JULIA COLLECTION Band 17
dachte ich anders. Es tut mir leid, dass ich ein falsches Bild von dir hatte.“
Er berührte ihre Schulter. Offenbar hatten sie beide Fehler begangen. „Ich war selbst schuld. Du konntest mich gar nicht anders sehen. Lass es uns vergessen. Es hat eine Weile gedauert, aber ich habe mich an den Gedanken gewöhnt, dass ich ein Daddy werde. Jetzt freue ich mich riesig darauf.“
Caroline sah ihm in die Augen und fühlte, wie ihr Herz überströmte und die leeren, einsamen Winkel ihrer Seele mit Wärme und Glück füllte. Natürlich musste seine Vorfreude auf das Kind nicht bedeuten, dass er dessen Mutter liebte. Jedenfalls noch nicht. Aber eines Tage würde er vielleicht …
Das Läuten des schnurlosen Telefons auf dem Nachttisch riss sie jäh aus ihren rosigen Zunkunftsträumen. Rafe griff nach dem Hörer und drehte sich von ihr weg.
„Ja?“ Er lauschte einige Minuten konzentriert und murmelte einen Fluch, den sie von ihm noch nie gehört hatte. „Okay, ich komme.“
Er stand auf, legte den Hörer hin, beugte sich über sie und küsste ihre Stirn. „Tut mir leid, Liebling, die Pflicht ruft.“
Sie starrte ihn an und fühlte sich, als wäre sie in einer Achterbahn den steilsten Abhang hinabgerast. Wie konnte er mitten in einem Gespräch, das sie für äußerst wichtig hielt, einfach aufstehen und zur Arbeit gehen?
„Aber du warst gar nicht richtig zu Hause“, sagte sie. „Du hast kaum geschlafen.“
„Egal.“ Er nahm die Jeans vom Boden, verschwand im begehbaren Schrank und setzte die Unterhaltung von dort aus fort. „Dort draußen gibt es einen Bösewicht, und es ist mein Job, ihn dingfest zu machen.“
In einem marineblauen Anzug mit blütenweißem Hemd und schwarzen Stiefeln kam er ins Zimmer zurück. Er war unrasiert, aber sie würde ihren Jura-Abschluss darauf verwetten, dass er einen Apparat im Wagen hatte. „Ich weiß, es gibt zu viele von ihnen, aber das macht meinen Beruf so sicher.“
Er lächelte. Offenbar war er stolz auf seinen kleinen Scherz. Gleich würde er wieder mal sein Leben riskieren. Wie konnte er nur so gelassen sein, während ihr vor Angst um ihn fast die Tränen kamen?
„Was ist mit Becky? Wir müssen noch das Bett und den Wickeltisch aufbauen!“
„Aber ich werde rechtzeitig zurück sein, um mich um alles zu kümmern“, erwiderte er. „Das verspreche ich.“
Hätte sie für jedes Mal, dass sie die letzten drei Worte von ihren Eltern gehört hätte, nur einen Dollar bekommen, wäre sie reich. „Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst. Ich habe kein Verständnis für Männer, deren Familie für sie an letzter Stelle steht.“
„Ich bin nicht dein Dad, Caroline.“
„Ich meine nicht nur ihn. Ich erlebe es fast täglich in meiner Kanzlei. Es ist einer der häufigsten Scheidungsgründe.“
„Ich werde da sein.“ Er küsste sie kurz, aber zärtlich. „Vertrau mir.“
„Das fällt mir schwer.“
„Das verstehe ich sogar.“ Er kniete sich vor das Bett und streichelte ihr Gesicht. „Ich tue mein Bestes. Ich habe von Freitag bis Montag frei, also hab noch ein wenig Geduld, okay?“
Vielleicht hatte er eine Chance verdient. „Na gut“, sagte sie lächelnd. „Ich werde mir Mühe geben.“
„Danke. Warum bleibst du heute Nacht nicht hier? Ich rufe dich morgen an.“ Er küsste sie noch einmal, strich über ihr Haar und eilte hinaus.
Caroline legte sich wieder hin, hörte, wie er davonfuhr, und überlegte, ob sie nicht lieber nach Hause fahren sollte. Ohne Rafe war sein Bett viel zu groß und leer für sie. Fünf Minuten später stand sie auf, zog sich an und ging zu ihrem Wagen.
Als sie wenig später ihr Haus durch die Hintertür betrat, eilte Truman auf sie zu. Wie immer freute er sich, sie zu sehen, und leckte ihr die Hände ab. Nachdem sie ihn ausgiebig begrüßt hatte, stand sie auf und beobachtete, wie er schnüffelnd zur Tür ging. Dort stellte er sich auf die Hinterbeine und schaute durchs Fenster, als würde er auf jemanden warten.
„O nein“, murmelte sie. „Er hält nach Rafe Ausschau.“
Truman bellte kurz, wartete noch einige Sekunden, ließ sich auf alle viere sinken und trottete mit gesenktem Schwanz durch die Küche. Er glich so sehr einem enttäuschten Kind, dass Carolines Augen feucht wurden.
Sie wehrte sich gegen die Tränen, schloss die Tür ab und ging nach oben in ihr Schlafzimmer. Truman folgte ihr, und sie brachte es nicht übers Herz, ihn wegzuschicken. Sie kroch in ihr Bett. Obwohl es kleiner war als Rafes,
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