Julia Collection Band 22
Vater verhaften ließe, werde ich Ihnen jetzt ein Angebot unterbreiten, Sheriff. Und wenn Sie schlau sind, dann nehmen Sie es an, denn das ist Ihre einzige und letzte Gelegenheit, mit der Sie sich und den Richter vor einer Gefängnisstrafe bewahren können.“
Betreten nickte der Sheriff. „Ich höre.“
Nick deutete auf die Reste der in Flammen stehenden Scheune. „Dies ist Ihre letzte Untersuchung. Sie werden jetzt nach Elk Bluff zurückfahren und einen Bericht schreiben, in dem steht, dass dieses Feuer ein Unfall war. Dann werden Sie Ihren Abschied als Sheriff einreichen. Und zwar mit sofortiger Wirkung.“
„Also, hören Sie …“
„Sie sollten sich das lieber überlegen – und zwar schnell, Turner“, unterbrach Nick ihn. „Ich habe gehört, dass ehemalige Gesetzeshüter und Richter hinter Gittern kein besonders leichtes Leben haben.“
Cheyenne schluckte. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet – und das nicht nur vom Rauch aus der Scheune. Nie hatte sie Nick mehr geliebt als in diesem Moment. Trotz allem, was ihr Vater und der Sheriff ihm angetan hatten – sie hatten versucht, ihn in Verruf zu bringen und ihm ein Verbrechen anzuhängen, und das nicht nur einmal –, war er bereit, die Sache zu vergessen, nur um ihr die Schande einer öffentlichen Demütigung zu ersparen.
„Ich denke, Sie sollten jetzt lieber gehen, Mr. Turner“, riet sie dem plötzlich auffallend eingeschüchtert wirkenden Sheriff. Das Heulen einer Sirene war zu hören. „Das wird die freiwillige Feuerwehr sein. Die können sich mit dem, was von der Scheune noch übrig ist, beschäftigen, während Sie den Unfallbericht schreiben und Ihren Abschied einreichen.“
Als der Sheriff ohne Protest zurück zu seinem Streifenwagen schlich, wandte Cheyenne sich an ihren Vater. „Lass uns ins Haus gehen, damit wir ungestört sind. Du schuldest Nick und mir eine Erklärung.“
Als Nick dem Richter gegenüber am Küchentisch der Holbrooks saß, spürte er die Wunde in seiner Hand schmerzhaft pochen. Doch noch würde er nicht nach Elk Bluff in die Klinik fahren, um einen Arzt nach der Verletzung sehen zu lassen. Erst wollte er Antworten auf all die Fragen bekommen, die ihn sein ganzes Leben als Erwachsener geplagt hatten.
Bevor er jedoch fragen konnte, was der Richter gegen ihn hatte, bemerkte Cheyenne das frische Blut, das durch den Verband an seiner Hand sickerte. „Oh, Nick! Die Nähte sind wieder aufgeplatzt. Du musst unbedingt zum Arzt.“
Er schüttelte abwehrend den Kopf. „Erst nachdem ich mir angehört habe, was dein Vater zu sagen hat.“
Sie starrte ihn einen Augenblick lang an, holte dann tief Luft und wandte ihre Aufmerksamkeit dem schweigsamen Mann zu, der am anderen Ende des Tisches saß. „Also, Daddy, warum? Was hat Nick dir bloß getan, um von dir so behandelt zu werden?“
Das Zittern in ihrer Stimme und die Enttäuschung, die er in ihrem Blick entdeckte, tat Nick mehr weh als die Wunde an seiner Hand. Er spürte ihren emotionalen Schmerz bis in den hintersten Winkel seiner Seele und schwor in diesem Augenblick, niemals wieder zuzulassen, dass ihr jemand wehtat.
„Ich hatte nicht vor, es so weit kommen zu lassen“, erklärte der Richter müde.
Nick bemerkte, dass er den Kopf gesenkt hielt und keinem von ihnen in die Augen schauen konnte.
„Ich wollte nur, dass Ihr Ruf ein wenig leidet. Ich wollte nicht, dass jemand verletzt wird.“
„Sie können froh sein, dass nichts weiter passiert ist.“ Nick schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich bin um zehn Jahre gealtert, als ich Cheyenne in die brennende Scheune laufen sah.“
Zum ersten Mal, seit Nick angekommen war, schaute Bertram Holbrook ihm direkt in die Augen, und zum ersten Mal lag in diesem Blick keine Feindseligkeit. „Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie sie dort herausgeholt haben, Daniels. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Sie nicht aufgetaucht wären.“
„Wer hat das Feuer gelegt, du oder der Sheriff?“, wollte Cheyenne wissen.
„Gordon. Aber die Sache sollte gar nicht dermaßen aus dem Ruder laufen.“ Der Richter hatte seine Hände auf den Tisch gelegt und starrte auf seine krampfhaft verschränkten Finger. „Es sollte nur ein kleiner, unbedeutender Vorfall sein, so wie die Sache mit den Reifen.“
„Das beantwortet noch immer nicht meine Frage. Was hast du gegen Nick, Daddy? Warum hast du ihn und seine Mutter immer verachtet?“
Der Richter schwieg eine ganze Weile, schließlich hob er den Kopf und schaute
Weitere Kostenlose Bücher