Julia Collection Band 26
schon?
Aber ein kurzer Blick in Reids Augen genügte, und alle Vorsicht war vergessen. Sie schenkten sich Tee ein, holten sich noch Milch, Zucker und ein paar Kekse aus der Küche und trugen dann alles auf einem Tablett hinaus in den Garten, um dort noch etwas länger unter dem Sternenhimmel sitzen zu können.
Dann erzählte Reid Sarah von seiner Zeit im Internat und von dem Jahr, das er auf Reisen in Schottland und Europa verbracht hatte. Außerdem berichtete er ihr von der Ranch seiner Familie, von Southern Cross im Norden des Star Valley.
Das ganze Gespräch war äußerst gesittet und höflich, aber Sarah fand es unglaublich aufregend. Sie fühlte sich sehr geschmeichelt, weil dieser ältere, attraktive Mann ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen ließ.
Insgeheim hatte sie Angst, dass er irgendwelche Witze machen würde, über die sie nicht lachen konnte. Oder dass er die Situation ausnutzen würde, um anzüglich zu werden. Aber nichts dergleichen geschah. Nicht ein einziges Mal hatte Sarah das Gefühl, dass die Dinge außer Kontrolle geraten könnten.
„Sarah Rossiter, bist du das?“
Eine schrille Stimme, die Sarah nur allzu gut kannte, zerriss die Stille der Nacht.
Erschrocken drehte Sarah sich um und erblickte die massive Gestalt ihrer Schuldirektorin, die im Türrahmen zur Küche stand.
Verdammt! Schuldbewusst sprang sie auf. „Ja, Miss Gresham.“
„Du liebe Güte, Mädchen. Was, um alles in der Welt …?“ Die Direktorin wirkte sehr aufgeregt. „Was machst du nur hier draußen?“
Mist! Sarah wusste, dass sie in Gefahr war, ihre ausgezeichneten Zensuren für gutes Benehmen zu gefährden.
Aber noch bevor sie eine Entschuldigung stammeln konnte, trat Reid vor.
„Miss Gresham, es ist meine Schuld. Ich muss gestehen, ich habe Miss Rossiter dazu angestiftet, hier mit mir eine wohlverdiente Tasse Tee zu trinken.“
„Aber … aber …“, stieß die Direktorin hervor.
„Bitte erlauben Sie mir, Ihnen zu Ihrer wunderbaren Schulfeier zu gratulieren. Ich weiß, dass Sie für die Organisation verantwortlich sind. Es war einfach perfekt.“
Wenn das nicht charmant war! Innerhalb von Sekunden hatte Reid Miss Gresham genauso betört wie vorher Ellen, die Köchin.
Und Sarah verliebte sich Hals über Kopf in ihn.
In den folgenden vier Jahren, während sie an der Universität studierte, sah sie ihn oft. Sie schrieben sich auch und trafen sich, wann immer möglich – während der Semesterferien oder sobald Reid eine Entschuldigung finden konnte, sich von Southern Cross fortzustehlen und nach Townsville zu kommen.
Jedes Mal, wenn Sarah ihn sah, verliebte sie sich ein wenig mehr in ihn. Und sie hatte den Verdacht, dass Reid auch in sie verliebt war. Kein Zweifel, er musste sich zu ihr hingezogen fühlen, wenn er sie küsste. Sie schliefen zwar nicht miteinander, aber es ging oft recht heiß her zwischen ihnen.
Sarah wusste, warum es bisher nicht zum Äußersten gekommen war. Reid hatte ihr mehrmals gesagt, er halte sie für so talentiert, dass er nicht wolle, dass sie sich zu früh an jemanden binde. Das war natürlich Unsinn, aber ungeachtet ihrer lautstarken Proteste beharrte er darauf, dass sie ihre Zeit als Studentin in vollen Zügen genießen solle. Und das bedeutete in seinen Augen auch, dass sie sich mit anderen jungen Männern traf.
Widerstrebend gab Sarah zu, dass er damit nicht ganz Unrecht hatte, und verabredete sich mit ein paar netten Jungen. Es machte zwar Spaß, aber keiner von ihnen konnte sich mit Reid messen.
Im letzten Jahr an der Universität, als sie im Juli in den Semesterferien nach Hause kam, rief Reid sie an, um ihr zu verkünden, dass er am nächsten Tag nach Wirralong zu Besuch kommen würde.
Aufgeregt zog Sarah zu dieser Gelegenheit ihre besten Sachen an, ein neues blaues Leinenhemd und eine Jeans, die auf der Hüfte saß. Dann stand sie auf der Terrasse ihres Elternhauses und wartete auf die erste Staubwolke, die das Erscheinen seines Autos auf der staubigen Landstraße ankündigte.
Es war ein wunderschöner Tag – North Queensland zeigte sich in diesem Winter von seiner besten Seite –, ein Tag mit einem klaren, blauen Himmel und einer Luft, so klar und prickelnd wie Champagner.
Als Reid näher kam, lief Sarah über den Rasen und wartete auf ihn am vorderen Gatter, das sie für ihn aufriss. Durch die staubige Windschutzscheibe hindurch konnte sie sein strahlendes Lächeln sehen. Oh, Mann! Sie war so verliebt, dass sie es vor Aufregung kaum noch
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