLECTION Band 17
ersparen wollte, dich auf einen schmalen Sitz mit viel zu wenig Beinfreiheit zu quetschen?“
„Mach die Augen auf, Kate. Manche Menschen müssen das fast täglich. Mich eingeschlossen.“
„Ich habe es für dich getan“, entgegnete sie, während die Triebwerke anliefen.
„Nein, das hast du nicht. Du hast das Kommando übernommen und alles so arrangiert, wie es dir gefällt. Das hast du immer getan.“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte sie. Das Flugzeug beschleunigte und raste die Startbahn entlang.
„Ja, das glaube ich wirklich.“
„Dann ist es vielleicht ganz gut, dass wir es nicht bis zum Altar geschafft haben, was?“
Er schaute wieder in seine Unterlagen. „Nun, du hast es ja bis zum Altar geschafft. Mit Hamilton Orwell dem Dritten.“
Kate stockte der Atem, als die Maschine abhob und steil in den Himmel stieg. Aber offenbar war Brad noch nicht fertig.
Er sah sie an. „Sag mir, Kate, hast du zur selben Zeit mit mir und dem Kerl, den ich für meinen besten Freund hielt, geschlafen? Oder hat er dir in den wenigen Monaten, nachdem du mich abserviert hattest, den Kopf verdreht?“
Kate brachte kein Wort heraus.
„Na ja“, sagte er. „Wenn ich so recht darüber nachdenke, ist es eigentlich nicht wichtig.“ Er blätterte wieder in der Akte.
Natürlich nicht, dachte Kate. Das war es ihm vor acht Jahren auch nicht gewesen.
Damals hatte es ihr das Herz gebrochen. Sie war von einem Vater aufgezogen worden, bei dem stets die Arbeit an erster und die Familie an letzter Stelle gestanden hatte.
Sie hatte sich mit der grausamen Wahrheit abfinden müssen, dass sie sich in einen Mann verliebt hatte, dessen Prioritäten exakt denen von Caine Stockwell glichen.
Für Brad kam die Arbeit immer zuerst.
Alles andere – sie auch – war zweitrangig gewesen.
Brad war froh, dass Kate nach etwa der Hälfte des Flugs einnickte. Wenn sie schlief, brauchte er den verletzten Ausdruck in ihren Augen nicht zu sehen.
Warum um alles in der Welt hatte er diesen Auftrag übernommen?
Sie hatte es ihn gefragt, aber er hatte keine Antwort darauf gehabt. Ebenso wenig wie auf die Frage, warum er zugelassen hatte, dass Kate ihn nach Boston begleitete.
Die Stewardess kam vorbei und füllte seinen Kaffee aus einer silbernen Kanne nach. Er starrte auf die Porzellantasse neben den Akten, in denen er gelesen hatte.
Kate war wie die Tasse. Aus feinstem Porzellan. Er dagegen war ein Kunststoffbecher.
Sie war Champagner. Er war eine kalte Flasche Bier.
Sie kam aus einer alteingesessenen Familie, deren Name in Texas für Macht und Reichtum stand. Der Mann, der seine Mutter erst geschwängert und dann im Stich gelassen hatte, war ein vorbestrafter Alkoholiker gewesen.
Er sah sie an. Ihr korallenfarbenes Kleid hatte trotz seiner fast strengen Schlichtheit mit Sicherheit ein Designer-Label. Schmale Träger auf dezent gebräunten Schultern. Ein eckiger Ausschnitt, der raffiniert ein aufregendes Dekolleté andeutete. Ein kurzer Rock, der ihre langen, schlanken Beine erkennen ließ. Selbst der einfache Pferdeschwanz, zu dem sie ihr Haar gebunden hatte, wirkte elegant und stilvoll.
Sie hätte auf das Cover eines Modemagazins gepasst. Er dagegen hatte sich heute Morgen nicht mal rasiert.
Na ja, er konnte seinen Kaffee aus einer Porzellantasse trinken, und er hatte gelernt, guten von schlechtem Champagner zu unterscheiden. Seine Firma hatte Saisonkarten für das Ballett und die Symphoniekonzerte. Aber egal, wie viel von der Welt er bereiste und wie fett sein Bankkonto geworden war, manche Unterschiede zwischen ihnen ließen sich einfach nicht überwinden.
Also war es vermutlich gut, dass Kate nicht ihn, sondern Hamilton geheiratet hatte. Wenn die zwei, obwohl sie beide aus den gehobenen Kreisen stammten, es nicht geschafft hatten, wäre eine Ehe zwischen Brad Larson und Kate Stockwell die reinste Katastrophe geworden.
Als die Stewardess seine leere Tasse fortnahm, wurde Brad bewusst, wie lange er Kate betrachtet hatte. Das Flugzeug war bereits im Anflug auf Boston.
Er schob die Unterlagen in die Aktentasche und stieß mit seinem Arm gegen ihren Ellbogen. „Wach auf, Prinzessin.“
Sie murmelte etwas und schmiegte sich an ihn, als wäre keine Lehne zwischen ihnen.
Genüsslich und voller Verlangen atmete er ihren Duft ein. „Kate“, sagte er scharf, als ihm das aufging.
Sie schlug ihre Augen auf und sah ihn mit verschwommenem Blick an. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schläfrigen Lächeln. „Brad.“
Ihr Anblick war
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