JULIA COLLECTION Band 20
wissen, dass sie gerade von ihm geträumt hatte. Es sei denn …
Nein, das wäre verrückt.
„Komm rein.“ Wahrscheinlich macht er sich wegen des Babys Sorgen, dachte sie. Aber wenn er schon mal hier ist, kann ich ihn auch gleich wegen des Kirchenbasars ansprechen. „Was ist das denn?“ Fragend blickte sie auf das rote Nylonbündel unter seinem Arm.
„Das ist so eine Art Rucksack. Du kannst das Baby hineinsetzen und es auf dem Rücken überall mit hinnehmen, wenn du einkaufst oder joggst oder sonst was machst.“ Er zog die Babytrage aus der Hülle und hielt sie an den Schulterriemen fest.
„Weshalb sollte ich joggen wollen?“
„Tja, manche Leute tun das.“
„Sehe ich denn wie eine Läuferin aus?“ Sasha drehte sich um und ging voraus zum Wohnzimmer. Erst in diesem Moment fiel ihr ein, dass sie vor ihrem Schläfchen geduscht und sich die Haare gewaschen hatte. Dann hatte sie ihr Haar an der Luft trocknen lassen, damit es lockig und natürlich fiel. Sie trug ihren Lieblingskaftan und war ungeschminkt.
Er ist ja nicht meinetwegen hier, sagte sie sich. Er will nur nach dem Baby sehen. „Hast du denn Timmy auch in so einem Ding auf dem Rücken herumgetragen, als er noch keine sechs Wochen alt war?“ Wenn sie sich angegriffen fühlte, ging sie stets selbst in die Offensive. „In einem Alter, in dem ein Kind noch nicht sitzen kann?“
Jake wirkte eher belustigt. Er lächelte und betrachtete Sashas nackte Füße, ihre Sommersprossen und ihr vom Schlaf zerzaustes Haar. „Wir hatten eine Babytrage. Rosemary hat ihn überallhin mitgenommen. Nach dem Abendessen sind wir oft noch zu dritt losgezogen. Erst mit dem Kinderwagen, später mit dem Buggy, dem Fahrradanhänger, dann ist er selbst auf seinem Rad mit Stützrädern mitgefahren und dann ohne diese Dinger.“
„Schön und gut, aber Peaches ist noch zu klein für diesen Rucksack. Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Hier in der Gegend gibt es kaum Fußwege.“ Sasha wechselte das Thema. „Du tropfst. Leider kannst du sie noch so sehr gießen, diese Blumen wirst du nie mehr zum Wachsen bringen.“ Sie deutete auf das Blumenmuster ihres alten Orientteppichs.
„Möchtest du, dass ich wieder gehe?“
Es ärgerte Sasha, dass Jake sie immer wieder zu Gesicht bekam, wenn sie gerade am unvorteilhaftesten aussah. Die Heldin ihres erotischen Traums war jedenfalls keine leicht übergewichtige Frau mit Sommersprossen und verunglückter Frisur gewesen.
„Darf ich sie sehen?“, fragte er flüsternd.
„Sie schläft.“
„Ich will sie ja nicht aufwecken, sondern nur anschauen.“
Sasha wusste genau, was Jake jetzt empfand. Wie oft war sie selbst schon auf Zehenspitzen nach oben in ihr Schlafzimmer gegangen, nur um sich zu vergewissern, dass sie sich das alles nicht nur eingebildet hatte! „Also gut, aber lass dieses Ding hier unten im Foyer. Hoffentlich hast du den Kassenbon aufbewahrt, denn ich werde mir dieses Monstrum bestimmt nicht umschnallen.“
„Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Hausflur und einem Foyer?“
Kopfschüttelnd blieb sie am Fuß der Treppe stehen. „Wechsle jetzt nicht das Thema, darauf falle ich nicht rein. Du willst Peaches sehen, also komm jetzt. Aber höchstens zwei Minuten. Babys brauchen ungestörten Schlaf, und dieses kleine Mädchen hat schon genug durchgemacht.“
Dann standen sie nebeneinander vor der Wiege, sodass Sasha Jakes Duft wahrnehmen konnte. Seife, Rasierwasser und diesen ganz bestimmten männlichen Geruch. Sie spürte seine Körperwärme, während sie beieinanderstanden und auf das schlafende Baby blickten.
„Sie ist so winzig, findest du nicht?“, flüsterte Jake.
„Pscht! Was hast du denn gedacht? Dass sie in den letzten paar Stunden gewachsen ist?“
„Ich glaube, Timmy war in diesem Alter bereits größer. Aber das ist auch schon sehr lange her.“
Er war so dicht neben ihr, dass sein Atem durch Sashas Haar strich. So gut sie konnte, ignorierte sie das Kitzeln an der Wange. Falls er mitbekam, wie angestrengt ihr Atem ging, so konnte sie es auf das Treppensteigen schieben. Es war ja kein Geheimnis, dass sie nicht gerade der athletische Typ war. „Jungen sind meist schon bei der Geburt größer.“
Eigentlich wusste Sasha genau, dass das nicht stimmte. Ihr Vater hatte Robert immer als Wicht bezeichnet, und das war noch eine seiner schmeichelhafteren Äußerungen gewesen.
„Ihr Haar sieht aus, als würde es lockig werden. Tim hatte schon bei seiner Geburt Locken.“
Sein
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