JULIA COLLECTION Band 17
besser. Es gibt keinen Grund, warum ich diesen Karton nicht noch zu Ende durchsuchen sollte.“
„Bitte, Caro. Wenn du unbedingt willst, nehmen wir den Karton mit. Aber du siehst erschöpft aus. Wenn du schon nicht an dich denken willst, dann denk an das Baby.“
Nach kurzem Zögern nickte sie und schlug das Telefonbuch auf. Rafe ging hinaus, um ihre Tasche zu suchen. Er fand sie in der untersten Schublade ihres Schreibtischs, nahm die Schlüssel heraus und ging zu Caroline zurück. Sie hatte das Gespräch gerade beendet.
„Alles klar?“, fragte er.
Stöhnend stemmte sie sich aus dem Sessel und presste eine Hand auf den Rücken. Sie bestand darauf, noch einmal in den Waschraum zu gehen, erklärte sich jedoch bereit, im Eingangsbereich zu warten, bis er ihren Wagen gestartet hatte und die Klimaanlage arbeitete. Anschließend fuhr Rafe direkt hinter ihr vom Parkplatz und folgte ihr in das alte Viertel, in dem ihr Vater gelebt hatte.
Das zweigeschossige Backsteinhaus mit den grünen Fensterläden war Welten von dem ultramodernen Apartment entfernt, in dem sie gewohnt hatte, als sie beide noch befreundet waren. Der Rasen war gepflegt wie ein Golfplatz, und trotz der Hitze sahen die Schatten spendenden Bäume und blühenden Stauden frisch und gesund aus. Caroline bog in eine schmale Einfahrt neben dem Haus ein. Rafe holte den Karton aus dem Kofferraum. Als er um die Hausecke bog, fuhr Caroline gerade in eine Doppelgarage, über der es offenbar eine Wohnung gab. Zwischen der Garage und dem Haupthaus befand sich ein äußerst einladend aussehender Swimmingpool. Caroline würdigte das blaue Wasser keines Blicks, als sie zur Hintertreppe ging.
Kaum hatte sie die Tür aufgeschlossen, kam ein kleiner schwarzer Hund angesaust und schmiegte sich mit freudigem Schwanzwedeln an ihre Beine. Sie sprach mit ihm und kraulte ihm den Kopf. Rafe starrte die beiden erstaunt an. Mit dem Kopf eines Spaniels, dem langen Rumpf und den kurzen Beinen eines Dackels war das Tier der hässlichste Hund, den er je gesehen hatte. Wenn er auf allen vieren stand, hingen seine langen Schlappohren auf den Boden.
Rafe konnte nicht anders und lachte laut. Mit blitzenden Augen drehte Caroline sich zu ihm um. Als wüsste der Hund, dass der Fremde über ihn lachte, griff er Rafe an und schlug seine Zähne ins Fußgelenk. Ohne die Cowboystiefel, die Rafe immer trug, wäre der Biss bis auf den Knochen gegangen. Der Köter gab ein überraschend tiefes und bedrohliches Knurren von sich.
„Truman!“, rief Caroline. „Böser Hund. Hör sofort auf!“
Nur das Entsetzen in ihrer Stimme hielt Rafe davon ab, seinen vierbeinigen Angreifer mit einem Fußtritt in den Swimmingpool zu befördern. Ohne den Karton loszulassen, machte er einen vorsichtigen Schritt zum Haus hinüber, aber Truman ließ nicht los. Caroline warf ihre Tasche zur Seite und fiel auf die Knie.
„Truman, nein! Böser Hund. Schäm dich, Süßer. Lass los!“ Sie packte Trumans Hinterläufe, um ihn fortzuziehen, aber das Tier ließ nicht locker. „Oh, bitte, Truman. Lass los!“
„Schon gut, Caro. Er tut mir nicht weh.“
Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Bist du sicher?“
„Es kneift ein wenig, aber durch den Stiefel kommt er nicht durch.“
Rafe bückte sich und stellte den Aktenkarton ab. Als er versuchte, Trumans Rücken zu tätscheln, ließ der Hund den Stiefel los und schnappte nach seiner Hand. Er erwischte zwei Finger, bevor Rafe die Hand zurückziehen konnte. Caroline gab Truman einen sanften Klaps auf die Nase und nahm ihn auf den Arm.
Mit der unverletzten Hand zog Rafe ein Taschentuch heraus und tupfte das Blut von den Fingern. „Ist er immer so umgänglich?“
„Ich weiß es nicht. Seit ich ihn habe, hatte ich kaum Besuch. Mit der Lady von nebenan verträgt er sich ganz gut.“
„Mit Männern hatte er noch keinen Kontakt?“
Caroline beruhigte den zappelnden Hund. „Nur mit dem Gärtner und dem Mann vom Pool-Service. Aber wenn die hier sind, lasse ich Truman nie ins Freie.“
Rafe lächelte innerlich. Also hatte sie seit einer Weile keine anderen Männer zu Besuch gehabt. Das freute ihn, obwohl es das nicht sollte. Jetzt war er noch sicherer, dass er der Vater von Carolines Baby war. „Wie lange hast du ihn schon?“, erkundigte er sich so beiläufig wie möglich.
„Fast vier Monate … Beruhige dich endlich, Truman. Sei ein braver Junge.“
Vier Monate. Seit sie sich von ihm getrennt hatte. Er wusste nicht, ob es ihm schmeicheln sollte, dass sie
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