JULIA COLLECTION Band 17
Küche.“
Sie drehte sich zum Frühstückstresen um und sah, dass er bereits gedeckt hatte, komplett mit Salat, einer Obstschale und einem Blumenstrauß aus dem Garten – in einem Wasserglas. „Das hast du wunderschön gemacht, Rafe“, flüsterte sie.
Der Tresen war an drei Seiten von einer U-förmigen Sitzbank umgeben, und Caroline hatte Mühe, ihn zu erreichen, aber Rafe half ihr mit dem selbstverständlichen Charme eines Südstaatengentlemans. Dann servierte er das Essen und nahm ihr gegenüber Platz. Sie sprachen nicht viel, aber allein seine Gegenwart steigerte ihren Appetit. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihn vermisst hatte.
„Ich habe gesehen, dass du auf deinem Kalender einen Lamaze-Kurs eingetragen hast“, riss er sie aus ihren Gedanken.
„Oh, da werde ich nicht hingehen.“
„Warum nicht? Brauchst du ihn denn nicht, um dir die Wehen zu erleichtern?“
„Ich schaffe es schon.“ Sie brach ein Stück von ihrem Brötchen ab. „Dads Sekretärin wollte mich begleiten, aber jetzt ist ihr etwas dazwischengekommen.“
„Weil du Clyde ins Pflegeheim gegeben hast?“
Caroline nickte. „Sie findet es respektlos.“
„Sie irrt sich. Das weißt du doch, oder?“
„Mit dem Kopf ja. Nur mein Herz ist noch nicht so weit.“
„Ob du nun sein Enkelkind erwartest oder nicht, Clyde würde nicht wollen, dass du ihn selbst betreust“, sagte Rafe mit Nachdruck. „Da bin ich sicher.“
„Wirklich?“
„Natürlich. Er würde es schrecklich finden, sich von dir baden und waschen zu lassen.“
„Das dachte ich auch, aber dann habe ich mich gefragt, ob das nur ein Vorwand ist“, gestand sie.
„Ist es nicht. Und ich springe gern für Clydes Sekretärin ein“, bot Rafe an.
Sie hatte zu große Angst vor ihren Gefühlen, um Ja zu sagen. „Ich glaube, das ist keine sehr gute Idee.“
„Warum nicht? Ich habe deinen Körper oft genug gesehen.“
„So nicht“, entgegnete sie. „Und ehrlich gesagt, ich möchte es auch nicht.“
„Mir gegenüber brauchst du dich doch nicht zu genieren.“
„Du bietest mir deine Hilfe nur an, weil du glaubst, dass du der Vater des Babys sein könntest.“
„Bin ich es?“, fragte er und sah ihr in die Augen.
„Die Frage beantworte ich nicht. Und danke für das Essen und dafür, dass du die Kartons hereingetragen hast. Ab jetzt komme ich allein zurecht.“ Sie wollte aufstehen, aber Rafe griff nach ihrer rechten Hand und hielt sie fest.
„Warte, Caroline. Ich weiß, du bist eine starke und unabhängige Frau, aber du hast keinen Grund, das allein durchzustehen. Ob das Baby nun von mir ist oder nicht, ich bin noch immer dein Freund. Im Moment brauchst du Hilfe, und ich will dafür sorgen, dass du sie bekommst.“
In seinem Blick lag eine so große Besorgnis, dass ihr warm ums Herz wurde. Sie starrte auf ihre Hand in seiner. „Nicht“, bat sie mit belegter Stimme.
„Nicht was? Ich soll nicht tun, was für dich und das Baby am besten ist? Tut mir leid, Honey, das muss ich.“
„Sei nicht so freundlich zu mir.“
„Was ist an ein bisschen Freundlichkeit falsch?“
„Meine Hormone sind vollkommen durcheinander. Du wirst mich zum Weinen bringen.“
„Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand vor mir weint.“ Er lächelte schief.
„Ich weine nie.“
„Das weiß ich, aber du bist auch nur ein Mensch. Jeder braucht hin und wieder einen anderen, also warum lässt du mich nicht einfach für dich da sein?“
Weil ich nicht glaubte, dass du da sein wirst, wenn ich dich wirklich brauche, dachte Caroline. Der Gedanke war so deutlich, dass sie Angst hatte, ihn laut ausgesprochen zu haben. Aber er sah sie immer noch fragend an.
„Ich weiß nicht, Rafe.“
„Lass mich dein Lamaze-Partner sein, mehr nicht“, bat er. „Keine Bedingungen, das verspreche ich“, sagte er und hob die Hand, als würde er vor Gericht einen Eid ablegen.
O nein. Sie würde zu weinen anfangen, wenn er jetzt nicht ging. Und sie wollte die Wehen tatsächlich nicht allein durchstehen. Vielleicht sollte sie Rafe an der Geburt des Babys teilhaben lassen und nicht mehr daraus machen, als es war.
„Na gut“, gab sie nach. „Bis zur Geburt kannst du mein Partner sein, aber danach gehen wir wieder getrennte Wege. Einverstanden?“
„Ja.“
Rafe half ihr aufzustehen, räumte den Tresen ab und stellte das Geschirr in den Spüler. Sie wollte ihn gerade zu einem Glas Eistee einladen, als sein Handy klingelte. Er rannte ins Wohnzimmer. Als er zurückkam, hatte er das
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