JULIA COLLECTION Band 17
„An dem Tag, als du entlassen wurdest, bin ich zum Krankenhaus gefahren. Ich musste dich sehen. Musste wissen, wie es dir ging. Ich habe die Stationsschwester angerufen, aber sie hat mir nichts erzählt. In der Zeitung stand jedoch, wann du entlassen werden solltest.“ Vor allem hatte darin gestanden, dass sie eine begabte Künstlerin war, deren Arbeiten bereits Preise gewonnen hatten.
„Es ist nicht egal, wo du warst“, protestierte sie. „Du warst verletzt. Warum hätten die Ärzte dir sonst Schmerzmittel verschreiben sollen? Bitte, Brad. Sag es mir. Ich will doch nur wissen, dass du nicht allein warst. Dass irgendjemand sich um dich gekümmert hat.“
„Ich hatte ein paar gebrochene Rippen.“ Er war allein gewesen. Elendig allein. „Und mein Rücken hatte etwas abbekommen.“ Etwas? Genug, um ihm selbst jetzt noch manchmal höllische Schmerzen zu bereiten.
„So viel, dass du Schmerztabletten nehmen musstest?“
Er sah keinen Sinn, darauf zu antworten, und er sah ihr an, wie traurig sie das machte.
Sie lehnte sich gegen die Kommode. „Hamilton war nach dem Unfall für mich da“, begann sie kurz darauf. „Er hat mir geholfen, als mir die Kraft fehlte.“
„Er war für dich da. Ich nicht. Das hast du geglaubt.“
Sie schloss kurz die Augen. „Ja.“
Ihre Antwort stand zwischen ihnen. Schmerzlich. Unverblümt. Die Wahrheit.
Sie fuhr sich durchs Haar und ließ die Hand an ihrer Stirn. „Wäre unsere Beziehung nicht so … wackelig gewesen, hätte ich es nicht geglaubt. Egal, was mein Vater gesagt oder getan
hat.“
„Unsere Beziehung war nicht wackelig, Kate.“
„Doch, das war sie. Ich wusste nur nicht, wie ich es dir sagen sollte. Du hieltest mich ohnehin schon für … na ja, impulsiv. Ich konnte dir nicht erklären, dass ich nicht mehr wusste, was ich aus meinem Leben machen wollte – abgesehen davon, dass ich mit dir zusammen sein wollte. Also habe ich dich immer wieder zur Heirat gedrängt. Ich dachte, wenn wir erst verheiratet sind, wird alles gut.“
Sie schwieg eine ganze Weile, und als sie weitersprach, schockierte sie ihn zutiefst.
„Ich dachte, ich wäre schwanger.“
„Was?“
„Vor dem Unfall.“ Ihre Stimme klang heiser. „Meine Regel war überfällig. Deshalb wollte ich unbedingt, dass wir einen Hochzeitstermin festlegen.“
Das erklärte alles. Ganz einfach. Trotzdem war er nie darauf gekommen. Sie hatte die Pille genommen. Sie waren immer vorsichtig gewesen. „Warum hast du es mir nicht einfach erzählt?“
„Ich wollte nicht, dass du mich nur heiratest, weil ich schwanger bin.“
„Ich habe dich geliebt, Kate.“
Sie gab einen leisen Seufzer von sich. „Ich hatte Angst. Ich wollte, dass du mich meinetwegen heiratest, nicht nur aus Pflichtgefühl.“
Er seufzte tief. In gewisser Weise hatte sie recht. Wäre sie schwanger gewesen, hätte er sie auf der Stelle geheiratet. Egal, wie arm er war und ob er sich als Bettler an der Seite einer Prinzessin gefühlt hätte. „Aber du warst nicht schwanger, oder?“
Sie antwortete nicht sofort. „Nein. Ich war nicht schwanger.“
Er schloss die Augen und seufzte stumm vor Erleichterung. Wäre sie schwanger gewesen und hätte durch den Unfall ihr Baby verloren, hätte er sich das nie verziehen.
„Es tut mir leid, Brad. So viele Dinge tun mir leid.“ Sie hob die Hände und ließ sie wieder sinken. „Ich hätte Hamilton nicht heiraten dürfen. Es hat unsere Freundschaft zerstört. Ich habe ihn wirklich gemocht, Brad. Wir waren mal wie die drei Musketiere, erinnerst du dich?“
Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Als wir nach Houston zogen, dachte ich, alles würde besser werden als in Grandview. Aber nichts wurde besser. Und irgendwann war es zwecklos, sich etwas vorzumachen. Ich war nicht die Frau, die er wollte. Und er war nicht du.“
Sie atmete durch. „Er hat wieder geheiratet. Seine Frau und er haben drei Kinder. Er ist glücklich, und ich bin froh darüber. Sie leben in Phoenix.“
„Und du hast deinen Beruf. Du hilfst Kindern, die Probleme haben. Ist es das, was du wolltest, Katy?“
Etwas huschte über ihr Gesicht. Dann nickte sie. „Patienten“, verbesserte sie. „Und es ist das, was ich habe.“ Sie stand auf und strich über ihre weite, fließende Hose.
Dann sah sie sich um, als wäre sie überrascht, wie dunkel es im Zimmer inzwischen geworden war. Es war fast Abend, und Brad wusste, dass sie unweigerlich im Bett landen würden, wenn sie hierblieben.
„Lass uns ins Kino gehen“,
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