JULIA COLLECTION Band 20
einen Blick zu. Oh, mein Junge, bei deinem knackigen Hintern ist für Hände in deiner Jeans nun wirklich kein Platz mehr. „In ein paar Tagen fängt der Februar an, und spätestens ab März haben wir hier Frühling.“
Cole gab nur einen unverständlichen Laut als Antwort.
Marty sah zwar nicht zu ihm hin, aber sie nahm seine Gegenwart mit jeder Faser ihres Körpers wahr. Sie hob die Speckstreifen aus der Pfanne und ließ sie auf Backpapier abtropfen. Gleichzeitig würzte sie die verquirlten Eier. Bloß nicht an den Kostenvoranschlag und an diesen Mann denken! Dass er hier auftauchte, zeigte doch schon, dass er bereit war, übers Geschäftliche zu reden. Es blieb bloß noch abzuwarten, ob sie ein Darlehen würde aufnehmen müssen, um sich seine Dienste leisten zu können.
„Setzen Sie sich doch. Oder wollen Sie sich die Hände waschen? Das Bad ist oben. Aber das wissen Sie ja. Sie können auch die Spüle hier benutzen. Das Handtuch dort ist ganz sauber. Sie können aber auch die Papiertücher nehmen.“
Ja, dachte sie, so hektisch rede ich immer, wenn ich kurz davor bin, den Verstand zu verlieren.
Ein paar Minuten später steckte Marty zwei Scheiben Brot in den Toaster und richtete das Rührei mit Speck auf zwei Tellern an. Cole war nach oben ins Bad gegangen. Entweder wollte er sich frisch machen, oder er wollte sich noch einmal alles ansehen, bevor er sich auf den Job einließ. Zum Glück hatte Marty sofort nach dem Aufstehen ihr Bett gemacht. War die Zahnpastatube zugeschraubt? Die Schmutzwäsche weggeräumt? Egal, dachte Marty. Wenigstens trug sie heute Schuhe und Socken.
„Ich kann Ihnen Erdbeer-, Orangen- und selbst gemachte Feigenmarmelade anbieten“, teilte sie ihrem Gast mit, als er die Treppe herunterkam. „Bedienen Sie sich.“
Hoffe immer auf das Beste und rechne mit dem Schlimmsten, sagte sie sich. Würde der Mann bei ihr frühstücken, wenn er den Job ablehnen oder so viel verlangen wollte, dass Marty ihn sich nicht leisten konnte? Aber vielleicht war er auch nur pleite und hungrig und ohne jedes Ehrgefühl.
Ja, dachte Marty, pleite ist er vielleicht, und ganz offensichtlich hat er einen Riesenhunger. Aber bestimmt hat er eine Menge Ehrgefühl, das erkenne ich an seinem offenen Blick.
Andererseits hatte Beau ihr auch immer ganz offen in die Augen geschaut und dabei gelogen, dass sich die Balken bogen.
Kurz darauf legte Cole Messer und Gabel beiseite und schenkte sich noch Kaffee ein, bevor er die Kanne über Martys Becher hielt. „Es sieht machbar aus“, sagte er dann.
Marty lehnte den Kaffee dankend ab. Endlich kamen sie beide zum Thema. „Machbar?“, drängte sie Cole.
Er nickte. „Die Wand, die Sie entfernen wollen. Habe ich gestern nicht bereits erwähnt, dass es eine tragende Wand ist? Die brauchen Sie zur Stabilität des Hauses, aber ich kann Ihnen eine andere Lösung anbieten, wodurch Sie alles nach Ihren Bedürfnissen gestalten können, vorausgesetzt, Sie sind bereit, einen Kompromiss einzugehen.“
„Kompromiss ist mein zweiter Vorname.“Was meinte er denn mit ihren Bedürfnissen? Wenn Cole wüsste, was sie für Bedürfnisse hatte, dann würde er schreiend auf die Straße rennen. Marty war überhaupt nicht klar gewesen, dass sie irgendwelche Bedürfnisse hatte, bis dieser Mann gestern in ihr Haus gestürzt war und nach einem Feuerlöscher gerufen hatte. Ein Feuerlöscher?, dachte Marty. Im Moment wäre mir eine kalte Dusche lieber. „Heißt das, Sie nehmen den Auftrag an?“
„Möchten Sie mich pro Arbeitsstunde bezahlen oder pauschal?“
„Wie Sie wollen.“
„Wie wär’s dann hiermit?“ Er zog einen zusammengefalteten Zettel aus der Hemdtasche.
Wieder hatte er ein teures Markenhemd an, das am Kragen abgeschabt war. Heute war es ein weißes, und der dritte Knopf von oben fehlte. Warum fielen ihr all diese Einzelheiten eigentlich auf? Lag das an ihrem Sternzeichen Jungfrau?
Witzig, dachte sie, meine Venus steht im Skorpion, und laut Horoskop bin ich gehemmt, aber insgeheim sexbesessen. Das zeigte doch deutlich, wie wenig man auf diesen ganzen Quatsch geben konnte.
Vorsichtig faltete sie den Zettel auseinander. Als Erstes fiel ihr die Handschrift auf. Es sah fast wie gedruckt aus, sehr männlich mit überraschend eleganten Bögen. Genau wie der Mann selbst, dachte sie.
Sein Schweigen machte sie verlegen, und erst dann wurde ihr bewusst, dass er auf eine Reaktion von ihr wartete. „Da sehe ich kein Problem“, stellte sie schließlich fest.
Vorausgesetzt,
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