JULIA COLLECTION Band 20
arbeitete. Wenn er eine Schraube festzog, spannten sich in seinem Unterarm die Muskeln an.
„Vergiss nicht, dass das alles nichts bringt, wenn du es nicht auch benutzt“, warnte er sie.
„Das ist mir klar. Ich verspreche hoch und heilig, immer die Ketten an den Türen vorzulegen und die Fenster zu verriegeln, bevor ich ins Bett gehe.“
Sie holte Besen und Kehrblech, während Cole sein Werkzeug auf die Treppe legte.
Er stemmte die Hände in die Hüften. „Das Ganze hält einen Einbrecher nur kurz auf, aber wenigstens gewinnst du dadurch Zeit, die Polizei anzurufen und aus dem Haus zu verschwinden.“
Sie kehrten in die Küche zurück. „Aus dem Haus? Aber da würde ich dem Kerl doch in die Arme laufen!“ In so einem Fall würde Marty sich viel lieber in Coles starke Arme schmiegen und verdrängen, dass irgendjemand ihr etwas antun wollte. Als Marty ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er wild und zerzaust ausgesehen, doch jetzt kannte sie ihn besser, und er wirkte …
Tja, im Grunde wirkte er immer noch ungezähmt und wild, auch wenn Marty jetzt mehr in ihm sah als nur breite Schultern, schmale Hüften und blaugrüne Augen. Jetzt fand sie an ihm unzählige Kleinigkeiten anziehend, wie den Duft seiner Haut und diese tiefe, heisere Stimme. Er hielt ihr immer die Tür auf und half ihr aus dem Wagen. Oft zuckten seine Mundwinkel, und es bildeten sich Lachfältchen an seinen Augenwinkeln, wenn er etwas lustig fand. Und dann sein Kuss …
Was ging da eigentlich in ihrem Kleinstadtkopf vor sich? Eigentlich hätte dieser Mann überhaupt nichts anfangen dürfen, was keine Zukunft haben konnte.
Marty wusste, dass sie nicht die Willenskraft besaß, ihm zu widerstehen. Leider drängte die Zeit für den Umbau, und deshalb war sie auf Cole angewiesen. Jede Ablenkung konnte dazu führen, dass nicht alles rechtzeitig fertig wurde.
Sie straffte die Schultern. „Also schön, der Versicherung zuliebe werde ich alles verriegeln, obwohl ich immer noch glaube, dass es übertrieben ist.“
„Schon möglich. Aber wenn du hörst, wie jemand sich am Türschloss zu schaffen macht, musst du den Notruf wählen, okay?“
„Da erreiche ich Betty Mary Crotts. Die macht immer die Nachtschicht. Sie gehört auch zu meinen Stammkunden. Wenn sie zufällig wach ist, liest sie bestimmt gerade einen historischen Liebesroman.“
„Genau. Deine Sicherheit ist auch für deine Stammkundschaft wichtig.“
„Gegen dich kommt man anscheinend mit keinem Argument an.“ Es klang fast wie ein Kompliment, und an seinem Lächeln erkannte sie, dass er es auch so verstand. „Können wir uns jetzt endlich an die Arbeit machen? Den halben Tag haben wir schon vertan.“
„Vertan?“
Marty wich seinem Blick aus, schnappte sich ihre Skizzen und verschwand damit im Wohnzimmer.
Sie aßen ihr Lunch getrennt. Kurz nachdem Cole sich wieder an die Arbeit gemacht hatte, rief Marty ihm zu, sie müsse zur Post und sei in einer Stunde zurück. Seine Einwände wollte sie gar nicht hören. Falls ihr ein Mercedes auf dem Weg zur Post und zum Drugstore folgen wollte, konnte er das ihretwegen gerne tun. Dann würde sie den Fahrer direkt ansprechen und diesem ganzen Spielchen ein Ende bereiten.
Am Haus der Caseys fuhr sie langsamer vorbei. Die beiden waren mit Mr. Caseys Auto nach Florida gefahren, das von Mrs. Casey stand in der Garage.
Von dem Mercedes war nichts zu sehen. Marty holte sich ihre tägliche Sammlung von Werbeprospekten und Rechnungen von der Post und grüßte Miss Canfield, deren Zittern von Jahr zu Jahr schlimmer wurde. „Bauen Sie dieses Jahr wieder Gemüse an?“
„Nur Bohnen, Tomaten und Okraschoten.“
„Wenn Sie Probleme mit den Kaninchen haben sollten, sagen Sie mir Bescheid. Ich habe ein Mittel gefunden, das bestens hilft.“
Im Drugstore nickte sie lächelnd Mr. Horton zu, der im selben Wohnwagenpark lebte wie Faylene. Nach den Büchern zu urteilen, die er las, war dieser Mann erheblich abenteuerlustiger, als es nach außen hin den Anschein hatte.
Marty steuerte auf den Mittelgang zu, wo sie sich eine Salbe gegen Rückenschmerzen aus dem Regal nahm und ein Wärmekissen, das man in der Mikrowelle aufheizen konnte, falls ihr der Rücken wieder Probleme bereiten sollte. Als sie an den Kosmetikartikeln vorbeikam, griff sie aus einem Impuls heraus nach apricotfarbenem Rouge.
Dann entdeckte sie die Kondome.
Und wenn …?
Ein paar Minuten später verließ sie den Drugstore mit Rouge, Wärmekissen, Salbe und einer Schachtel
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