JULIA COLLECTION Band 20
Mann, sagte er sich. Zeit zu gehen. Er war für dieses Baby verantwortlich und nicht Sasha. Aber Jake gab sich gar nicht erst der Illusion hin, dass seine Enkeltochter im Moment das einzige Problem war. Als fast noch problematischer empfand er seine Gefühle für Sasha. Es war sehr lange her, seit eine Frau ihn so berührt hatte wie sie. Seit er sie im Liegestuhl auf der Veranda des Cottages der Jamisons gesehen hatte, war Jake fast ständig erregt. Die Beine hatte sie fast einladend gespreizt gehabt. Und nichts an ihr erinnerte ihn an Rosemary.
Abrupt stand er auf. „Ich sollte jetzt lieber los. Es ist schon spät.“
Sasha erwiderte nichts. Eindringlich blickte sie ihm in die Augen, doch Jake konnte ihren Blick nicht deuten. Wollte sie nicht, dass er ging und sie mit dem Baby allein ließ? Sollte er bleiben? Verdammt, Jake wusste ja nicht einmal genau, welche Farbe ihre Augen hatten.
Peaches war satt und frisch gewickelt und schlief wieder, als Martys weißer Minivan vor Sashas Haus hielt. Zwei Frauen stiegen aus. Als Marty vor einer halben Stunde wegen des Kirchenbasars angerufen hatte, hatte Sasha ihr von dem Baby und allen anderen Ereignissen berichtet.
„Pscht, seid ganz leise, ich habe sie gerade erst hingelegt“, flüsterte sie anstelle einer Begrüßung.
„Ich kann es gar nicht glauben, du hast ein Baby!“ Martys Stimme überschlug sich fast. „Ich muss sie sehen. Was wird Daisy dazu sagen, wenn ich es ihr erzähle?“
Auf Zehenspitzen gingen die drei Frauen ins Schlafzimmer.
„Oh, ist die winzig“, flüsterte Marty.
„Da hast du dir ja was Schönes eingebrockt“, stellte Faylene lediglich fest, doch auch in ihrem Tonfall fehlte der sonst übliche sarkastische Unterton.
„Kommt mit runter in die Küche.“ Sasha ging den beiden voraus und humpelte kaum noch.
„Wie ich sehe, geht’s dir schon besser. Ich habe dir vorhin auf dem Weg zur Post noch einen Auflauf vorbeigebracht. Zum Glück habe ich die Zwiebeln und den Knoblauch weggelassen. Du weißt ja – stillende Mütter.“ Marty lachte leise.
Faylene kam direkt zum Thema. „Wir haben die perfekte Lösung, wie wir Lily und diesen Security-Mann zusammenbringen können. Während der Ferien hat er sicher nicht viel zu tun, und am Montag findet im Gemeindezentrum ein Fest statt. Dort spielt auch die Band vom College aus Elizabeth City, und die sind echt gut.“
„Ich werde mit dem Baby nicht unter so viele Menschen gehen“, stellte Sasha klar.
„Wer sagt denn, dass ihr beide da hinsollt? Lily wird dort beim Auflisten der Spenden helfen, also brauchst du nur irgendetwas zu kochen, zu backen oder zu basteln und diesen Smith zu bitten, es für dich hinzubringen.“
„Aber ich habe euch doch bereits gesagt, dass Jake in Manteo lebt.“
„Na und? Er wird doch sowieso öfter hierherkommen, um nach dem Baby zu sehen.“ Faylene blinzelte, und das wirkte wie immer sehr dramatisch. Sie war die einzige Frau in der ganzen Gegend, die mehr Make-up als Sasha trug.
„Vorausgesetzt, die Kleine ist dann noch hier“, wandte Sasha ein. „Ich behalte sie nur bei mir, bis die Farbdämpfe aus Jakes Räumen verschwunden sind und niemand mehr auf dem Dach hockt und hämmert.“
„Dann denk dir irgendwas aus.“ Nachdenklich blickte Marty zur Decke. „Sag ihm, dass Babys erst nach ein paar Wochen in frisch renovierte Zimmer dürfen. Und dann bittest du ihn, irgendetwas zum Gemeindezentrum zu schaffen, damit du mit der Kleinen nicht extra zu all diesen Menschen musst.“
„Ihr seid ja schrecklich! Das ist wirklich der blödeste Plan, von dem ich je gehört habe.“
Marty und Faylene warfen ihr verwunderte Blicke zu.
„Na schön, vielleicht lässt er mir die Kleine noch ein paar Tage, aber ich kann ihn doch nicht bitten, irgendetwas von mir … was soll ich denn überhaupt zu diesem Basar beisteuern?“
„Durchsuch doch einfach dein ganzes Gerümpel hier im Haus“, schlug Faylene vor. „Ich wäre dankbar, wenn etwas von dem Kram verschwindet, dann könnte ich hier besser sauber machen.“
Sasha musste lachen, denn Faylene hatte recht. Sie hatte eine Schwäche für persönliche Schätze vergangener Generationen. Das lag zum Teil daran, dass sie selbst nichts von ihrer eigenen Familie besaß, und zum anderen, dass ein einziger dieser Gegenstände in der richtigen Umgebung zum Mittelpunkt eines ganzen Raums werden konnte.
„Okay, also falls die Kleine noch über das Wochenende hierbleibt und falls Jake zufällig auftaucht und auch noch
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