JULIA COLLECTION Band 20
engen Jeans und dem blondierten Haar alle irgendwie geähnelt.
Sasha dagegen besaß einen ganz eigenen Stil. Ihre Kleidung war weder lässig noch praktisch, aber im maßgeschneiderten Kleid oder im strengen Kostüm konnte er sich Sasha auch nicht vorstellen. Von den verrückten Schuhen bis zum Kopf mit dem wilden roten Haar war Sasha die Frau, die jeder Mann sich im Bett wünschte.
Wahrscheinlich gab es jede Menge Kerle, die nur darauf warteten, dass Sasha sie endlich zurückrief.
Zögernd verdrängte Jake die Tagträume und parkte hinter seinem Haus, um die Stellflächen davor für eventuelle Kunden frei zu lassen. Wenn jetzt am Wochenende die ersten Feriengäste kamen, würde er bestimmt Anrufe bekommen, weil die Leute sich nie die Zeit nahmen, die Bedienungsanleitungen der Alarmanlagen ihrer Ferienhäuser gründlich zu lesen, bevor sie daran herumdrückten.
Im Haus roch es immer noch nach Farbe. Wenn die Handwerker endlich fertig waren, konnte Jake die Räume lüften und das Baby nach Hause holen, wo es hingehörte.
Und was war mit dieser Frau? Wo gehörte sie hin?
Jake sehnte sich danach, sie in seinem Bett zu haben und sich bis in alle Ewigkeit mit ihr zu vergnügen.
Im Grunde konnte er über sich selbst nur den Kopf schütteln. Im Moment kam ihm sein ganzes Leben wie eine Komödie vor. Jake lebte in bescheidenem Wohlstand, doch obwohl sein Leben hin und wieder interessant war, war es meistens bis in jede Einzelheit vorhersehbar. Timmys Anruf jedoch hatte alles auf den Kopf gestellt.
Rosemary als Großmutter? Das konnte Jake sich überhaupt nicht vorstellen. Sie war sechsundzwanzig gewesen, als sie gestorben war. Und sie war genau die Mutter gewesen, die ein Junge sich wünschen konnte. Sie machte bei jedem Spiel mit, und als Timmy anfing, sich für Sport zu interessieren, wurden die beiden unzertrennlich. Kuscheln und Schmusen waren nicht ihre Stärke, doch sie war eben ein anderer Typ Frau gewesen.
Sasha dagegen … ja, die spielte nach vollkommen anderen Regeln. Und falls es für dieses Spiel ein Regelbuch gab, dann sollte Jake sich lieber beeilen, dieses Buch zu lesen, denn das Spiel hatte bereits begonnen.
Er ging zur Dusche und fragte sich, ob es heute Abend zu früh war, um schon wieder nach Muddy Landing zu fahren. Als Jake unter der Dusche stand, pfiff er leise vor sich hin, und es war kein Schlaflied.
8. KAPITEL
Hatte das Telefon geklingelt? Das schrille Geräusch ließ den Traum verblassen, der sich von einer sanften Fantasie zu wilder Erotik gesteigert hatte. Verzweifelt versuchte Sasha, die Bilder festzuhalten, doch sie entglitten ihr.
Sie war auf der Veranda eines Cottage mit Meerblick gewesen. Dort hatte ein überdachtes Bett gestanden, und Sasha war nicht allein gewesen. Es hatte jemand neben ihr gelegen, der … jetzt verschwunden war.
Nach und nach verschwand auch dieses angenehm prickelnde Gefühl, das den Traum begleitet hatte, und nichts blieb übrig als ein Gefühl der Leere und Enttäuschung.
Widerwillig öffnete sie die Augen. Sie lag in ihrem Wohnzimmer und nicht im Bett auf einer Veranda. Noch enttäuschender war die Tatsache, dass sie allein war. Jetzt erinnerte sie sich wieder, dass sie das Baby in die Wiege gelegt hatte und nach unten gekommen war, um das Licht auszuschalten und die Tür abzuschließen. Dann hatte sie ein paar Seiten lesen wollen.
Wieder erklang dieses schrille Geräusch. Das war die Türklingel und nicht das Telefon! Und dieses seltsame Hintergrundrauschen war der Regen, der aufs Dach prasselte, und kein Meeresrauschen.
„Moment, ich komme schon!“ Sie blinzelte ins Licht der Leselampe und humpelte zur Haustür, um zu sehen, wer das sein mochte. Nächtliche Besucher brachten meist unangenehme Neuigkeiten. Sasha wünschte, sie hätte einen Türspion, aber dann hätte sie zur Adventszeit keinen Kranz mehr aufhängen können.
Sie hielt den Türknauf bereits in der Hand, als sie auf ihre Uhr sah. Sieben Minuten vor zehn? Dann hatte sie ja keine zwanzig Minuten geschlafen! Nur wegen dieses Traums war es ihr viel länger vorgekommen.
Sie öffnete die Tür, und da stand die Hauptperson ihres Traums in natura. Das Haar hing ihm feucht in die Stirn, und Regentropfen glitzerten auf seiner dunkelblauen Windjacke.
„Was willst du?“, fragte sie.
„Ich habe ein paar Sachen mitgebracht, die wir vergessen hatten. Eigentlich wollte ich bis morgen früh warten, aber …“
Es kam für Sasha nicht infrage, Jake jetzt abzuweisen. Außerdem konnte er ja nicht
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