JULIA COLLECTION Band 17
Nacken und legte seine Lippen auf ihre. Der Duft seines Aftershave stieg ihr in die Nase und weckte in ihr ein Verlangen, das sie nicht mehr gefühlt hatte, seit sie zum letzten Mal mit Rafe Stockwell geschlafen hatte. Und dann rieb sein Mund sich an ihrem, bis sie die Lippen öffnete. Aber er nahm die Einladung nicht an, sondern rückte von ihr ab.
„Ich muss gehen“, flüsterte er heiser. „Wenn du das nächste Mal Hilfe oder einfach nur moralische Unterstützung brauchst, rufst du mich an?“
Ihr Hals war wie zugeschnürt. Daher nickte sie nur langsam. Ein warmes, erleichtertes Lächeln umspielte seinen Mund und breitete sich bis zu den Augen aus. Er stand auf und nahm die Hände aus den Taschen.
„Danke. Das ist immerhin ein Anfang. Gibt es noch etwas, das ich für dich tun kann, bevor ich fahre?“
Ja. Küss mich. Geh mit mir ins Bett. Schlaf mit mir .Schockiert über ihre Gedanken schüttelte Caroline den Kopf. „Danke, dass du fragst, aber es geht mir gut.“
„Okay. Du hast einen harten Vormittag hinter dir. Warum ruhst du dich nicht aus, und ich bringe etwas zu essen mit, wenn ich heute Abend wiederkomme?“
„Du kommst wieder?“
„Natürlich“, erwiderte er. „Warum nicht?“
„Wir haben uns gerade gestritten.“
„Na und? Wir haben uns wieder versöhnt, oder nicht?“
Sie nickte. „Das haben wir wohl.“
„Was möchtest du zum Abendessen?“
„Etwas Leichtes. Ich soll nichts Schweres mehr essen.“
Er lächelte und ging hinaus.
Truman kam in die Küche, stellte sich auf die Hinterläufe, legte die Vorderpfoten auf ihre Oberschenkel und bettelte um Zuneigung oder vielleicht auch nur eine Leckerei. Sie kraulte ihm die Ohren, war mit den Gedanken jedoch noch bei Rafe.
Was hatte er vor? Wann hatte ihm jemals jemand so viel bedeutet, dass er sich nicht nur ein, sondern zwei Mal bei ihm entschuldigte? Und warum war es ihm so wichtig, ob sie sich darauf verließ, dass er „für sie da“ war?
Er erstaunte sie. Hatte sie sich etwa in ihm getäuscht? War er doch fähig, seine Familie vor den Beruf zu stellen?
Nachdem er sich mit Caroline einen großen Salat geteilt und zwei Stunden lang in alten Akten gewühlt hatte, fuhr Rafe am Abend zurück zum Anwesen der Stockwells. Dort angekommen, eilte er nach oben in seine Suite, entledigte sich des Jacketts und der Waffe und wusch sich Gesicht und Hände. Danach eilte er zum Kinderzimmer. Er verstand selbst nicht, warum er es kaum abwarten konnte, seine Nichte wiederzusehen. Seine Kollegen würde es nicht glauben, wenn er es ihnen erzählte.
Als er eintrat, war Hannah gerade dabei, Becky aufs Schlafengehen vorzubereiten. Das kleine Mädchen lag nackt auf dem Rücken, streckte die Beine in die Luft und spielte mit den Zehen. Kaum sah sie ihn, wedelte sie mit den Armen und begrüßte ihn mit einem fröhlichen Krähen. Hannah lächelte ihm zu.
„Hallo, Onkel Rafe“, sagte sie. „Bist du bereit, noch etwas über Babypflege zu lernen?“
„An was dachtest du?“
„Ich finde, es ist höchste Zeit, dass du weißt, wie man eine Windel anlegt.“
Rafe verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht, Hannah.“
„Unsinn. Sie hat gerade gebadet und ist frisch und sauber. Einfacher kannst du es nicht haben.“
„Na gut.“ Er ging auf die andere Seite des Wickeltischs, und Hannah führte ihm schrittweise vor, wie man eine Windel wechselte. Er sah aufmerksam zu und versuchte es dann selbst, aber Becky strampelte so heftig, dass er Mühe hatte, sie festzuhalten.
Nachdem er an drei Wegwerfwindeln die Verschlüsse beschädigt hatte, warf er Hannah einen verzweifelten Blick zu. „Wo ist das Klebeband?“
Sie lachte. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Warum denn nicht? Das hält wesentlich besser als das hier.“ Aber nach einer Weile konnte er auch mit „dem hier“ umgehen.
„Gute Arbeit, Rafe“, lobte Hannah.
Die Windel saß schief und viel zu locker. Trotzdem dankte er ihr für das Kompliment. Er nahm Becky auf den Arm und kam sich lächerlich vor, als sie an seiner Brust nach dem Busen suchte, um gestillt zu werden. Schmunzelnd nahm Hannah eine gefüllte Babyflasche aus dem Kühlschrank und stellte sie in den elektrischen Wärmer.
„Du bist ein Naturtalent“, sagte sie.
„Danke.“ Verlegen erwiderte er ihr aufmunterndes Lächeln. „Könntest du mir zufällig auch etwas über schwangere Frauen beibringen?“
Hannah wurde blass, und das Lachen in ihren Augen verwandelte sich schlagartig in Traurigkeit. Rafe fühlte sich, als hätte
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