Julia Collection Band 22
besser, als mit Nick zusammen auf einem Pferd zu sitzen. Vor allem nach diesem Kuss.
„Reite ruhig vor. Ich gehe zu Fuß.“
„Ich lasse mich hier auf keine Diskussionen ein.“
Nachdem er aufgesessen war, streckte Nick die Hand aus, um Cheyenne in den Sattel zu helfen. Auf ihn wirkte sie genauso unglücklich über die Situation, wie er sich fühlte, aber sie ergriff seine Hand und erlaubte ihm damit, sie hochzuziehen, damit sie hinter ihm aufsitzen konnte.
Eine Weile ritten sie schweigend dahin. Nick entging nicht, dass Cheyenne sich am Sattel festhielt, statt die Arme um seine Taille zu legen. Das war ihm nur recht. Je weniger Körperkontakt, desto besser.
Er hatte ein schlechtes Gewissen und fragte sich, was zum Teufel er sich nur dabei gedacht hatte, sie überhaupt in die Arme zu nehmen. Warum war es ihm so wichtig gewesen, dass sie zugab, wie sehr es sie störte, wenn er mit einer anderen Frau zusammen war? Er hatte sich wie ein idiotischer Macho verhalten, der etwas unter Beweis stellen musste. Doch damit hatte er eigentlich nur bewiesen, dass er seinem Vater mehr glich, als er zugeben wollte.
Nach allem, was Nick über seinen Vater Owen Larson gehört hatte, war er ein Mann gewesen, der reihenweise Frauenherzen gebrochen hatte. Er hatte sie mit seinem Charme überwältigt und sie verführt, einfach um sich zu beweisen, dass er es konnte. Und obwohl Nick Cheyenne eben nicht geküsst hatte, weil er sie verführen wollte oder weil er seine Potenz unter Beweis stellen wollte, hatte er sie beeindrucken wollen. Er wollte sie veranlassen zuzugeben, noch immer tiefere Gefühle für ihn zu haben. Und auch wenn sie ihn schließlich von sich gestoßen hatte, war es offensichtlich gewesen, dass der Kuss sie nicht unbeteiligt gelassen hatte.
Als sie den Fluss durchquerten und auf der anderen Seite das Ufer erklommen, musste Cheyenne schließlich doch die Arme um ihn legen, um sich festzuhalten, und Nick hatte das Gefühl, von einem Blitz getroffen zu werden. Die Wärme ihres Körpers und ihre Brüste, die sich an seinen Rücken pressten, versetzten ihn in Aufruhr, und es fiel ihm schwer, weiterhin innerlich Abstand zu wahren.
Im Lauf der Jahre war er über Cheyenne hinweggekommen, und er hatte absolut kein Interesse daran, auch nur irgendetwas von dem, was sie früher einmal füreinander empfunden hatten, wieder aufleben zu lassen. Aber das hielt seinen verräterischen Körper nicht davon ab, derart stark auf sie zu reagieren, dass es plötzlich ziemlich unbehaglich, wenn nicht gar gefährlich wurde, auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen.
Entschlossen, ein wenig Distanz zwischen ihnen zu schaffen, ließ Nick sein Pferd anhalten. „Wir sollten der Stute eine kleine Pause gönnen, bevor wir weiterreiten.“
„Das ist eine gute Idee“, meinte Cheyenne und rutschte hastig vom Rücken des Pferdes.
Nick ließ die Tiere ein wenig grasen und gesellte sich zu Cheyenne, die sich in den Schatten eines großen Baumes gesetzt hatte. Im Bemühen, die Spannung zwischen ihnen ein wenig zu lockern, suchte er nach einem neutralen Thema.
„Erzähl doch mal, was sich hier in der Gegend alles getan hat, während ich fort war.“
„Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ Cheyenne zuckte mit den Schultern und pflückte einen Grashalm ab, den sie zwischen ihren schlanken Fingern zerrieb. „Dein Freund Tom Little Bear macht Karriere bei den Marines. Er hat ein Mädchen aus North Carolina geheiratet, als er im Camp Lejeune stationiert war, und nach dem, was ich zuletzt gehört habe, haben sie vier Kinder und das fünfte ist unterwegs.“
Nick lachte. „Das klingt ganz nach Little Bear. Er hat immer gesagt, dass er sich eine große Familie wünscht.“
Cheyenne lächelte. „Seine Schwester Marleen hat acht Kinder.“
„Was ist mit deinen Freunden?“, fragte er beiläufig. „Ist es Sally Hanley schließlich doch noch gelungen, Doug Carson zum Altar zu schleifen?“
„Ja, aber es hat nicht funktioniert. Sie haben sich nach drei Jahren scheiden lassen, und Sally hat Gerald Reynolds geheiratet. Sie betreiben jetzt ein Lokal in Elk Bluff.“
Eine Weile saßen sie schweigend da, und Nick verarbeitete erst mal all die Veränderungen, die sich in den dreizehn Jahren seiner Abwesenheit in seiner Heimat ereignet hatten. Während er über das nachdachte, was Cheyenne ihm über ihre Freunde erzählt hatte, konnte er nicht umhin, darüber zu grübeln, ob sie jemand Besonderen für sich gefunden hatte.
Dieser Gedanke war wie ein
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