Julia Collection Band 23
konzentrieren.“
Er verschränkte die Hände im Schoß. „Ich bin schweigsam wie ein Grab.“
Als ob das einen Unterschied machte, wenn er nur Millimeter von ihr entfernt saß! Bei der geringsten Bewegung berührten sie sich.
„So ein Cockpit ist nicht sehr geräumig“, murmelte er.
Molly schwieg. Konzentrieren, befahl sie sich, nicht daran denken, dass er neben dir sitzt. Stell dir vor, er ist Carson.
Sofort fühlte sie sich ruhiger, weniger verunsichert, wenn auch ein bisschen schuldbewusst. Armer Carson! Sei’s drum! Zumindest hatte sie die Maschine wieder im Griff. Als sie vom Wasser abhoben und in den wolkenlosen Himmel aufstiegen, hörte sie, wie Joaquin neben ihr den Atem einzog. „Kann man sich etwas Schöneres vorstellen?“, fragte er leise.
Unter ihnen breitete sich das Meer in allen Schattierungen vom hellsten Türkis bis zum tiefsten Blau aus. In dem glasklaren Wasser sah man jede Sandbank, jedes Riff, und die kleinen Inseln mit ihrer dichten Vegetation und den weißen Stränden reihten sich wie grüne Perlen aneinander. Molly fand, dass sich auf der ganzen Welt nichts damit vergleichen ließ, und dass Joaquin ebenso zu empfinden schien, überraschte sie. Als sie Carson nach seinem letzten Besuch nach Nassau flog, hatte er nicht ein einziges Mal aus dem Kabinenfenster geschaut, sondern war die ganze Zeit in seine Unterlagen vertieft. Natürlich kannte er das alles von zahllosen Flügen, aber nach ihrer Meinung bekam man nie genug davon.
Sie wandte den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Er lächelte, und sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Schnell sah sie wieder nach vorn.
Das ist der falsche Mann, flüsterte die Stimme der Vernunft. Denk ans Fliegen, nicht an ihn.
Nach der Landung in Nassau brachte ein Schlauchboot die Gruppe zum Dock, wo ein Minibus auf sie wartete. Der Ausflug begann wie immer mit einer Stadtrundfahrt, dann folgte ein Museumsbesuch und danach Mittagessen in einem typischen Restaurant. Am Nachmittag standen zwei Kunstgalerien auf dem Programm, wo sich die Touristen mit einheimischen Künstlern unterhalten konnten. Der Tag endete auf dem Strohmarkt mit seinen farbenfreudigen Souvenirkiosken, wo Molly die Gruppe für den Rückflug nach Pelican Cay erwarten würde.
Obwohl Sophy es jedes Mal anbot, nahm Molly an dem Programm nicht teil; sie zog es vor, den Tag für sich zu haben. Manchmal musste sie für Hugh Einkäufe erledigen, aber heute stand nichts auf dem Programm. So konnte sie in aller Ruhe nach einem hübschen Kleid suchen und den Rest der Zeit am Strand verbringen.
Der Bus brachte sie ins Stadtzentrum, wo sie ihn anhalten ließ. Sie wünschte Sophy und der Gruppe einen schönen Tag und wollte gerade aussteigen, als Joaquin ihr zuvorkam. Er machte die Tür auf, nahm Molly bei der Hand und zog sie auf die Straße. Dann teilte er der verblüfften Begleiterin mit, dass sie sich um vier Uhr am Strohmarkt treffen würden, und schlug die Tür zu. „Gehen wir.“ Er rieb sich die Hände. „Jetzt kommt Lektion Nummer zwei.“
„Ich finde das überhaupt nicht lustig“, sagte Molly empört. „Was wird Sophy jetzt von mir denken?“
„Dass Sie mir Unterricht im Fliegen geben“, erwiderte er und grinste.
Molly fehlten die Worte.
„Oder …“, fuhr er fort, „… dass wir unter uns sein wollen.“
„Das fehlt gerade noch. Sophy weiß, dass ich mit Carson verlobt bin.“
„Dann brauchen wir uns ja keine Sorgen zu machen. Kommen Sie, wir haben zu tun.“
„ Wir ? Ich habe schon etwas vor.“
„Das können wir später erledigen, erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Er musterte die Geschäfte, als suche er nach etwas Bestimmtem.
„Wohin gehen wir?“, fragte sie.
„Das werden Sie gleich sehen. Ah … Genau, was ich suche.“ Er nahm ihren Arm und zog sie zu einem eleganten Friseursalon. „Zuerst kommt ein Haarschnitt.“
„Wozu? Ich hatte erst letzte Woche einen.“
„So? Von wem? Von Hugh?“
Molly wurde dunkelrot vor Verlegenheit. „Na und? Ist das verboten?“
„Ich dachte, Ihr Bruder ist Pilot.“
„Bei der Armee hat er immer allen seinen Bekannten die Haare geschnitten.“
„Bei der Armee!“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn Sie Ihren widerspenstigen Verlobten beeindrucken wollen, brauchen Sie eine schicke Frisur, nicht diesen Schulmädchenlook.“ Er öffnete die Tür und schob sie sanft, aber bestimmt in den Salon.
Es war ein Palast aus Chrom und Glas, mit hohen Spiegelwänden, Spotlights in allen Regenbogenfarben und
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