JULIA COLLECTION Band 20
der Geriatrie geht es nun mal um die Pflege von alten und gebrechlichen Menschen. Sie hat gewusst, worauf sie sich einlässt.“
„Weißt du noch, wie scharf sie auf den Leiter dieses Pflegeheims war, bei dem sich dann herausgestellt hat, dass er Gelder veruntreut hat?“
Sasha zuckte mit den Schultern. „Also schön, sie hat einen lausigen Geschmack, was Männer betrifft. Damit ist sie in unserem Kreis nicht die Einzige.“
„Richtig. Dein zweiter Ehemann wurde doch wegen Geldwäsche verurteilt, oder etwa nicht?“
„Nein, nein.“ Empört schüttelte Sasha ihre rote Mähne. „Das war mein erster. Damals war ich gerade mal achtzehn und hatte keine Ahnung, was es auf der Welt so alles gibt.“
Die beiden Frauen kicherten.
„Während sie also trauert, auf das Haus aufpasst und alles verpackt, damit es für wohltätige Zwecke verkauft werden kann, könnten wir doch anfangen, nach geeigneten Junggesellen zu suchen. Wie alt sollen die denn sein? Zwischen fünfundzwanzig und fünfzig? Und wen hast du dir für Faylene überlegt?“
Stirnrunzelnd blickte Sasha auf ihre Fingernägel. „Hm, das sieht ziemlich knallig aus, oder? Also, mir fallen da zwei Kandidaten ein, aber ich dachte, wir könnten mit Gus von der Autowerkstatt anfangen. Der hat mir kürzlich die Bremsen neu eingestellt. Zufällig weiß ich, dass er Single ist.“
„Vielleicht ist er schwul.“
„Hast du jemals von einem schwulen Automechaniker gehört?“ Sasha zog ihre Sandaletten aus und betrachtete ihre unlackierten Zehennägel, während Marty weiter ihren Wein trank.
„Wollen wir nicht warten, bis Daisy mitmachen kann? Vielleicht fallen ihr auch ein paar potenzielle Kandidaten ein. Das würde sie ablenken. Ich glaube allerdings immer noch, dass Faylene ausrasten wird, wenn sie herausfindet, was wir vorhaben.“
Lächelnd trug Sasha den violetten Glitzerlack auf ihre Fußnägel auf. „Von mir aus kann sie ausrasten, so viel sie will. Hauptsache, sie kündigt nicht. Hausputz und ich, das sind zwei Welten, die nicht zusammenpassen.“
Ein paar Meilen außerhalb von Muddy Landing packte Daisy Hunter in einem hübschen alten Haus, das allerdings schon bessere Zeiten gesehen hatte, einen weiteren Karton mit Kleidungsstücken ihres verstorbenen Patienten. Das Ganze wollte sie bei ihrer nächsten Fahrt nach Elizabeth City in einem Geschäft abgeben, das Gebrauchtwaren für wohltätige Zwecke verkaufte. Am liebsten wäre Daisy gleich am Tag nach Harveys Tod ausgezogen, aber ihr Apartment war immer noch nicht bezugsfertig. Außerdem hatte Egbert vorgeschlagen, sie solle zumindest so lange bleiben, bis sie einen neuen Patienten zur Pflege hatte. So hatte eines zum anderen geführt.
„Ihr Gehalt können Sie weiterbeziehen, während Sie alles im Haus packen und sortieren. Außerdem verfallen leer stehende Häuser schneller.“ Egberts bestimmter Ton hatte Daisy beruhigt. Bei einem Mann wie Egbert Blalock wusste eine Frau immer, woran sie war.
Bis vor Harveys Tod hatten Daisy und Egbert sich nur sehr flüchtig gekannt. Seitdem hatten sie sich allerdings einige Male getroffen, um Harveys Angelegenheiten zu besprechen. Beim zweiten oder dritten Treffen hatte Daisy angefangen, Egbert nicht nur in seiner Funktion, sondern auch als Mensch zu sehen. Je länger sie über ihn nachgedacht hatte, desto mehr war sie zu der Überzeugung gelangt, dass er einen vorbildlichen Ehemann abgeben würde. Schließlich wurde sie auch nicht jünger, und wenn sie jemals eine eigene Familie gründen wollte, dann wurde es Zeit.
Während Faylene, die an drei Tagen in der Woche hier putzte, das alte Haus ein letztes Mal gründlich reinigte und dabei auch die Räume sauber machte, die seit Jahren verschlossen gewesen waren, erstellte Daisy Listen, verpackte persönliche Dinge von Harvey und grübelte gleichzeitig darüber nach, wie sie einen passenden Partner finden konnte. Für andere schaffte sie das problemlos, aber sobald es um sie selbst ging, konnte sie nicht mehr objektiv bleiben.
Natürlich hatte sie den beiden Freundinnen kein Sterbenswörtchen darüber verraten. Marty und Sasha würden schon beim ersten winzigen Hinweis die Regie übernehmen und das Ganze zum Scheitern bringen. Sasha legte sich neue Ehemänner zu wie andere Frauen Schuhe, und Marty war da auch nicht viel besser, obwohl sie immer wieder beteuerte, sie habe ein für alle Mal genug von Experimenten mit Männern.
Daisy erblickte sich in einem der großen Spiegel und strich sich über das wirre
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